Rom: Lange gesuchtes privates Theater des Kaisers Nero entdeckt

josef

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VERSCHOLLEN GEGLAUBT
Grundmauern von Neros privatem Theater bei Hotelrenovierung freigelegt
Im Garten eines Hotels eines Ritterordens nahe dem Vatikan wurde das lange gesuchte Theater des Nero entdeckt. Der Ort markiert den Beginn der Christenverfolgung


Die Ausgrabungsstätte mit der Kirche Santo Spirito in Sassia im Hintergrund.
AP/Andrew Medichini

Seit 2020 wurde im Innenhof des Palazzo Della Rovere an der Via della Conciliazione, die vom Tiber-Ufer in Rom zum Vatikan führt, gegraben. Nun wurde dort eine aufsehenerregende Entdeckung gemacht. Die Grabungen offenbarten die Reste des Theaters von Kaiser Nero, der in den Jahren 54 bis 68 nach Christus über Rom herrschte.

Die Spielstätte war aus römischen Schriften bekannt, konnte allerdings nie gefunden werden und galt als verschollen. Die Entdeckung des Theaters wurde seitens der Behörden als "außergewöhnlich" bezeichnet, da sie seltene Einblicke in die Geschichte des römischen Reichs ermögliche. Ausgegraben wurden nicht nur die Ruinen, sondern auch Glaspokale aus dem 10. und 15. Jahrhundert sowie Keramikstücke. Es waren die Marmorsäulen und goldverzierter Verputz, die Fachleute überzeugten, es tatsächlich mit Neros Theater zu tun zu haben.


Ein zweigesichtiger Januskopf aus dem ersten Jahrhundert nach Christus.
AP/Andrew Medichini

Beim Schreiber Plinius erwähnt
Das Theater des Nero war durch eine Erwähnung bei Plinius dem Älteren in seinem Historienwerk bekannt. Danach befand sich dieses Privattheater des Kaisers "in den Gärten jenseits des Tibers". Einige Fachleute vermuten, dass Nero von diesem Theater aus den großen Brand von Rom beobachtet hat, den er zum Anlass für seine Christenverfolgungen nahm.

Dass der Fund in unmittelbarer Nähe zum Vatikan gelang, ist kein Zufall. Das Areal befand sich in antiker Zeit außerhalb der Stadtmauern und diente als eine Art Vergnügungsmeile für die römische Kaiserfamilie. Der Hügel des Vatikan enthielt kaiserliche Gärten, die dort gefundenen unzähligen Statuen wanderten später ins vatikanische Museum. Dass der Vatikan Sitz der katholischen Kirche wurde, liegt an der christlichen Erzählung von der Kreuzigung des Petrus in den Gärten des Nero und seiner späteren Bestattung in einem römischen Friedhof am Fuß des Vatikanhügels. Ihr historischer Gehalt ist umstritten.

Unmittelbar neben dem Petersdom, der über einem frühen Petrus-Heiligtum errichtet wurde, lag außerdem die Rennbahn des Kaisers Caligula. Dort stand ursprünglich der ägyptische Obelisk, der nun das Zentrum des Petersplatzes ziert.


Auch Teile eines Freskos aus dem 1. Jahrhundert wurden gefunden
AP/Andrew Medichini

Der Palazzo, in dessen Hof die Entdeckung gemacht wurde, gehört dem Ritterorden des Heiligen Grabs zu Jerusalem, der ihn an eine Hotelkette vermietet. Er wird derzeit zu einem Hotel umgebaut und soll bis 2025 Pilger beherbergen können, wenn zum Jubiläum des Vatikan 30 Millionen Menschen erwartet werden. Während die Fundgegenstände ins Museum kommen, sollen die Mauern bis dahin wieder unter der Erde verschwinden.
(rkl, APA, 4.8.2023)

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