Befeuerte Nachtflugstrecken

josef

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#1
Bei der Suche zu weiteren Erkenntnissen zum "Schweren Leuchtfeuer Emil" bei
K. O.Hoffman, Ln.-, Die Geschichte der Luftnachrichtentruppe, Neckargemünd 1967
fand ich keine wirklich aussagefähigen Antworten zum Thema "Schwere Leuchtfeuer"...

Ich stieß aber auf eine Karte mit "befeuerten Nachtflugstrecken" im damaligen Reichsgebiet.
Darauf ist auch eine "in Bau befindliche" Nachtflugstrecke von München nach Wien eingezeichnet:

upload_2018-1-22_17-45-43.png
Ausschnitt aus Karte "Hoffmann, Gesch.Ln.Truppe Bd. 1, S.117

Wenn ich mir die Lage der "Schweren Leuchtfeuer"
- Zeppelin,
- Emil und
- Toni
auf der Nachtjagdkarte aus 1944 ansehe, liegen diese genau auf der Linie der in Bd. 1 von Hoffmann veröffentlichten Skizze der "befeuerten Nachtflugstrecke" München - Wien:

upload_2018-1-22_18-50-38.png
Ausschnitt aus Nachtjagdkarte der LW 1944

Lt. Hoffmann war für die Orientierung im Nachtflug der "Befeuerungsdienst" als Bestandteil der "Leuchtfeuer-Kompanien" des "technischen Flugsicherungsdienstes" zuständig. Die zur Orientierung eingesetzten optischen Hilfsmittel/Geräte waren auf den Flugplätzen und entlang der festgelegten Nachtflugstrecken eingesetzt. (-> siehe Anhang 1.)

Die Nachts beflogenen oder für Nachtflug vorgesehenen Strecken wurden mit einer Flugstreckenbefeuerung ausgerüstet. Dazu wurden in Abständen von 25 - 40 km Drehscheinwerfer als Leuchtfeuer errichtet. Zur Kenntlichmachung verschiedener Routen wurden Kurs-und Zusatzfeuer eingesetzt. Weitere Befeuerungen kamen zur Sichtbarmachung von Luftfahrthindernissen zum Einsatz.

Diese Nachtflug-Hilfsmittel für Streckenflüge als auch Flugplatzbefeuerungen (Bodenfeuer, Landebahnbefeuerung, Umrandungsfeuer, Landerichtungsanzeiger, Ansteuerungsfeuer usw.) waren nicht Angelegenheit der Luftnachrichtentruppe. (-> Siehe Anhang 2.)
Daher ist in den Bänden von Hoffmann über die Geschichte der Ln-Truppe auch nicht mehr zu finden...

Interessant wäre, ob
- die auf der Kartenskizze als "in Bau befindliche Nachtflugstrecke München - Wien" tatsächlich errichtet bzw. fertiggebaut wurde ?

- Die schweren Leuchtfeuer "Emil" und "Toni" dafür vorgesehen waren ?

- Wo die tatsächlichen Standorte waren bzw. noch Reste (-> Fundamente...) vorhanden sind ?

- Ob entlang der Streckenführung (Linie...) zwischen den "schweren" auch "leichte" Leuchtfeuer plaziert waren ?
 

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Geist

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#2
Wenn ich mir die Lage der "Schweren Leuchtfeuer"
- Zeppelin,
- Emil und
- Toni
auf der Nachtjagdkarte aus 1944 ansehe, liegen diese genau auf der Linie der in Bd. 1 von Hoffmann veröffentlichten Skizze der "befeuerten Nachtflugstrecke" München - Wien
Naja, eigentlich nicht. In der Karte wird zuerst Wien mit Salzburg verbunden und dann Salzburg mit München. Die Leuchtfeuer sind da deutlich nördlich davon.
 

josef

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#3
Naja, eigentlich nicht. In der Karte wird zuerst Wien mit Salzburg verbunden und dann Salzburg mit München. Die Leuchtfeuer sind da deutlich nördlich davon.
Würde ich nicht so eng sehen, auf der Skizze (bewusst nicht "Karte"...) liegt ja Bad Reichenhall-BGD (-> wahrscheinlich Ainring gemeint) auch viel zu weit von Salzburg entfernt...
 
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josef

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#4
Nachtflugstrecke München - Wien

Will und kann mich ohne handfeste Beweise natürlich nicht festlegen!
Als Variante die "Skizze" aus Hoffmann, Bd.1 auf GE übertragen:

Zu Zeppelin sind vage Angaben mit N 48° 11, O 12° 19 ( -> https://www.geschichtsspuren.de/index.php?option=com_fmdb&Itemid=63&task=2&typ=19&quad=1&id=1003) vorhanden => Großraum Waldkraiburg,
Emil => Raum Ried im Innkreis,
Toni => Raum Amstetten und mit
Reichenhall-Berchtesgaden als Ende einer Nachtflugstrecke dürfte der Flpl. Ainring gemeint sein!

Diskussionsgrundlage meinerseits:

upload_2018-1-22_23-16-12.png
 

Geist

Worte im Dunkel
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#5
Da ist jetzt die Frage, was war wie gemeint. War es so gemeint, dass die Verbindung München - Wien hergestellt wird, dann passt deine Diskussionsgrundlage. War es so gemeint, dass die Verbindung Wien - München über Salzburg hergestellt wird, so wie es in der Skizze eingezeichnet ist, dann passt die Diskussionsgrundlage nicht, weil die Linie deutlich nördlich von Salzburg verläuft.
 

josef

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#6
Da ist jetzt die Frage, was war wie gemeint. War es so gemeint, dass die Verbindung München - Wien hergestellt wird, dann passt deine Diskussionsgrundlage. War es so gemeint, dass die Verbindung Wien - München über Salzburg hergestellt wird, so wie es in der Skizze eingezeichnet ist, dann passt die Diskussionsgrundlage nicht, weil die Linie deutlich nördlich von Salzburg verläuft.
So ist es! Leider geht das aus meinen bescheidenen Unterlagen nicht hervor, vielleicht taucht noch etwas auf...
Jedenfalls tendiere ich, sollte die Kartenskizze bei Hoffmann annähernd stimmen, eher zur Variante der Direktverbindung München - Wien und nicht über Salzburg! Bei letzterer Variante wäre der eingezeichnete abzweigende Ast von Oberbayern Richtung Reichenhall-BGD nicht erforderlich gewesen, da der Flpl. Salzburg-Maxglan nur etwa 4 km vom ehemaligen "Regierungsflugplatz" Ainring entfernt liegt! Da hätte eine gemeinsame Streckenbefeuerung mit getrennter kurzer Anflugbefeuerung knapp vor den Plätzen gereicht...

upload_2018-1-22_23-57-50.png
Entfernung ehem. Flpl. Ainring (Reichenhall-BGD) und Sbg.Maxglan
 

Xandl78

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#7
Bei der Karte im Hoffmann handelt es sich um zivile Lichterstraßen im Luftverkehr die es in Deutschland um 1938 bereits gab (Ich habe das Buch nicht, aber auf Seite 119 müsste ein Jahreshinweis sein).

Zu der geplanten Lichterstraße in Österreich: Es gibt ein Fundament in der Nähe von Ried im Innkreis. Von der Bauart das gleiche Fundament wie bei den Lichterstraßen in Deutschland und Polen. Größe 5,5x5,5m bzw. das Kleinere 3,2x3,2m. Markant die unter 45 Grad abgeschrägten Ränder. Das 2. Bild zeigt ein Beispiel wie diese Leuchttürme ausgesehen haben. Oben auf der Plattform befand sich das Drehlicht.

Ich denke dass aufgrund anderer Dringlichkeiten im Krieg, den Neuerungen in der Navigationstechnik und Luftkriegsführung der Turm nicht fertiggestellt wurde. Baujahr vermutlich 1940/41.
 

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josef

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#8
Danke für die Hinweise!
Bei der Karte im Hoffmann handelt es sich um zivile Lichterstraßen im Luftverkehr die es in Deutschland um 1938 bereits gab (Ich habe das Buch nicht, aber auf Seite 119 müsste ein Jahreshinweis sein)...
Dazu ist auf der zitierten Seite 119 bei Hoffmann, Band 1 im Original zu lesen:
Die Luftwaffe bediente sich in weitem Maße der Funknavigation der Reichsflugsicherung, sie errichtete aber bereits ab 1938 verschiedene eigene Navigationsfunkfeuer, die das Netz der Reichsflugsicherung ergänzten oder sich den möglichen Einsatzabsichten anpaßten.
 
#10
Angaben von @nordfriese:
"Der Luftwaffenbefehlhaber Mitte gab im September 1943 eine "Weisung für die Kampf-
führung der Nachtjagdverbände des Luftwaffenbefehlshabers Mitte" heraus.
Leuchtfeuerstraße Gelb
(nicht zu verwechseln mit der gelben Linie in der Karte!)
LF 22, "Zeppelin"

(noch nicht in Betrieb) In der Gegend Wernhardsberg, 48° 12' 48" N, 12° 9' 30" O.
Morsekennfeuer steht in Richtung München-Riem;
[bei FuSZ 30, Wernhardsberg, auch Schweres Funkfeuer "24"]"


Zeppelin ist nicht ident mit dem zivilen Leuchtfeuer Aschau (48°10'57.25"N, 12°19'30.55"E). Fundament Aschau ist in google earth erkennbar! Aschau war das letzte Leuchtfeuer vor der Grenze nach Österreich. Dort war auch die Abzweigung Richtung Bad Reichenhall. Mein Dank gilt @heba.

Zum Vergleich die Koordinaten der Bacon Bible (mittels elektronischer Aufklärung):

Zeppelin, N Wasserburg, 4812, 1210 (Anm. die Koordinaten stimmen einigermaßen mit denen von nordfriese überein)
Emil, Bied (richtig Ried), 4814, 1330, genaue Lage unbekannt.
Toni, Amsteden (richtig Amstetten) 4808, 1456, genaue Lage unbekannt

Anlage: Google earth Karte mit den oben beschrieben Leuchtfeuern. Kmz geht leider nicht Leuchtfeuer Zeppelin Emil Toni_google.jpg
 
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josef

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#13
Wenn man auf der Nachtjagdkarte genau schaut gibt es eine gelbe Line zwischen Seyring und Wr. Neustadt. Die Scheinwerferstraße "Donau".
Mit besserer Darstellung siehe Leuchtstraßenkarte von "gyges.dk".
Auf der Nachtjagdkarte 1944 gibt es auch eine Aufstellung über die Nachtjagdplätze Std. Juni 1944, da wird Seyring und nicht Aspern genannt. Der "Pfad" nach Aspern dürfte tatsächlich nur ein Relikt der zivilen Luftfahrt gewesen sein, soweit er überhaupt als "Leuchtstraße" fertiggestellt wurde...

Ausschnitt Nachtjagdplätze (21.6.44) aus Nachtjagdkarte:
 

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