Vermutete Flak-Stellung Kühnsdorf, Kärnten

wernst

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#1
Hallo,
Werner hier hoffe das ich bei meinem ersten Thema nichts falsch mache! :D

Wollte fragen ob jemand etwas zu möglichen Flakstellungen nähe der Firma Leitgeb in Kühnsdorf die früher Faserplatten für die Luftwaffe herstellten weiß.
Ein LS Stollen und ein Bunker über den Bahngleisen sind mir bekannt
Habe mich weiter südlich in einem wald umgesehen und einen möglichen Standort gefunden. Das Objekt links wurde allerdings schon vor längerer Zeit weggerissen.

Hoffentlich kann mir jemand sagen um was es sich handel könnte!

Danke schonmal und liebe grüße aus Kärnten! Screenshot_20220704-160944_Chrome~2.jpg
 

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josef

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#2
Danke für die Bilder!
Wollte fragen ob jemand etwas zu möglichen Flakstellungen nähe der Firma Leitgeb in Kühnsdorf die früher Faserplatten für die Luftwaffe herstellten weiß.
Habe bisher nichts gefunden, was auf Flak-Einheit(en) in Kühnsdorf hinweist. Will aber grundsätzlich nichts ausschließen...
In einer Übersichtskarte der Standorte von Flak-Einheiten ab 1.1.43 bis Kriegsende (Banny, Dröhnender Himmel - brennendes Land -> auf Basis Karte bei Tuider, Die Luftwaffe in Österreich) ist auch nichts eingetragen:

Kartenausschnitt Flak-Einheiten (Standorte) 1.1.43 - Kriegsende:
1657004186488.png
Dem zufolge gab es in Kärnten nur Einheiten der " leichten Heimatflak" (bis Kaliber 3,7 cm). Die Geschütze wurden dabei von ausgebildeten Betriebsangehörigen der jeweiligen zu schützenden Objekte/Fabriken/Verkehrsanlagen bedient. Wobei aber auch wichtige Rüstungsstandorte wie Ferlach, Treibach, St. Veit an der Glan (-> ebenfalls Faserplattenherstellung für die Flugzeugindustrie bei Funder...), usw. fehlen.

Ausschnitt deutsche "Nachtjagdkarte" 1944:
1657006881461.png
Auch auf der "Nachtjagdkarte" der LW sind nur die Flak-Räume westlich Klagenfurt eingezeichnet, östlich gibt es erst wieder den Flak-Raum um Marburg.

Interessant ist jedenfalls die scheinbar achteckige Struktur mit den Fundamentpunkten der vermeintlichen Stellung, aber auch der kreisrunde Wall im Wald hat im Größenvergleich zu den Gebäuden links für eine Flak-Stellung einen zu großen Durchmesser. Größenmäßig würde der kleine Kreis am Waldrand zwischen den beiden Objekten einer einzelnen Geschützstellung (3,7 cm) entsprechen.
 

wernst

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#3
Danke Josef für die Antwort!

Ein Bauer hat mir erzählt das es angeblich Flakstellungen gab und hat mir auch 2 ungefähre Standort im Feld genannt ( hat auch beim Umpflügen schon Hülsen ausgegraben) ob es sich wirklich um Flakstellungen handelt kann ich nicht sagen.

Die Fundamente die du nanntest sind wirklich Interessant, davon sind 3 Stück am wall der von dem rechten Kreis weggeht angebracht, was mir auch komisch vorkommt ist das der Kreis anscheinen mit einem Zaun umgeben war (siehe pfeiler)

Militärisch war in dem Wald aufjedenfall was los, ich schätze aber eher zur sicherung der Vellachtal bahn auch "Vike" genannt der direkt vor dem Wald auf dem Feld richtung des Bahnhofes geht und damals die einzige Zugverbindung nach Eisenkappel darstellte. Ein Feldlazarett soll hier auch in der Nähe gewesen sein.

Vlt schaffe ich es noch von Einheimischen Infos zu bekommen oder jemand hier im Forum hat schon ähnliche Bauformen an anderen Objekten gesehen, würde mich sehr über Infos freuen:D
 
#4
spannend. kenne den Ort noch nicht. was mir bekannt ist, ist das richtung sertchach vor der brücke, südlich, es etwas kleinere aushebungen gab. stand aber 1980-er, ob es da noch was zu sehen gibt...
 
#5
Danke für die info wo genau meinst du bzw. hast du eine idee um was es sich handeln könnte? Hab mal gehört das dort auf einer wiese bzw. Feld richtung sertschach eine Flak war.
In Wasserhofen hinter der Kirche ist jedenfalls noch ein Bunker um die Bahnanlage zu sichern und ein Luftschutz-stollen weiter unterhalb ( vermutlich ehemalige Firma Leitgeb. )
 

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#6
im südlichen waldteil zwischen den beiden brücken. sah danals aber mehr nach einer stellung uas. ggf leitstelle für eine leichte flak? interessant funde ich auch dass man links und rechts der bahnstrecke wohl bombenkrater am luftbild sieht. übrigens, tolle bilder, das ist ja schon anständig verwachsen
 
#7
Ja in diesem wald bzw. der ganzen umgebung sind immer wieder vereinzelt noch krater zu sehen. Mich würden mal luftbilder vom raum Kühnsdorf umgebung, Firma Leitgeb (Heute Kruschitz) vom zeitraum um 1945 interessieren was man da so sieht.
Ja mittlerweile sehr verwachsen und leider auch sehr vermüllt
 

josef

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#8
Hallo Freunde,
ich habe keine Detailkenntnisse der Gegend, kenne die Örtlichkeiten nur vom Durchfahren auf den Hauptstraßen...
Aber im Bücherschrank fand ich das, zugegebener Maßen schon lange nicht mehr gelesene,

Doppelheft 39/40 der militärhistorischen Schriftenreihe des HGM von J. Rausch,
"Der Partisanenkampf in Kärnten im Zweiten Weltkrieg"; Wien 1979


Nach der "Überfliegung" der ca. 110 Seiten wage ich zu behaupten, die in den Beiträgen angeführten Stellungen usw. sind den damals zur Partisanenbekämpfung (Nazibezeichnung "Bandenbekämpfung") eingesetzten, aus verschiedensten deutschen Verbänden zusammengewürfelten Sicherungskräften zuzuordnen!

So wurden lt. einer Aufstellung in den Stützpunkten vom Seebergsattel talauswärts im Vellachtal bis zum Übergang des Jaun- ins Rosental bei Gallizien per August 1944 knapp 2.700 Mann eingesetzt. Z.B. in und um Kühnsdorf sowie in Eberndorf je 600 Mann des Gebirgsjäger-Regiments "Treeck"...

Werde in den nächsten Tagen das Heft genauer durchlesen und die Stützpunktliste und Kartengrafik einscannen.

lg
josef
 

josef

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#11
Deutsche Stützpunkte zur Partisanenbekämpfung in Südkärnten - Stand Sommer 1944

Kartenskizze Partisanengebiet Südkärnten
1665557588439.png

Alphabetisch gereihtes Stützpunktverzeichnis Sommer 1944
1665558291080.png

Belegung der Stützpunkte im Raum Vellach-, Jaun- und Rosental
1665558717287.png
(Quelle der Scans siehe Beitrag #8)

Bei der in der Gegend großen Anzahl an Stützpunkten ist der Einsatz von leichten Flak-Geschützen (auch für Erdkampf...) durchaus denkbar!
Wie versprochen, werde ich in den nächsten Tagen die Texte des Doppelheftes nach interessanten Passagen zur Gegend um Kühnsdorf durcharbeiten...

lg
josef
 

josef

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#12
Ein weiterer Hinweis auf ein Flak-Geschütz in Kombination mit einem Scheinwerfer zur Abwehr von Partisanenangriffen, nicht aus Kühnsdorf, sondern einige Kilometer südlicher im Vellachtal bei der ehemaligen Zellstofffabrik Rechberg:

1665777332697.jpeg
Ca. 11 km Luftlinie zwischen Kühnsdorf und Rechberg


Textauszug aus der "Lebensgeschichte des Franc Kukovica"
Kukovica geboren 1933 in eine Arbeiterfamilie in Blasnitzen/Plaznica in der Gemeinde Eisenkappel-Vellach/Železna Kapla-Bela in Kärnten; als Kärntner Slowene nach 1938 von den Nationalsozialisten diskriminiert und verfolgt; sein Vater schloss sich den PartisanInnen an und auch Frank selber wurde als Kurier eingesetzt; nach dem Krieg absolvierte er eine Lehrerausbildung, er kam aufgrund seiner Herkunft und Vergangenheit aber erst in den 1960er Jahren zu einem Anstellungsverhältnis.
Franc Kukovica - Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus


Die Wlassow-Division
Etwa ein Jahr vor Kriegsende tauchte in der Fabrik eine deutsche Einheit mit Ukrainern auf, die Wlassow-Soldaten. Die ungefähr fünfzig Männer waren im Kulturhaus stationiert, wo früher immer kulturelle Veranstaltungen, Kinovorstellungen und Tanzabende stattgefunden hatten. [...] Sie wohnten im ersten Stock jenes Hauses, in dem sich die Büros der Fabriksleitung befanden. Das Haus steht noch heute, etwas erhöht im Hang über dem Fabriksgelände.

Eine kleinere Abteilung der Wlassow-Soldaten verteilte sich im Dorf Rechberg auf die Räumlichkeiten des Gasthofes Kapus und einige umliegende Bauernhöfe. Der Kommandant beider Abteilungen, ein deutscher SS-Hauptmann, wohnte beim Bvažun gegenüber dem Gasthaus. Die Einheit sollte die Fabrik vor Überfällen der Partisanen schützen. An der Brücke über die Vellach und beim Übergang über das Wehr waren Tag und Nacht Wachen postiert, ebenso am Weg, der an unserem Haus vorbei zur Fabrik führte, und dann wieder an der engsten Stelle des Tales, wo nur Platz für die Straße, den Fluss und die Schmalspurbahn war. In der Nacht patrouillierten sie zudem noch im Gelände. Beim Haus mit den Büros, in dessen erstem Stock die Befehlsstelle eingerichtet war, errichteten sie einen großen betonierten Bunker mit einem mächtigen Scheinwerfer und einem Flugabwehrgeschütz. Der Scheinwerfer war die ganze Nacht eingeschaltet und suchte alles in seinem Umkreis nach Beweglichem ab. Seinen Lichtstrahl konnte man in der Dunkelheit über unserem Haus kreisen sehen. An Stellen, von wo es leicht gewesen wäre, die Fabrik anzugreifen, an den Abhängen rundherum und über der Straße, wurde der ganze Wald abgeholzt und das Gebüsch entfernt.

Tagsüber konnten sich Einheimische und Arbeiter ungehindert bewegen, doch sobald es dunkelte, wurden Passanten sehr genau beobachtet und des Öfteren auch angehalten.

Gleichzeitig bewachten diese Soldaten auch die Baracke, in der die russischen Gefangenen untergebracht waren, sowie die Baracken mit den Frauen, die aus der Ukraine, damals ein besetzter Teil der Sowjetunion, zum Arbeitsdienst verpflichtet worden waren. Am Rande des Holzladeplatzes gab es eine weitere Baracke für die gefangenen Franzosen. All diese Menschen arbeiteten in der Fabrik. [...]

Das Kräfteverhältnis bzw. die oben angeführten Einheiten (Wlassow-Soldaten) stimmen mit den Angaben der in Beitrag #12 gescannten Darstellung zu Rechberg nicht überein, aber die Detailbeschreibung des Beitrages scheinen plausibel...
 
#13
Danke für die info wo genau meinst du bzw. hast du eine idee um was es sich handeln könnte? Hab mal gehört das dort auf einer wiese bzw. Feld richtung sertschach eine Flak war.
In Wasserhofen hinter der Kirche ist jedenfalls noch ein Bunker um die Bahnanlage zu sichern und ein Luftschutz-stollen weiter unterhalb ( vermutlich ehemalige Firma Leitgeb. )
Hallo.... Über dem Bunker könnte ich euch morgen ein Update geben, werde ihn morgen wahrscheinlich mal wieder anschauen ist schon über 1 Jahr her wo ich das letzte mal drinnen war. Lg Richard
 
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