Gewaltiger Felsrutsch bedroht das Dorf Brienz in Graubünden zu begraben

josef

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#1
EVAKUIERUNG LÄUFT
Berg droht Schweizer Ort zu begraben
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Seit Jahren ist der Hang neben dem Schweizer Dorf Brienz im Kanton Graubünden in Bewegung. Regelmäßig hielt das die rund etwa hundert Bewohnerinnen und Bewohner in Atem. Zuletzt nahmen die Bewegungen so stark zu, dass in den nächsten ein bis drei Wochen mit gravierenden Felsrutschen zu rechnen ist. Anlass für eine Entscheidung, die schon lange befürchtet wurde: Der Ort muss bis Freitag geräumt werden.
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Felsrutsch bedroht Schweizer Bergdorf
Riesige Felsmassen bedrohen das Bergdorf Brienz in der Schweiz. Die Einwohnerinnen und Einwohner wurden aufgefordert, ihre Häuser ehestmöglich zu verlassen. Oberhalb des Dorfes sind bis zu zwei Millionen Kubikmeter Felsmaterial in Bewegung. Die Gesteinsmassen bewegen sich nach den Messungen mehr als doppelt so schnell wie noch vor wenigen Wochen. Brienz selbst rutscht bereits seit 20 Jahren rund einen Meter pro Jahr Richtung Tal. Fachleuten bereitet aktuell vor allem ein Felsbereich auf dem Berghang Sorgen, der als „Insel“ bezeichnet wird.

Die Entscheidung, das Dorf bis Freitagabend zu evakuieren, habe vor allem auch mit der Wetterprognose zu tun, sagte Simon Löw, emeritierter Professor für Ingenieurgeologie an der ETH Zürich, gegenüber dem Schweizer Fernsehen. Bis Sonntag seien jeden Tag Niederschläge vorhergesagt, was die Rutschgeschwindigkeit zusätzlich erhöhen könnte.

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Mehrere Szenarien möglich
Die „Neue Zürcher Zeitung“ („NZZ“) schrieb zuletzt von drei möglichen Szenarien, wie sich die Situation in Brienz in den nächsten Wochen weiterentwickeln könnte. Diese würden laut Fachleuten von einzelnen Felsstürzen bis hin zu einem Bergsturz reichen. Eines hätten jedoch alle drei Szenarien gemeinsam: Es ist unklar, ob das Dorf von den Felsmassen getroffen wird.

Im wahrscheinlichsten Szenario könnte es zu mehreren Felsstürzen mit einem Volumen von jeweils mehreren tausend bis mehreren hunderttausend Kubikmetern kommen. Fachleute geben die Wahrscheinlichkeit mit 60 Prozent an. Sollte es zu größeren Felsstürzen kommen, könnte der höchstgelegene Teil von Brienz von Gesteinsmassen erreicht werden, ansonsten würde der Ort verschont bleiben.

Bergsturz kann nicht ausgeschlossen werden
Bei Szenario zwei würde sich Gesteinsschutt etwas langsamer mit einer Geschwindigkeit von mehreren Metern pro Tag oder Woche Richtung Tal bewegen. Fachleute halten dieses Szenario mit einer Chance von 30 Prozent allerdings für weniger wahrscheinlich. Sollte dieses Szenario eintreten, könnte der Gesteinsschutt mit einer Wahrscheinlichkeit zwischen 30 und 90 Prozent bis Brienz vorstoßen.

Für äußerst unwahrscheinlich halten Fachleute das dritte mögliche Szenario. Dabei würde es zu einem Bergsturz kommen, bei dem ein riesiges Felsvolumen lawinenartig zu Tal stürzen und dabei möglicherweise eine Geschwindigkeit von über 200 Kilometer pro Stunde erreichen könnte. Falls das eintreten sollte, würde Brienz mit einer höheren Wahrscheinlichkeit getroffen werden.

Szenarien für Brienz:
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Grafiken: ORF; Quelle: NZZ/Gemeinde AlbulGrafik:

Phase Orange ausgerufen
Mit diesen Aussichten hat bereits am 5. Mai der Führungsstab jener Gemeinde, zu der Brienz gehört, die Phase Gelb für das Dorf ausgerufen: Für die Bewohnerinnen und Bewohner hieß das, dass sie sich auf eine bevorstehende Evakuierung vorbereiten sollten. Am Dienstag folgte Phase Orange – bis Freitag um 18.00 Uhr sollte das Dorf geräumt werden.

RTS
Die Bewohnerinnen und Bewohner von Brienz wurden aufgefordert, bis Freitagabend das Dorf zu verlassen

„Uns ist bewusst, dass dieser Entscheid mit sehr vielen Emotionen verbunden ist“, sagte Gemeindepräsident Daniel Albertin Dienstagabend bei einer Informationsveranstaltung. Das Ziel sei nun, „einfach alle heil aus Brienz rauszubringen“. Nicht leichtfertig, aber schnell sei die Entscheidung laut dem anwesenden Geologen getroffen worden. Denn die Indizien würden eindeutig sein.

Ort vorübergehend weiterhin zugänglich
Ab Samstag wird den Bewohnerinnen und Bewohnern von Brienz tagsüber ein vorübergehendes Betreten weiterhin ermöglicht werden, solange es die Gefährdungslage zulässt. Die Zufahrtsstraßen in den Ort werden dann allerdings nur noch für Anrainerinnen und Anrainer offen sein.

Sobald ein Abbrechen der „Insel“ jedoch nur noch drei bis zehn Tage entfernt ist, wird die Gemeinde die Phase Rot ausrufen. Ab diesem Zeitpunkt ist auch tagsüber ein Betreten des Ortes nicht mehr erlaubt. Wann und ob die Menschen je zurück nach Brienz können, konnte Christian Gartmann, Mitglied des Gemeindeführungsstabs, gegenüber der Schweizer Zeitung „Blick“ nicht sagen.

Natürliches Phänomen
Bei den Felsbewegungen um Brienz handelt es sich um eine der größten Bewegungen eines Berghanges, die zurzeit im Bereich der Alpen ablaufen. Wissenschaftler vermuten, dass der Hang bereits seit der letzten Eiszeit Richtung Tal wandert. Die Rutschungen, Felsstürze und Bergstürze, wie sie hier jetzt drohen, sind allerdings natürliche Prozesse im Gebirge, die bei Instabilität an Bergflanken auftreten können.

Der Klimawandel spielt laut Löw in Brienz keine Rolle. Er sorgt zwar dafür, dass Felsstürze in manchen Gegenden wahrscheinlicher werden, etwa dort, wo Permafrost auftaut, Schutt und Geröll Halt verlieren oder Wasser in Felsspalten eindringt und der Druck Felsstücke absprengt. In Brienz gebe es allerdings keinen auftauenden Permafrost, und es sei kein Zusammenhang zwischen den jährlichen Niederschlägen und der Fließgeschwindigkeit des Geländes festgestellt worden.

Brienz teilt Schicksal mit anderen Orten
Mit ihrem Schicksal sind die Bewohnerinnen und Bewohner von Brienz nicht allein. Denn bereits vor ihnen mussten immer wieder viele Menschen ihre Dörfer verlassen, wie „Blick“ zuletzt berichtete. Vor 400 Jahren etwa mussten die Bewohnerinnen und Bewohner von La Presa im Schweizer Tessin den Ort räumen – ebenfalls aufgrund eines bevorstehenden Erdrutsches. Letztlich kam es damals allerdings nicht dazu. Ebenfalls im Tessin lag das Dorf Prada, das einst von rund 200 Menschen bewohnt wurde. In der Mitte des 17. Jahrhunderts flohen die Menschen allerdings – vermutlich vor Pest, Hunger und Klimaänderungen, wie Historiker vermuten.
Neben der Natur sorgte jedoch auch der technische Fortschritt dafür, dass viele ihre Heimat verlassen mussten. Über ein Dutzend Schweizer Dörfer, Siedlungen und Ortsteile mussten im vergangenen Jahrhundert Stauseeprojekten weichen, ein Thema, das fast jedem Bergkanton in der Schweiz bekannt sei.

10.05.2023, flam, ORF.at/Agenturen

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Evakuierung läuft: Berg droht Schweizer Ort zu begraben
 
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#3
Brienz/Brinzauls-Geologe: «Wir haben auf keinen Fall zu früh evakuiert»
Dienstag, 06.06.2023, 18:21 Uhr

Der drohende Bergsturz in Brienz (GR) hält die Bevölkerung auf Trab. Darf die Bevölkerung zumindest kurzzeitig zurück in ihre Häuser? Deswegen gab es ein Hin und Her. Der Geologe Andreas Huwiler schätzt die aktuelle Lage ein:

SRF News: Vor zehn Tagen stellte man den Bauern in Aussicht, sie könnten ihre Wiesen bewirtschaften. Das wurde abgesagt, der Berg verhalte sich nicht so, wie man das eigentlich von den Modellen erwartet hätte. Man konnte den Berg quasi nicht mehr richtig lesen. Heute dürfen die Bauern ins Dorf. Versteht man den Berg jetzt wieder besser?
Das ist richtig. Wir verstehen den Berg wieder ein bisschen besser. Wir sind jetzt in der Lage, eine Prognose abzugeben, was am heutigen Tag und möglicherweise auch am Folgetag passieren wird. Deshalb können wir es verantworten, dass sich eine beschränkte Anzahl Personen in einem klar definierten Zeitfenster in diesem gefährdeten Gebiet aufhält.

Vor ein paar Wochen gab es drei Szenarien: Felsstürze, ein stetiger, zäher Schuttstrom oder ein grosser Bergsturz. Was ist der Stand der Dinge?
Wir müssen nach wie vor von einem dieser drei Szenarien ausgehen. Das momentan wahrscheinlichste Szenario ist ein Schuttstrom, der langsam fliesst. Langsam heisst: mit mehreren Metern oder zehn Metern pro Tag. Die anderen Szenarien können nach wie vor nicht ausgeschlossen werden. Die Wahrscheinlichkeit eines Bergsturzes beurteilen wir im Moment sicher kleiner als noch vor zwei oder drei Wochen.
Das momentan wahrscheinlichste Szenario ist ein Schuttstrom, der langsam fliesst.

Ein Bergsturz ist unwahrscheinlicher und Felsstürze und Schuttstrom haben in der Wahrscheinlichkeit quasi die Plätze getauscht.
Das könnte man so sagen, dass diese Szenarien ihre Plätze getauscht haben. Allerdings ist es nach wie vor sehr unsicher, was passieren wird. Es ist auch immer möglich, dass es eine Kombination von solchen Szenarien geben wird. Dass sich zwar ein Schuttstrom ausbildet, dieser aber auch von grossen Felsstürzen begleitet wird.

Heute dürfen die Bauern ins Dorf, um die unteren Wiesen zu bewirtschaften. Die Gemeinde sagte in den letzten Tagen immer wieder, man möchte es den Menschen ermöglichen, kurzzeitig in ihre Häuser zurückzukehren. Ist das zu verantworten?
Die Option, dass die Bewohner von Brienz für eine kurze Zeit zurückkommen, wird im Gemeindeführungsstab immer wieder geprüft. Für morgen ist vorgesehen, dass zwei solcher Zeitfenster zur Verfügung gestellt werden. Selbstverständlich muss man am Morgen kurz vor diesem Zeitfenster die Situation nochmals beurteilen, bevor man das «Go» geben kann.

Die Evakuierung ist bald einen Monat her. Damals wurde die Phase Rot ausgerufen. Das bedeutete, dass in vier bis 14 Tagen ein Ereignis eigentlich zu erwarten war. Das ist nicht passiert. Hat man zu früh evakuiert?
Nein, man hat auf keinen Fall zu früh evakuiert. Die damalige Datenlage war derart alarmierend, dass es unverantwortlich gewesen wäre, wenn man nicht evakuiert hätte. Glücklicherweise ist bis jetzt kein grosser Bergsturz eingetreten. Es gab auch keine grossen Felsstürze, die möglicherweise bis zum Dorf gelangt wären. Möglicherweise entwickelt sich jetzt ein Schuttstrom.

Was bedeutet das für die Bevölkerung? Muss sie sich nun auf eine sehr langwierige Sache einstellen?
Leider können wir nicht ausschliessen, dass es noch lange dauern wird, bis die Bevölkerung wirklich zurück ins Dorf kann. Das können wir zum heutigen Zeitpunkt nicht sagen.

Das Gespräch führte Silvio Liechti.
SRF1 Regionaljournal Graubünden, 06.06.2023, 17:30 Uhr; ledn;müla
 

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#4
METERHOHE SCHUTTBERGE
Felssturz verfehlt Schweizer Dorf nur knapp
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Seit Wochen schaut die Schweiz gebannt auf die Ortschaft Brienz im Kanton Graubünden – in der Nacht auf Freitag ist es dort zum erwarteten großen Bergsturz gekommen. Die Felsmassen verfehlten das Dorf nur knapp. In unmittelbarer Nähe zu den Häusern türmen sich Medienberichten zufolge bis zu zwölf Meter hohe Schuttberge. Schäden im Dorf sind noch nicht bekannt. Für eine Entwarnung ist es aber noch zu früh.
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„Brienz hatte großes Glück“, sagte Christian Gartmann, Sprecher der Gemeinde Albula, zu der Brienz gehört, gegenüber dem Schweizer Fernsehen (SRF). „Wir gehen im Moment nicht davon aus, dass es Schäden gab.“ Die Felsmassen seien nur wenige Meter vor dem alten Schulgebäude zum Stehen gekommen. Eine Straße oberhalb des Graubündner Bergdorfes liege Gartmanns Angaben zufolge meterhoch unter Schutt.

Der Felssturz passierte in der Nacht auf Freitag zwischen 23.00 Uhr und Mitternacht. Im ganzen Talkessel sei es sehr laut gewesen. Der Krisenstab der Gemeinde tagte zweimal in der Nacht und wertete in der Früh erste Fotos aus. Ob die Wohnhäuser und die Kirche wirklich völlig verschont blieben, sollte im Laufe des Tages bei einem Helikopterflug geprüft werden.

„Wie Kanonenkugel“
„Bei solchen Ereignissen krachen manchmal Felsblöcke auf andere Blöcke. Dann gibt es Splittersteine von der Größe einer Faust bis zu einem Fußball“, sagte Gartmann. Sie könnten „wie eine Kanonenkugel“ Hunderte Meter durch die Luft schießen und Fensterscheiben und andere Gebäudeteile beschädigen.

Brienz rund 25 Kilometer Luftlinie südwestlich von Davos ist seit Wochen gesperrt. Niemand hält sich dort auf. Nur installierte Kameras haben rund um die Uhr aufgezeichnet, was passiert. Am Mittwoch waren bereits riesige Felsbrocken zu Tal gestürzt. Alles blieb nach erstem Augenschein auf Wiesen vor dem Dorf liegen.

APA/AFP/Arnd Wiegmann
Die Felsmassen donnerten in der Nacht auf Freitag Richtung Brienz

Auswirkungen auf Tour de Suisse
Vorher-nachher-Bilder zeigen die großen Veränderungen im Landschaftsbild. Am Vortag waren in dem Gebiet noch nackte Felsen, einzelne Brocken, helles und dunkles Gestein sowie darunter Wiesen, Bäume und eine Holzhütte zu erkennen. Am Freitag lag alles unter einem gigantischen grauen Schuttberg. Das Dorf sieht auf den Bildern im Vergleich dazu wie eine Miniaturanlage aus.
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Unterhalb des Dorfes waren vorsichtshalber Straßen und Bahnstrecken gesperrt worden. Der Zugsverkehr in den Ferienort St. Moritz werde umgeleitet, weil die Strecke zwischen Tiefencastel und Filisur gesperrt ist, wie ein Sprecher der Rhätische Bahn sagte. Der Start der sechsten Etappe der Tour de Suisse musste am Freitag von La Pont nach Chur verlegt werden.

Berg seit Langem in Bewegung
Anders als beim jüngsten Bergsturz in Tirol ist in Brienz nicht der Klimawandel der Auslöser. Er führt andernorts dazu, dass der Permafrost schmilzt, also das Eis, das Fels in großen Höhen wie Klebstoff zusammenhält. In Tirol waren am Sonntag rund 100.000 Kubikmeter abgestürzt. Hunderte Meter des Südgipfels des Fluchthorn-Massivs samt Gipfelkreuz brachen ab. Das Felsmaterial landete fernab von bewohntem Gebiet und gefährdete niemanden.

Der Berg oberhalb von Brienz ist nach Angaben von Experten aber seit Jahrtausenden in Bewegung. Die Rutschung hatte sich über Jahre beschleunigt. Diese Woche rutschten die Felsmassen schon mit einer Geschwindigkeit von 40 Metern pro Tag. Die Lage spitzte sich seit dem Frühjahr zu. Im Mai beschloss die Gemeinde, die rund 80 Einwohnerinnen und Einwohner in Sicherheit zu bringen. Sie wurden bei Verwandten oder in Ferienwohnungen in der Region untergebracht.

„Gehen davon aus, dass dies noch nicht ganz alles war“
In Brienz rechneten Geologen mit dem Abrutschen von zwei Millionen Kubikmeter Gestein, 20-mal so viel wie in Tirol. Wie viel davon in der Nacht herunterkam, war am Freitag noch nicht abzuschätzen. Es war auch noch unklar, ob weiterhin Gestein Richtung Dorf rutscht. „Wir gehen derzeit davon aus, dass dies leider noch nicht ganz alles war“, sagte Gemeindesprecher Gartmann. Entsprechend war nicht abzusehen, wann die Menschen ins Dorf zurückkehren können.
16.06.2023, red, ORF.at/Agenturen

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Meterhohe Schuttberge: Felssturz verfehlt Schweizer Dorf nur knapp
 

josef

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#5
FELSSTURZ VERFEHLT DORF
Schweizer Gemeinde zeigt sich erleichtert
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Nur um Haaresbreite ist das Schweizer Alpendorf Brienz seiner kompletten Zerstörung entgangen. In der Nacht auf Freitag stürzte ein großer Teil eines Berghangs über dem bereits evakuierten Dorf ab. Die Gesteinsmassen kamen knapp oberhalb des ersten Hauses zum Stillstand. Gemeindepräsident Daniel Albertin zeigte sich am Freitagnachmittag erleichtert: „Heute ist einer der besten Tage seit der Evakuierung.“
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Bei einer Pressekonferenz betonte Albertin von der zuständigen Gemeinde Albula, dass niemand zu Schaden gekommen sei. „Es ist so gekommen, wie wir es vorhergesehen haben.“ Zuvor hatte bereits Christian Gartmann, Sprecher der zuständigen Gemeinde Albula, dem Sender SRF mitgeteilt, dass Brienz „großes Glück“ hatte. „Wir gehen im Moment nicht davon aus, dass es Schäden gab.“

Geröll und Steine stürzten zwischen 23.00 Uhr und Mitternacht den Hang hinunter. Es habe so laut gerumpelt, dass das Getöse im ganzen Talkessel zu hören war, sagte Gartmann. Dort hörten es auch die meisten der rund 80 Einwohner und Einwohnerinnen.

Evakuierung im Mai
Sie hatten ihr Dorf auf rund 1.100 Meter Höhe Mitte Mai verlassen müssen und harrten bei Verwandten in der Nähe oder in Ferienwohnungen aus. Über Webcams konnten sie beobachten, was mit ihrem Dorf passiert.

Seit Tagen waren dort größere Gesteinsbrocken den Hang hinunter gedonnert und auf einer Wiese liegen geblieben. Der große Schuttstrom von der Nacht kam wenige Meter vor dem alten Schulhaus zum Erliegen. Die Straße nach Lenzerheide liegt nun teilweise unter zwölf Meter Schutt.

APA/KEYSTONE/Michael Buholzer
Seit Wochen steht Brienz im Fokus internationaler Medien

Mögliche Schäden werden noch ermittelt
Vorher-Nachher-Bilder zeigen die erheblichen Veränderungen im Landschaftsbild. Am Vortag waren in dem Gebiet noch nackte Felsen, einzelne Brocken, helles und dunkles Gestein sowie darunter Wiese, Bäume und eine Holzhütte zu erkennen. Am Freitag lag das alles unter einem gigantischen grauen Schuttberg. Das Dorf sieht auf den Bildern im Vergleich dazu wie eine Miniaturanlage aus. Brienz liegt im Kanton Graubünden rund 25 Kilometer Luftlinie südwestlich von Davos.

Geprüft werde noch, ob die Wohnhäuser und die Kirche wirklich völlig verschont blieben, sagte Gartmann. „Bei solchen Ereignissen krachen manchmal Felsblöcke auf andere Blöcke. Dann gibt es Splittersteine von der Größe einer Faust bis zu einem Fußball.“ Sie könnten „wie eine Kanonenkugel“ Hunderte Meter durch die Luft schießen und Fensterscheiben oder andere Gebäudeteile beschädigen. Bei einem ersten Hubschrauberüberflug habe es nicht nach Schäden ausgesehen.

APA/KEYSTONE/Michael Buholzer
Im Mai wurde das Dorf evakuiert – wann die Bewohner und Bewohnerinnen zurückkehren können, ist unklar

Gefahrenlage wird noch beurteilt
Nach Angaben des Geologen Stefan Schneider donnerten zwei Drittel bis drei Viertel der geschätzten zwei Millionen absturzgefährdeten Felsmassen den Hang hinunter. Auch am Freitag war nach Angaben von Anwohnern in Tiefencastel immer wieder Gerumpel zu hören, an der Absturzstelle stieg Staub auf.

Die Gefahr weiterer Schuttströme bis zum Dorf galt vorerst als gering. Was aber mit dem Gestein oberhalb der Abbruchstellen ist, müsse mit neuen Messungen erst geprüft werden, sagte Schneider. Es werde einige Tage dauern, bis man die Gefahrenlage beurteilen könne. „Wir hoffen, dass die Bevölkerung nach Brienz zurückkehren kann“, sagte Peter Peyer, Regierungspräsident von Graubünden. „Die Sicherheit geht aber in jedem Fall vor.“

Berg seit Jahrtausenden in Bewegung
Unterhalb des Dorfes waren vorübergehend Straßen und Bahnstrecken gesperrt worden. Der Bahnverkehr in den Ferienort St. Moritz wurde umgeleitet. Anders als beim jüngsten Bergsturz in Tirol ist in Brienz nicht der Klimawandel Auslöser. Er führt andernorts dazu, dass der Permafrost schmilzt, also das Eis, das Fels in großen Höhen wie Klebstoff zusammenhält.

In Tirol waren am Sonntag rund 100.000 Kubikmeter Geröll abgestürzt. Hunderte Meter des Südgipfels des Fluchthorn-Massivs samt Gipfelkreuz brachen ab. Das Felsmaterial landete fernab von bewohnten Gebieten und gefährdete niemanden.

Der Berg oberhalb von Brienz ist nach Angaben von Fachleuten aber seit Jahrtausenden in Bewegung. Die Rutschung hatte sich über Jahre beschleunigt. Als es im Frühjahr zu brenzlich wurde, hatte die Gemeinde beschlossen, die Einwohner in Sicherheit zu bringen.
17.06.2023, red, ORF.at/Agenturen

Felssturz verfehlt Dorf: Schweizer Gemeinde zeigt sich erleichtert
 

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#6
HANGRUTSCH
Schweizer Bergdorf fast verschüttet – Zutritt ab Montag wieder erlaubt
Die rund 80 Bewohner dürfen zunächst stundenweise wieder in ihren Heimatort, nachdem dieser im Vorfeld eines gewaltigen Hangrutsches evakuiert werden musste


Von dem Berg oberhalb des Dorfes war in der Nacht zum 16. Juni eine riesige Fläche mit mehr als einer Million Kubikmeter Geröll abgerutscht.
EPA/MICHAEL BUHOLZER

Bern – Das von einem Schuttstrom nur knapp verfehlte Schweizer Dorf Brienz darf wieder betreten werden. Die rund 80 Einwohner dürfen ab kommender Woche zunächst stundenweise wieder in den Ort, wie die zuständige Gemeinde Albula am Donnerstag mitteilte. Weil noch unklar ist, wie stabil die Lage nach der massiven Rutschung am Hang ist, kann aber vorerst noch niemand in Brienz übernachten.

Messgeräte wurden inzwischen installiert. Der Schuttkegel bleibt abgesperrt. Wegen eines Rohrbruchs fehlt in Brienz derzeit Trinkwasser. Der Bruch habe jedoch keinen Zusammenhang mit dem Schuttstrom, so die Gemeinde.


Die Behörden hatten mit dem Hangrutsch gerechnet und das Dorf deshalb vorher geräumt.
EPA/MICHAEL BUHOLZER

Von dem Berg oberhalb des Dorfes war in der Nacht zum 16. Juni eine riesige Fläche abgerutscht. Nach Schätzungen bewegten sich deutlich mehr als eine Million Kubikmeter Geröll und Gestein Richtung Dorf. Die Behörden hatten seit Wochen damit gerechnet und das Dorf deshalb vorher geräumt. Der teils meterhohe Schuttstrom verschüttete eine Straße und Wiesen, kam aber wenige Meter vor einem alten Schulgebäude zum Stillstand. Brienz liegt auf rund 1100 Metern Höhe in Kanton Graubünden. Anders als in anderen Regionen hatte der Klimawandel keinen Einfluss auf diesen Rutsch. "Das Dorf ist seit Menschengedenken in Bewegung", schreibt die Gemeinde auf ihrer Webseite. "Die gesamte Terrasse rutscht vermutlich seit der letzten Eiszeit talwärts."
(APA, 22.6.2023)
Schweizer Bergdorf fast verschüttet – Zutritt ab Montag wieder erlaubt
 

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#7
Am Montag, 06.11.2023, brachte ORF I bei "Thema" einen Beitrag über einen Entwässerungsstollen, der den Boden um Brienz stabilisieren soll:

Was darf Heimat kosten? – ein Schweizer Bergdorf rutscht ab
„Türen und Fenster gehen nicht mehr richtig zu, denn das ganze Haus ist schief. Ich habe hier meine fünf Kinder großgezogen und wenn ich nicht muss, dann gehe ich nicht weg.“ Das sagt Elisabeth Arpagaus, die ihr ganzes Leben in Brienz in der Schweiz verbracht hat.


ORF
Brienz - ein Schweizer Bergdorf rutscht ab

Das Dorf befindet sich auf einer Bergkuppe, die seit der letzten Eiszeit langsam Richtung Tal rutscht. Die 85 Bewohnerinnen und Bewohner müssen mit den Schäden leben und diese selbst beheben. Jetzt soll ein 40 Millionen Franken teurer Entwässerungsstollen unter dem Dorf die Rutschung stoppen. „Heimat kann man nicht mit Franken und Rappen aufwiegen“, sagt Bürgermeister Daniel Albertin. Eine „Thema“-Reportage von Marion Flatz-Mäser.
ORF I - Beitragsvorschau "Thema" v. 06.11.2023 Thema - tv.ORF.at

Dazu ein erklärender SFR-Beitrag vom August 2023: Bergrutsch Brienz - So sieht der Entwässerungsstollen in Brienz aus
 
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