Papua-Neuguinea: Eine der größten Gold- und Silberminen der Welt nahm nach 4 Jahren Stillstand wieder den Betrieb auf

josef

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PAPUA-NEUGUINEA
Goldmine Porgera nimmt nach fast vier Jahren Betrieb wieder auf
Papua-Neuguinea hält nun die Mehrheit an der Mine, die zu den größten der Welt gehört
Nach fast vier Jahren des Stillstandes wurden in der riesigen Gold- und Silbermine Porgera in den Bergen Papua-Neuguineas die Arbeiten wieder aufgenommen. Porgera gehört zu den zehn größten Goldminen der Welt. Hier lagern schätzungsweise 417 Tonnen Gold. Der Tagbau ist ein gewaltiges Loch im Zentrum des Landes in der Provinz Enga in einer Höhe zwischen 2.200 und 2.600 Metern, rund 600 Kilometer nordwestlich der Hauptstadt Port Moresby.

Im April 2020 verlängerte die Regierung Papua-Neuguineas die Förderlizenz des kanadischen Betreibers Barrick nicht, die im August 2019 abgelaufen war. Barrick hatte eine Verlängerung der Lizenz um zwanzig Jahre angestrebt, wollte jedoch die von Port Moresby geforderte Neuordnung des Geschäftsmodells nicht akzeptieren. Daraufhin wurde der Abbau eingestellt, und die Anlage wurde eingemottet. Im Jahr 2019 hatte Porgera noch 600.000 Unzen Gold (rund 17 Tonnen) geliefert.

"Ziellinie erreicht"
Im vergangenen Oktober schließlich kam es zur Einigung über einen neuen Bergbauvertrag, was den Aktien Barricks Auftrieb verlieh. Am 20. Dezember schließlich unterzeichnete der papuanische Parlamentschef Job Pomat in Vertretung des aus gesundheitlichen Gründen in Australien weilenden Generalgouverneurs Bob Dadae die Vereinbarung. Premier James Marape, der Barrick im Jahr 2020 noch mit dem Rauswurf gedroht hatte, zeigte sich zufrieden und sprach davon, dass nun die "Ziellinie erreicht" sei. Der zuständige Provinzgouverneur Engas, Peter Ipatas, lobte Marape für die Verhandlungsführung: "Es war ein transparenter Prozess." Es sei das erste Mal gewesen, dass die nationale Regierung eine Provinz in solche Verhandlungen einbezogen habe.


Premier James Marape konnte nach fast vier Jahren Verhandlungen die Neueröffnung der Porgera-Mine verkünden.
AFP/DAVID GRAY

Nach dem offiziellen Abschluss der Wiederaufnahmevereinbarung habe man mit den Arbeiten zur Wiederinbetriebnahme begonnen, teilte Barrick am vergangenen Freitag mit. Das bedeutet unter anderem, dass dicke Schlammschichten abgebaggert werden müssen, die sich in den Jahren des Stillstandes angesammelt haben. Die Arbeiten sollten bereits in den kommenden Wochen abgeschlossen sein, schließlich wurden während der Zeit des Abbaustopps regelmäßige Wartungen durchgeführt.


Barrick darf in Porgera wieder Gold abbauen.
REUTERS/DADO RUVIC

Abbau soll bald beginnen
Der Abbau und die Verarbeitung sollen Barrick zufolge bereits im ersten Quartal 2024 wieder anlaufen. Barrick-Chef Mark Bristow erklärte, die neue Eigentümerstruktur der Mine stehe im Einklang mit dem partnerschaftlichen Geschäftsmodell Papua-Neuguineas. Die Mine Porgera wird von Barrick gemeinsam mit dem chinesischen Konzern Zijin Mining betrieben, das Joint Venture Barrick Niugini Limited (BNL) gehört beiden Konzernen zu gleichen Anteilen. BNL hält selbst jedoch nur 49 Prozent an der Porgera-Mine, auf die beiden Konzerne entfallen daher jeweils 24,5 Prozent der Anteile. 51 Prozent der Anteile hingegen verbleiben für Papua-Neuguinea selbst und gehören dem Staat zu 36 Prozent und den lokalen Landeigentümern sowie der Provinz Enga zu 15 Prozent. Die wirtschaftlichen Gewinne der Mine gehen zu 53 Prozent an die heimischen Eigner, während das Joint Venture BNL 47 Prozent erhält.


Mark Bristow erklärte, die neue Eigentümerstruktur der Mine stehe im Einklang mit dem partnerschaftlichen Geschäftsmodell Papua-Neuguineas.
APA/AFP/AAMIR QURESHI

Zijin Mining teilte mit, dass in Porgera jährlich rund 21 Tonnen Gold gefördert werden sollen. Für den Konzern bedeute dies, dass man rund fünf Tonnen des Goldes erhalten werde, was die Goldproduktion Zijins erheblich steigern werde.

Zijin hatte im Jahr 2015 Barrick die Hälfte seiner Anteile an der Porgera-Mine um 298 Millionen US-Dollar abgekauft und BNL begründet. BNL verfügte damals über 95 Prozent der Anteile an Porgera, während die restlichen fünf Prozent dem papuanischen Konzern Mineral Resources Enga (MRE) gehörten. MRE wiederum befindet sich im Eigentum der Regierung der Provinz Enga, der Regierung Papua-Neuguineas und der Vereinigung der Landbesitzer Porgeras.

Sexuelle Gewalt und Umweltzerstörung
Barrick ist seit 2006 in Porgera tätig. Damals wurde der ursprüngliche Betreiber Placer Dome von dem Konzern geschluckt, der ab 1990 die Mine ausgebeutet hatte. Immer wieder war die Porgera-Mine in den vergangenen drei Jahrzehnten im Zentrum der Kritik. Im Zuge des Abbaus wurden viele Anwohner umgesiedelt, wogegen sich Proteste erhoben. Die von der Mine beschäftigten Sicherheitsdienste gingen brutal gegen Menschen vor, die illegal auf den Abraumhalden nach Gold suchten. Dabei kam es auch zu Massenvergewaltigungen. Durch die Abbauarbeiten wurden der Porgera-Fluss und weitere Flüsse ebenso mit Schwermetallen verseucht wie der Golf von Papua. Zusätzlich ging auch fruchtbares Agrarland verloren. Während einige Einwohner der Provinz Enga von der Mine profitierten und die Infrastruktur verbessert wurde, häuften sich soziale Probleme wie Alkoholismus und Gewalt zwischen lokalen Clans. Die Bevölkerung wurde wirtschaftlich vom Bergbau abhängig.

Engas Gouverneur Ipatas forderte von Port Moresby daher auch Entschädigungen für weitere Provinzen, die von den Folgen des Bergbaus in Porgera betroffen sind. Marape versicherte, dass der Bergbauminister ab Jänner Gespräche über die von den betroffenen Gebieten eingereichten Positionspapiere führen werde.

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Verlustgeschäft befürchtet
Der Deal zur Wiedereröffnung Porgeras wird auch kritisch gesehen. Der Langzeitabgeordnete John Pundari, der in verschiedenen Regierungsämtern früher auch für den Bergbau zuständig war, sieht den neuen Vertrag als mögliches Verlustgeschäft. Als Porgera den Abbau einstellte, sei der Goldpreis auf einem Höchststand gewesen. Dadurch habe man pro Jahr rund 1,5 Milliarden Kina (250 Millionen Euro) verloren. Über vier Jahre habe sich so ein Minus von sechs Milliarden Kina angehäuft, und durch die Schließung seien fünftausend Arbeitsplätze und hunderte Kleinunternehmen verlorengegangen. Pundari spricht von den teuersten Verhandlungen in der Geschichte des Landes. Für die Finanzierung des Eigenkapitals für die Inbetriebnahme und Wartung sei außerdem ein Kredit über drei Milliarden Kina nötig gewesen, weshalb Pundari befürchtet, dass Papua-Neuguinea in den kommenden Jahren nicht von Einnahmen aus der Mine profitieren werde.
(Michael Vosatka, 29.12.2023)

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