Teure Reparaturen bei E-Autos

josef

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ELEKTROMOBILITÄT
Zu teuer, zu kompliziert: Scharfe Kritik an Reparaturen bei E-Autos
Die Instandsetzung von Elektrofahrzeugen bleibt weiterhin ein Problem – selbst kleinere Schäden können unnötig große Auswirkungen auf die Rechnung haben
8. April 2024, 15:00

Wenn es einmal scheppern sollte, kann die Reparatur von E-Autos selbst bei kleinen Unfällen richtig teuer werden.
IMAGO/Teresa Kröger

Die Skepsis gegenüber E-Autos scheint bei Verbraucherinnen und Verbrauchern derzeit eher zu- als abzunehmen. Zumindest wenn es nach einer Autostudie geht, wonach der Wunsch, auf einen alternativen Antrieb umzusteigen, im Vergleich zum Vorjahr abgenommen hat.

Zwar ist es unbestritten, dass E-Autos über ihre gesamte Nutzungsdauer betrachtet weniger umweltschädlich sind als Verbrenner. Neben Diskussionen über maximale Reichweite und die damit verbundene Ladeinfrastruktur trübt aber vor allem die Preisfrage das Stimmungsbild. Dabei geht es nicht nur um höhere Anschaffungskosten und den Werterhalt der Fahrzeuge – auch kostspielige Reparaturen rücken dabei zunehmend in den Fokus.

Schon im Jänner ließ Autovermieter Hertz mit der Beschwerde über hohe Reparaturkosten bei Elektrofahrzeugen aufhorchen und kündigte an, 20.000 E-Autos aus seiner Flotte abzustoßen und wieder auf Verbrenner umzusteigen. Dass es sich dabei um ein sehr spezielles Problem handelt, das sich nicht auf die private Nutzung von E-Autos umlegen lässt, führten zwei Experten gegenüber dem STANDARD bereits ausführlich aus. Auch die Instandhaltung von E-Autos bereite tendenziell wenig Kopfzerbrechen, weil weniger Verschleißteile im Vergleich zum Verbrenner auch zu geringerem Wartungsaufwand führen.

Kleiner Unfall, saftige Rechnung
Das Problem liegt woanders: "Die Autos sind teilweise optisch ansprechend und fahren sich hervorragend, aber sobald eine Reparatur ansteht, kann es kompliziert und kostspielig werden", sagt Thomas Aukamm, der Hauptgeschäftsführer des deutschen Zentralverbands Karosserie- und Fahrzeugtechnik gegenüber der deutschen "Wirtschaftswoche" (kostenpflichtiger Link).

Neben der Schwierigkeit freier Werkstätten, lückenlos mit Ersatzteilen versorgt zu sein, bestehe ein wesentliches Problem vor allem bei der Instandsetzung der Fahrzeuge nach einem Unfall. Unter bestimmten Vorzeichen könne dies dazu führen, dass E-Autos schon nach kleinen Unfällen "schrottreif" seien. Als Beispiel führt Aukamm die Batterie des Modells Marvel von MG an, die als Ersatzteil mehr koste als der Neuwagen selbst.

Denn viele E-Autos würden bei bestimmten Unfallszenarien einen Batterietausch oder zumindest eine Überprüfung der Batterie erfordern, was die Reparaturkosten erheblich in die Höhe treibt. Dies gilt insbesondere, wenn Airbags ausgelöst werden. "Ein Schaden, der bei einem Verbrennerfahrzeug für 5.000 bis 7.000 Euro zu reparieren ist, kostet an einem E-Auto deshalb schnell 20.000 Euro mehr", so Aukamm. Argumentiert wird dies seitens der Hersteller damit, dass ein Aufprall interne Schäden in der Batterie verursacht haben könnte, weshalb man sie sicherheitshalber aus dem Verkehr ziehen müsse.

Im Gespräch mit dem STANDARD ergänzt Technikexperte Christian Klejna vom ÖAMTC, dass auch der Austausch von beschädigten Ladesteuergeräten einen weiteren Kostentreiber darstellen kann, weil in so einem Fall oft die komplette Einheit ersetzt werden müsse. Das allein könne ebenfalls mit mehreren Tausend Euro zu Buche schlagen.

Große Vorsicht erkennbar
Mit der Einschätzung, dass die Reparaturprozesse ein großes Problem für E-Autos darstellen, ist Aukamm übrigens nicht allein. Eine Untersuchung des Gesamtverbands der deutschen Versicherungswirtschaft stellte bereits 2023 fest, dass Reparaturen von Elektroautos nach Unfällen durchschnittlich 30 bis 35 Prozent teurer sind als bei Autos mit Verbrennungsmotoren. Als Hauptgründe dafür werden auch hier – wenig überraschend – die hohen Kosten für beschädigte Antriebsbatterien und die generelle Unsicherheit beim Umgang mit beschädigten Elektrofahrzeugen genannt.

Trotz dieser höheren Reparaturkosten wird in der Studie aber betont, dass Elektroautos seltener Unfälle und Schäden verursachen, was sich positiv auf ihre Versicherungstarife auswirkt. Dennoch appelliert auch der Verband an Hersteller und Werkstätten, Maßnahmen zu ergreifen, um die Kosten zu senken – beispielsweise durch verbesserten Batterieschutz und klarere Richtlinien für die Reparatur von Elektrofahrzeugen.
(bbr, 8.4.2024)
Zu teuer, zu kompliziert: Scharfe Kritik an Reparaturen bei E-Autos
 

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ELEKTROMOBILITÄT
So anfällig können E-Autos für Reparaturen sein
Eine aktuelle Untersuchung aus Deutschland unter Besitzern von E-Autos liefert interessante Einblicke. Und legt nahe, welche Marken derzeit am häufigsten in die Werkstatt müssen
14. April 2024, 15:53

Die Untersuchung von UScale legt nahe, dass Elektroautos derzeit häufiger Werkstattbesuche benötigen als es ihre Bauweise vermuten lässt.
IMAGO/Funke Foto Services

Wenn ein E-Auto erst einmal in die Werkstatt muss, kann es richtig teuer werden. Besonders bei Unfallschäden zeigt sich, dass die Reparaturkosten von Elektroautos um 30 bis 35 Prozent höher liegen können als bei vergleichbaren Verbrennerfahrzeugen. Ist man am Kauf eines E-Autos interessiert, wäre es unabhängig davon aber auch gut zu wissen, wie oft man überhaupt Werkstattaufenthalte einkalkulieren sollte.

Während bisherige Diskussionen rund um Elektroautos oft auf Themen wie Umweltfreundlichkeit, Reichweite und Ladeinfrastruktur fokussiert waren, wurde ein weiteres wichtiges Thema lange vernachlässigt: die Reparaturanfälligkeit der Fahrzeuge und damit verbundene Häufigkeit von Werkstattaufenthalten. Eine aktuelle Untersuchung von UScale, einem Marktforschungsunternehmen aus Stuttgart, verglich in diesem Zusammenhang für den DACH-Raum die Erfahrungen von E-Auto-Besitzern mit denen von Besitzern herkömmlicher Verbrennerfahrzeuge – und gibt dabei interessante Einblicke.

Öfter in der Werkstatt als Verbrenner?
In der Studie wurden über 2.500 Fahrzeugbesitzer befragt, darunter 2.154 Elektroautobesitzer und 404 Besitzer von Verbrennerfahrzeugen, wobei das Durchschnittsalter der Fahrzeuge bei drei Jahren lag. Auffällig war, dass 24 Prozent der Elektroautobesitzer innerhalb eines Jahres wegen technischer Mängel einen Werkstattbesuch absolvierten, also fast jeder vierte Wagen. Bei Verbrennerfahrzeugen hingegen waren im Schnitt nur neun Prozent der Besitzer gewzungen, eine Werkstatt aufzusuchen.

Wegen eines Rückrufs mussten in den letzten 12 Monaten im Schnitt 19 Prozent der Elektroautobesitzer ihr Fahrzeug in die Werkstatt bringen. Bei den Besitzern von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor lag dieser Anteil bei 5 Prozent. Dies deutet darauf hin, dass Elektroautos in der Entwicklung nicht nur weniger ausgereift, sondern möglicherweise noch anfälliger für bestimmte Arten von technischen Problemen sein könnten als zunächst angenommen.

Die Ergebnisse verwundern aber auch deshalb, da die technische Konstruktion von Elektroautos – ohne Komponenten wie Ölfilter, Zündkerzen, Auspuff oder Kraftstoffpumpe – theoretisch zu geringeren Wartungsanforderungen führen sollte – wie auch Befürworter von Elektroautos oft als Argument ins Rennen führen. Die Untersuchung legt aber nicht nur nahe, dass Elektroautos derzeit häufiger Werkstattbesuche erfordern als es ihre Bauweise vermuten lässt. Bei grob jedem fünften Betroffenen, dessen E-Fahrzeug in der Werkstatt landet, dauert die Reparatur auch noch länger als erwartet.

E-Auto ist nicht E-Auto
Ein weiterer interessanter Aspekt der Untersuchung ist die Unterscheidung der Defektanfälligkeit nach Automarken. Fahrzeuge von Opel, Audi und Skoda zeigten demnach eine deutlich höhere Tendenz zu außerplanmäßigen Werkstattbesuchen. Im Gegensatz dazu standen Marken wie BMW und Nissan, die wesentlich seltener von solchen Problemen betroffen waren – im Übrigen auch seltener, als im Durchschnitt Besitzer von Verbrennerfahrzeugen betroffen sind.


Unter den Befragten zeigten sich deutliche Unterschiede bei der Defektanfälligkeit nach Marken.
UScale

Die Untersuchung zeigt zudem, dass Software-Updates für Elektroautos zunehmend zur Routine geworden sind. Trotz einer hohen Rate von 85 Prozent werden diese Updates allerdings nur bei 37 Prozent der Befragten vollständig über das Internet (OTA, „over the air“) durchgeführt. Abgesehen von den Marken Polestar und Tesla dürfte bei den meisten anderen Herstellern also noch erheblicher Nachholbedarf in diesem Bereich bestehen.

Generell zeigt sich, dass E-Auto-Fahrer eine starke Präferenz für digitale Kommunikationswege mit Werkstätten haben dürften. Während 61 Prozent der Befragten nämlich bevorzugt digitalen Kontakt suchen würden, ist dies bei Verbrennerfahrern im Gegensatz dazu nur zu 44 Prozent der Fall. Dies spiegelt die allgemeine Tendenz wider, dass mit der Zunahme digitaler Technologien in Fahrzeugen auch die Erwartungen der Nutzer an digitale Serviceangebote steigen.

Apropos Service: Fast drei Viertel der befragten E-Auto-Fahrer erwarten sich, dass ein von der Werkstatt bereitgestelltes Ersatzfahrzeug ebenfalls elektrisch ist. Zudem hoffen 32 Prozent, dass ihr Fahrzeug bei einem Werkstattaufenthalt kostenlos vollgeladen wird – ein Service, der bei Verbrennern mit kostenlosem Tanken unvorstellbar ist.

Mit Vorsicht zu genießen
Eine Generalisierbarkeit der Untersuchung ist aufgrund bestimmter Einschränkungen allerdings stark zu bezweifeln. Die deutlich kleinere Größe der Verbrenner-Vergleichsgruppe könnte etwa zu einer Verzerrung der Ergebnisse führen, da eine umfangreichere Datengrundlage möglicherweise andere Tendenzen aufzeigen würde. Darüber hinaus könnten die Berichte über ungewöhnlich hoch klingende Defekt- und Rückrufquoten zum Beispiel auch auf spezifische Erhebungsmängel in der Umfrage selbst zurückzuführen sein.

Die Ergebnisse der Untersuchung können zwar durchaus als interessanter Einblick in die Praxis der Elektromobilität betrachtet werden, müssen jedoch mit Vorsicht interpretiert werden. Um mehr als nur Hinweise über die gegenwärtige Zuverlässigkeit von Elektroautos und ihre Anziehungskraft auf Werkstätten ziehen zu können, sind jedenfalls weiterführende Untersuchungen mit größeren und ausgewogeneren Stichproben erforderlich.
(bbr, 14.4.2024)
So anfällig können E-Autos für Reparaturen sein
 
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