Nachwirkungen der Katastrophe von Tschernobyl sind nach 30 Jahren in Österreich immer noch messbar:
Tschernobyl: Als der Super-GAU in Österreich ankam
Nachwirkungen von Tschernobyl
Die Reaktorkatastrophe in Tschernobyl am 26. April 1986 hat zur Freisetzung von großen Mengen von Radionukliden geführt. Die Nachwirkungen sind in Europa immer noch messbar. Das gilt auch für Österreich. Die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) hat gemeinsam mit der Universität für Bodenkultur in Wien (BOKU) in ehemals stark belasteten Regionen Messungen durchgeführt.
Für die Strahlenexposition ist in Mitteleuropa allerdings nur noch Cäsium(Cs)-137, mit einer Halbwertszeit von etwa 30 Jahren, von Bedeutung. Der EU-Grenzwert für radioaktives Cäsium in Lebensmitteln liegt bei 600 Becquerel (Bq) pro kg.
Langlebiges Cäsium-137
„Unbearbeiteter Waldboden hält Cäsium-137 länger für Pflanzen verfügbar als Ackerflächen. In Acker- und Wiesenflächen wird es durch Regen in tiefere Schichten gespült und auch bei der Bearbeitung der Felder in tiefere Schichten eingearbeitet“, so die AGES. Bei landwirtschaftlichen Produkten spiele Cäsium-137 deshalb keine Rolle mehr. Im Waldboden verbleibt das langlebige Cäsium-137 in den obersten Schichten und kann so über die Wurzeln aufgenommen werden. In der Folge nehmen Wildtiere, insbesondere Wildschweine, die diese oberste Bodenschicht bei der Nahrungssuche durchwühlen, Cäsium-137 auf.
In dem aktuellen Projekt „Radioökologische Evaluierung der Radionuklidkontamination in Waldökosystemen 30 Jahre nach Tschernobyl“ haben AGES und BOKU im Auftrag des Umweltministeriums die Nachwirkungen der Reaktorkatastrophe auf große Waldgebiete in Österreich - den Kobernaußer Wald, den Dunkelsteiner Wald und den Weinsberger Wald - und in Bayern untersucht. Diese Waldgebiete wurden gewählt, weil der Boden überwiegend unberührt ist und sich Tiere darin weitgehend natürlich ernähren und keine nennenswerte Zufütterung stattfindet. Auf Cäsium-137 untersucht wurden 39 Wildschwein-, 15 Beeren-, elf Pilz-, 104 Bodenproben und 104 Bewuchsproben wie Moos und Farn.
Grenzwerte bei Wildschweinfleisch überschritten
„Die Messergebnisse zeigen, dass auch 30 Jahre nach Tschernobyl noch immer erhebliche Cäsium-137-Aktivitätskonzentrationen im Waldökosystem zu finden sind. Das Cäsium-137 befindet sich noch immer vor allem in den obersten Schichten der Böden. Während bei den untersuchten Beeren und Pilzen nur bei je einer Probe eine geringe Überschreitung des Grenzwertes von 600 Bq/kg festgestellt wurde, kann es bei Wildschweinfleisch noch immer zu einer siebenfachen Überschreitung kommen (der Maximalwert lag bei 4.710 Bq/kg, Anm.)“, so die AGES.
Außerdem wurde bei 15 von 16 Wildschweinproben aus den wegen der hohen Aktivitätskonzentrationen im Boden ausgewählten Waldgebieten in Österreich eine Überschreitung festgestellt. Der höchste wie auch der niedrigste Cäsium-137-Wert in Wildschweinfleisch, der in Österreich in diesem Projekt bestimmt wurde, stammt dabei aus dem Dunkelsteiner Wald. Das verdeutlicht, dass neben dem Cäsium-137-Gehalt im Waldboden das Ernährungsverhalten der Tiere eine wichtige Rolle spielt. Bei den Beeren und Pilzen wurde nur bei einer Probe eine geringe Überschreitung des Grenzwertes von 600 Bq/kg festgestellt. Die Belastungen durch Cäsium-137 können auch innerhalb von ehemals stark exponierten Regionen stark schwanken.
Strahlenbelastung der Bevölkerung nur noch gering
Bereits in den Jahren 2007 und 2008 wurde das Projekt „Erhebung der radioaktiven Belastung von Wildbret“ im Auftrag des Gesundheitsministeriums durchgeführt. Dabei wurden Proben von Wild aus dem natürlichen Lebensraum untersucht. Die Tiere wurden nicht gefüttert. Durch dieses Projekt konnten schon damals Daten über das Auftreten erhöhter Cs-137-Aktivitätskonzentrationen in Wildbret aus bestimmten Gegenden gesammelt werden. Von den insgesamt 490 untersuchten Proben lagen die Cäsiumwerte von acht Wildschwein- und elf Rehproben über dem Grenzwert, 96 Prozent der Proben lagen jedoch unter dem Grenzwert, der überwiegende Teil weit darunter.
Insgesamt dürfte die weiterhin wirksame Strahlenbelastung der Bevölkerung als Folge der Atomkatastrophe vor 30 Jahren nur noch gering sein. Wie die AGES feststellte, würde durch den Konsum von zehn Portionen Wildschweinfleisch (von den am stärksten belasteten Tieren) die aufgenommene Strahlendosis 0,15 Millisievert pro Jahr ausmachen. Das wäre etwa die Hälfte der Jahresdosis, die man durch die Aufnahme aus natürlichen Radionukliden mit der Nahrung abbekommt. Ein Transatlantikflug ist mit einer Dosis von 0,05 bis 0,09 Millisievert verbunden, eine Mammografieuntersuchung mit einer Dosis von 0,2 bis 0,3 Millisievert. Die jährliche Strahlenbelastung in Österreich pro Person beträgt im Durchschnitt 4,2 Millisievert.
Die Reaktorkatastrophe in Tschernobyl am 26. April 1986 hat zur Freisetzung von großen Mengen von Radionukliden geführt. Die Nachwirkungen sind in Europa immer noch messbar. Das gilt auch für Österreich. Die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) hat gemeinsam mit der Universität für Bodenkultur in Wien (BOKU) in ehemals stark belasteten Regionen Messungen durchgeführt.
Für die Strahlenexposition ist in Mitteleuropa allerdings nur noch Cäsium(Cs)-137, mit einer Halbwertszeit von etwa 30 Jahren, von Bedeutung. Der EU-Grenzwert für radioaktives Cäsium in Lebensmitteln liegt bei 600 Becquerel (Bq) pro kg.
Langlebiges Cäsium-137
„Unbearbeiteter Waldboden hält Cäsium-137 länger für Pflanzen verfügbar als Ackerflächen. In Acker- und Wiesenflächen wird es durch Regen in tiefere Schichten gespült und auch bei der Bearbeitung der Felder in tiefere Schichten eingearbeitet“, so die AGES. Bei landwirtschaftlichen Produkten spiele Cäsium-137 deshalb keine Rolle mehr. Im Waldboden verbleibt das langlebige Cäsium-137 in den obersten Schichten und kann so über die Wurzeln aufgenommen werden. In der Folge nehmen Wildtiere, insbesondere Wildschweine, die diese oberste Bodenschicht bei der Nahrungssuche durchwühlen, Cäsium-137 auf.
In dem aktuellen Projekt „Radioökologische Evaluierung der Radionuklidkontamination in Waldökosystemen 30 Jahre nach Tschernobyl“ haben AGES und BOKU im Auftrag des Umweltministeriums die Nachwirkungen der Reaktorkatastrophe auf große Waldgebiete in Österreich - den Kobernaußer Wald, den Dunkelsteiner Wald und den Weinsberger Wald - und in Bayern untersucht. Diese Waldgebiete wurden gewählt, weil der Boden überwiegend unberührt ist und sich Tiere darin weitgehend natürlich ernähren und keine nennenswerte Zufütterung stattfindet. Auf Cäsium-137 untersucht wurden 39 Wildschwein-, 15 Beeren-, elf Pilz-, 104 Bodenproben und 104 Bewuchsproben wie Moos und Farn.
Grenzwerte bei Wildschweinfleisch überschritten
„Die Messergebnisse zeigen, dass auch 30 Jahre nach Tschernobyl noch immer erhebliche Cäsium-137-Aktivitätskonzentrationen im Waldökosystem zu finden sind. Das Cäsium-137 befindet sich noch immer vor allem in den obersten Schichten der Böden. Während bei den untersuchten Beeren und Pilzen nur bei je einer Probe eine geringe Überschreitung des Grenzwertes von 600 Bq/kg festgestellt wurde, kann es bei Wildschweinfleisch noch immer zu einer siebenfachen Überschreitung kommen (der Maximalwert lag bei 4.710 Bq/kg, Anm.)“, so die AGES.
Außerdem wurde bei 15 von 16 Wildschweinproben aus den wegen der hohen Aktivitätskonzentrationen im Boden ausgewählten Waldgebieten in Österreich eine Überschreitung festgestellt. Der höchste wie auch der niedrigste Cäsium-137-Wert in Wildschweinfleisch, der in Österreich in diesem Projekt bestimmt wurde, stammt dabei aus dem Dunkelsteiner Wald. Das verdeutlicht, dass neben dem Cäsium-137-Gehalt im Waldboden das Ernährungsverhalten der Tiere eine wichtige Rolle spielt. Bei den Beeren und Pilzen wurde nur bei einer Probe eine geringe Überschreitung des Grenzwertes von 600 Bq/kg festgestellt. Die Belastungen durch Cäsium-137 können auch innerhalb von ehemals stark exponierten Regionen stark schwanken.
Strahlenbelastung der Bevölkerung nur noch gering
Bereits in den Jahren 2007 und 2008 wurde das Projekt „Erhebung der radioaktiven Belastung von Wildbret“ im Auftrag des Gesundheitsministeriums durchgeführt. Dabei wurden Proben von Wild aus dem natürlichen Lebensraum untersucht. Die Tiere wurden nicht gefüttert. Durch dieses Projekt konnten schon damals Daten über das Auftreten erhöhter Cs-137-Aktivitätskonzentrationen in Wildbret aus bestimmten Gegenden gesammelt werden. Von den insgesamt 490 untersuchten Proben lagen die Cäsiumwerte von acht Wildschwein- und elf Rehproben über dem Grenzwert, 96 Prozent der Proben lagen jedoch unter dem Grenzwert, der überwiegende Teil weit darunter.
Insgesamt dürfte die weiterhin wirksame Strahlenbelastung der Bevölkerung als Folge der Atomkatastrophe vor 30 Jahren nur noch gering sein. Wie die AGES feststellte, würde durch den Konsum von zehn Portionen Wildschweinfleisch (von den am stärksten belasteten Tieren) die aufgenommene Strahlendosis 0,15 Millisievert pro Jahr ausmachen. Das wäre etwa die Hälfte der Jahresdosis, die man durch die Aufnahme aus natürlichen Radionukliden mit der Nahrung abbekommt. Ein Transatlantikflug ist mit einer Dosis von 0,05 bis 0,09 Millisievert verbunden, eine Mammografieuntersuchung mit einer Dosis von 0,2 bis 0,3 Millisievert. Die jährliche Strahlenbelastung in Österreich pro Person beträgt im Durchschnitt 4,2 Millisievert.