Das 1897 erbaute Hotel hatte in Glanzzeiten mehr als 70 Betten, einst gingen Filmstars ein und aus, um hier zu wohnen oder im Haubenrestaurant von Armin Strohschein zu essen. Strohschein investierte in den 80er Jahren mehr als eine Million Schilling in seinen Lebenstraum vom Ganzjahresbetrieb am Wörthersee, baute in den bisherigen reinen Sommerbetrieb eine Zentralheizung ein und führte das Haus 30 Jahre lang. 2010 musste er an eine Wiener Firma verkaufen.
Jetzt schließt er sich dem Verein rund um Sabine Biedermann und Barbara Hofer an, die es sich zum Ziel setzten, dieses historische Gebäude zu retten. Es gibt auch eine Facebookseite mit rund 500 Mitgliedern aus ganz Österreich, die das Hotel retten wollen und die historische Bilder vom Hotel austauschen. Mit dem berühmten Schlosshotel am Wörthersee in Pörtschach hat das Hotel Wörthersee nichts zu tun.
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Der einstige Besitzer Armin Strohschein
„Versäumnisse der Politik“
Der Verein sieht massive Versäumnisse der Politik, dass es überhaupt so weit kommen konnte. Der polnische Investor Marcin Wolski kaufte das Gebäude 2016, getan habe sich danach so gut wie gar nichts. Sabine Biedermann vom Verein „ein Ziegel trägt Geschichte“: „Es ärgert mich. Ich habe ein nostalgisches Gefühl für das Hotel, das treibt mich an. Es kann ja nicht sein, dass es jeder anschaut, aber keiner tut etwas. Das ist ja peinlich für die Stadt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es nur am Geld liegt. Es ist wohl ein Investor, der Häuser oder Wohnungen hinbauen will.“
Die Konvention von Granada aus dem Jahr 1985 müsse umgesetzt werden, wonach historisch wertvolle Gebäude in öffentlicher Hand bleiben müssten, so Biedermann (Österreich hat die Konvention unterschrieben, aber nie ratifiziert, Anm.). Dass der polnische Investor jetzt auf dem Nachbargrundstück ein weiteres Gebäude samt Tiefgarage plane sei mehr als hinterfragenswürdig, so Biedermann.
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Sabine Biedermann vom Verein, der das Hotel retten will.
Bundesdenkmalamt nimmt Stadt in die Pflicht
Vom Bundesdenkmalamt heißt es, dass die vorgeschriebene Dachsanierung längst überfällig sei, um noch größeren Schaden zu verhindern. Man nimmt die Stadtpolitik in die Pflicht. Von Seiten des Bürgermeisters Christian Scheider (Team Kärnten) heißt es, der Investor müsse handeln. Am Sonntag, fünf vor zwölf, wird vor dem Hotel Wörthersee demonstriert. Die Missstände sollen aufgezeigt werden, die auch Schriftsteller Egyd Gestättner in Worte fassen wird.
Wehmut beim Vorbesitzer
Was bleibt, sind die Erinnerungen an eine Zeit, in der der Tourismus das höchste Gut von allen am Wörthersee war, so der ehemalige Besitzer Armin Strohschein: „Meine ganze Familie ist sehr traurig. Als wir das gekauft haben, war ja Einiges zum Richten. Die Balkone waren teilweise komplett kaputt, wir haben durch Zufall einen Zimmermann gefunden, der die Balkone original nachgemacht hat. Innen haben wir alles umgebaut, das Restaurant mit Thonetsesseln ausgestattet, damit es im Stil passt, auch die Bar und die Tagungsräume wurden neu gemacht. Viele Fenster mussten wir neu machen, die warten nur einfach verglast.“
Fotostrecke
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Prospekt aus besseren Zeiten des Hotels Wörthersee
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Prospekt des Hotels
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Das Haus hat einen wunderbaren Seeblick, dazwischen liegen aber Bundesstraße und Bahntrasse
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Teile des maroden Gebäudes müssen abgestützt werden
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Das Gebäudeensemble von oben mit Blick auf Straße und Bahn
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Die überwucherte Fassage
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Das Dach wurde nur teilweise geflickt, Regen dringt ein
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Die Balkone wurden von Armin Strohschein 1980 neu errichtet
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Die Fassade ist bis auf die Ziegel abgebröckelt
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Das gesamte Gebäudeensemble ist einsturzgefährdet
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Gitter sollen verhindern, dass Ziegel auf die Straße fallen
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Das notdürftig geflickte Dach
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Ansicht von Osten
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Grafitti an der Fassade
2016 von polnischem Investor gekauft
Im November 2016 präsentierte der Investor aus Polen seine Pläne, aus dem Hotel ein Apartmenthaus/Hotel zu machen. Er habe sich bei der Fußball WM 2008 in das Gebäude verliebt, ließ er seinen Vertreter ausrichten. Dem Wunsch nach einem privaten Badeplatz erteilte die Stadt eine Absage, dort herrsche ein Badeverbot. Positiv stand man aber einem Übergang über Straße und Bahn von Hotel zum See gegenüber.
Hotel Wörthersee
Das Hotel entstand an der Stelle der Krantschnig-Scheune und wurde nach der Errichtung der Eisenbahn und zunehmender Sommerfrische von der Familie Thurn-Valsassina erbaut. Geplant wurde es vom Klagenfurter Architekten Wilhelm Heß, der auch das Schloss Velden und das Parkhotel in Pörtschach errichtete – mehr dazu in
Krumpendorf Chronik.
2020 stellte der Käufer einen Antrag auf Abriss des Gebäudes und Neubau. Die Auflagen des Denkmalschutzes seien zu hoch, sagte er. Vor allem der geplante Bau einer Tiefgarage könnte für die marode Fassade das Ende bedeuten, sagte eine Baufirma nach Begutachtung.
Neue Pläne 2021 vorgelegt
Im Sommer 2021 gab es ein Gespräch zwischen der Stadt Klagenfurt und dem Besitzer. Es könnte der Denkmalschutz aufgeweicht werden, weil bei den dringend erforderlichen Sanierungsarbeiten der Erhalt der Außenfassade gefährdet wäre, wurde in Aussicht gestellt. Der Investor legte einen Abänderungsplan vor, der den Erhalt der Außenflanken und eines Holzturms im Originalzustand garantiert. Seit damals passierte offenbar nichts mehr, zumindest verfällt das Gebäude weiter – mehr dazu in
Kompromisslösung für Hotel Wörthersee.
10.12.2022, red, kaernten.ORF.at