Sammelthread über Vulkane in verschiedenen Ländern

josef

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#21
HÖCHSTE ALARMSTUFE
Japanischer Vulkan Sakurajima ausgebrochen
Bewohner zweier Ortschaften wurden aufgerufen, ihre Häuser zu verlassen

Videostandbild des Ausbruchs.
Foto: EPA/JAPAN METEOROLOGICAL AGENCY

Tokio – Im Süden Japans ist die höchste Warnstufe für den Vulkan Sakurajima ausgerufen worden. Nach einer Eruption am Sonntagabend wurden Dutzende Bewohner aus zwei nahe gelegenen Ortschaften aufgerufen, ihre Häuser zu verlassen und sich in Sicherheit zu bringen, wie die Behörden mitteilten. Fernsehbilder zeigten, wie rot glühendes Gestein aus dem Krater schoss und eine rund 300 Meter hohe Rauchwolke über dem Vulkan aufstieg.

Berichte über Schäden lagen nach Regierungsangaben zunächst nicht vor. Die japanische Wetterbehörde rief die höchste Warnstufe für den 1.117 Meter hohen Vulkan aus, der von Samstag bis Sonntagnachmittag bereits vier Mal ausgebrochen war.
Der äußerst aktive Sakurajima spuckt regelmäßig Asche und Rauch aus und ist eine beliebte Touristenattraktion. Japan liegt auf dem Pazifischen Feuerring, einem Vulkangürtel, der sich über zahlreiche Länder erstreckt.
(APA, AFP, 24.7.2022)

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CNN: Japan's Sakurajima volcano erupts, prompting highest alert

Vulkan-Livekamera (um 21:00 dunkel)

Japanischer Vulkan Sakurajima ausgebrochen
 

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#22
HUNGA TONGA-HUNGA HA'APAI
Extreme Wassermassen in Atmosphäre: Vulkanausbruch in Tonga könnte Klima anheizen
Ein Unterseevulkan in Tonga schleuderte im Jänner gewaltige Mengen Wasser in die Stratosphäre. Dort könnte es jahrelang bleiben – und den Klimawandel ankurbeln

Die atmosphärishe Schockwelle des Vulkanausbruchs in Tonga vom 15. Jänner 2022 war die stärkste, die je gemessen wurde.
Foto: AFP

Im Jahr 1816 ließ der Frühling auf sich warten. Noch im April war es in Europa ungewöhnlich kalt, und als im Sommer Dauerregen und mancherorts sogar Schneegestöber folgten, gab die Bevölkerung die Hoffnung auf eine gute Ernte gänzlich auf. Das Getreide verfaulte auf den Feldern, Vieh musste notgeschlachtet werden, die Menschen litten Hunger. In die Geschichte ging 1816 als Jahr ohne Sommer ein.

Auslöser dieses Phänomens war der Ausbruch des indonesischen Vulkans Tambora im Vorjahr gewesen. Die Eruption verbreitete Asche und klimawirksame Aerosole um den ganzen Erdball und bescherte Europa eine um bis zu drei Grad Celsius geringere Sommertemperatur als im Durchschnitt. In diesem trüben Jahr schuf Mary Shelley am verregneten Genfer See ihren "Frankenstein", während Caspar David Friedrich das durch die Aerosole spektakuläre Abendrot malerisch festhielt.

Ausbruch der Rekorde
Auch dieses Jahr erschütterte ein Vulkan die Welt: Am 15. Jänner brach im südpazifischen Inselstaat Tonga der Unterseevulkan Hunga Tonga-Hunga Ha'apai aus. Die dabei entstandene Druckwelle umkreiste die Erde mehrfach, die Aschewolke erreichte Rekordhöhen. Doch wie Untersuchungen eines Teams um Luis Millán vom California Institute of Technology (USA) zeigen, wird dieser Ausbruch die Erde nicht abkühlen – im Gegenteil.

Verschiedene Satelliten verfolgten die Eruption des Hunga Tonga-Hunga Ha'apai aus der Erdumlaufbahn.
iGadgetPro

In der Fachzeitschrift "Geophysical Research Letters" berichten die Forscherinnen und Forscher, dass die Eruption die bisher größte beobachtete Injektion von Wasser in die Stratosphäre war. Die Stratosphäre ist gewöhnlich ein sehr trockener Ort: Da Wasserdampf bereits in geringeren Höhen gefriert, gelangt sehr wenig Wasser in diese Schicht der Erdatmosphäre in etwa 15 bis 50 Kilometer Höhe. Starke Thermiken, besonders heftige Gewitter, die durch Waldbrände entstehen, und auch Vulkanausbrüche können Wasser bis in die Stratosphäre tragen.

Feuchte Eruption
Kaum knallte es im Jänner, richteten Wissenschafter die Messgeräte des Nasa-Satelliten Aura auf die Aschewolke. Dessen Instrumente können Gase anhand ihrer Wärmestrahlung unterscheiden. Es zeigte sich, dass der Hunga Tonga-Hunga Ha'apai vergleichbar wenig Schwefeldioxid freigesetzt hat. Dieses Gas bildet in der Atmosphäre Aerosole, die Sonnenlicht reflektieren und die Erde abkühlen. Dafür schleuderte der Vulkan gewaltige Mengen Wasser in Höhen von bis zu 53 Kilometern – also sogar bis zum Übergang in die nächsthöhere Schicht, die Mesosphäre.


Die Aschewolke des Unterseevulkans erreichte Rekordhöhen
.Foto: REUTERS/Tonga Geological Services

"Insgesamt schoss der Ausbruch etwa 146 Milliarden Kilogramm Wasser in die Stratosphäre, das entspricht 58.000 olympischen Schwimmbecken oder zehn Prozent des normalen Wassergehalts der Stratosphäre", sagt Millán. Ursache für diese feuchte Explosion ist die Lage des Vulkans: Sein Krater befand sich vor der Eruption immerhin 150 Meter unter der Meeresoberfläche. Welche Auswirkungen ein so großer Wassereintrag in die obere Atmosphäre auf das Klima hat, ist noch unklar. Doch es wird wohl wärmer, wie die Forscher schreiben.


Es wird wärmer
Während Schwefeldioxid schnell abgebaut wird, gehen die Wissenschafter davon aus, dass das Wasser bis zu fünf Jahre in der Atmosphäre bleiben wird – um dort die Chemie durcheinanderzuwirbeln. Das zusätzliche Wasser könnte zwar die Menge des Treibhausgases Methan verringern, doch greift es gleichzeitig die gebeutelte Ozonschicht an, die die Erde vor UV-Strahlung schützt. Zusätzlich ist Wasserdampf selbst ein potentes Treibhausgas. Daher gehen die Fachleute davon aus, dass der Ausbruch zur globalen Erwärmung beitragen wird.

Die Expertinnen und Experten werden jedenfalls die Auswirkungen der Rekorderuption des Hunga Tonga-Hunga Ha'apai weiter beobachten. Davon erhoffen sie sich neue Einblicke, wie Vulkane die Atmosphäre und das Klima beeinflussen.
(Dorian Schiffer, 29.7.2022)

Publikation
Geophysical Research Letters: The Hunga Tonga-Hunga Ha'apai Hydration of the Stratosphere

Extreme Wassermassen in Atmosphäre: Vulkanausbruch in Tonga könnte Klima anheizen
 

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#23
FAGRADALSFJALL
Vulkanausbruch in Island
Am Mittwochnachmittag begann die Eruption, die sich mit tausenden Erdbeben in den vergangenen Tagen angekündigt hatte

Wie schon 2021 dürfte erneut das Vulkansystem Fagradalsfjall betroffen sein.
Foto: JEREMIE RICHARD/AFP

Am Ende ging es dann doch schneller als erwartet. Nachdem auf der isländischen Halbinsel Reykjanes über Tage hinweg tausende Erdbeben verzeichnet wurden, war es am Mittwoch um 15.18 mitteleuropäischer Zeit so weit. Beim Vulkansystem Fagradalsfjall hat sich eine Spalte geöffnet, aus der Lavafontänen austreten. Wie der isländische Wetterdienst dem STANDARD mitteilte, ist die Bruchlinie aktuell etwa 360 Meter lang und befindet sich im Tal Meradalir. Die Austritte sollen einige Meter hoch sein und sind in einem Livestream vom Ort des Geschehens zu sehen.

Ausmaß des Vulkanausbruchs
Wie groß das Ausmaß der Eruption tatsächlich ist, wird zum jetzigen Zeitpunkt noch untersucht. Bereits am Dienstag hatte der Wetterdienst mitgeteilt, dass der Magmafluss unmittelbar unter der Erdoberfläche rapid vonstattengehe und auch von der Menge fast doppelt so viel Magma nachströme, als es vor dem vergangenen Ausbruch im März des Vorjahres der Fall gewesen sei.

mbl.is

"Aktuell beobachten wir einen konstanten Lavafluss entlang der Spalte und eine recht intensive Gasbildung", erklärt Einar Hjörleifsson vom isländischen Wetterdienst. Der aktuell herrschende Nordwind sorge dafür, dass die Gaswolken nach Süden und also weg von den bewohnten Gebieten um das etwa 30 Kilometer nordöstlich gelegene Reykjavík getrieben werden. Der Ausbruchsort liegt im nördlichsten Teil des im Vorjahr gebildeten Lavafelds, kann also dem gleichen Vulkansystem zugerechnet werden.

"Keine Gefahr für Menschen und Flugverkehr"
Auch wenn es noch zu früh sei, die weitere Entwicklung abzuschätzen, liege die jetzt aufgebrochene Spalte relativ günstig. "Laut unseren Simulationen sollte der Lavastrom keine Straßen oder bewohnte Gebiete treffen. Da aktuell auch kaum Aschebildung zu sehen ist, dürfte auch der Flugverkehr nicht beeinträchtigt werden", sagt Hjörleifsson zum STANDARD.

Die Situation bleibt aber in Bewegung. Auch beim bisher letzten Ausbruch in der Region trat das Magma zunächst über eine Spalte aus, formte später aber einen Krater. Darüber hinaus können sich zu einem späteren Zeitpunkt auch weitere Spalten öffnen. Zum jetzigen Zeitpunkt deutet jedenfalls einiges darauf hin, dass der Ausbruch mit dem Ereignis im Vorjahr zu vergleichen ist. Damals floss rund fünf Monate lang immer wieder Magma aus dem Erdinneren.

Der Artikel wird laufend aktualisiert. (step, 3.8.2022)

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Tausende Erdbeben pro Tag: Angst vor Vulkanausbruch in Island steigt

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Icelandic Met Office

Livestream: Vulkanausbruch in Island hat begonnen
 

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#24
MEGAERUPTIONEN
Forschende warnen vor unterschätzter Gefahr durch Vulkanausbrüche
Im Jänner erschütterte die Eruption des Hunga Tonga die Erde. Die globalen Folgen solcher Ereignisse können verheerend sein – und wir sind schlecht darauf vorbereitet

Ein Unterseevulkan im Südpazifik sorgte Anfang des Jahres für eine gigantische Schockwelle und eine Rekordwolke.
Foto: EPA/TONGA METEOROLOGICAL SERVICES

Zuletzt war es das isländische Vulkansystem Fagradalsfjall, das für Aufsehen sorgte. Anfang August kam es dort, auf der Halbinsel Reykjanes, rund 40 Kilometer von der isländischen Hauptstadt Reykjavik entfernt, zu Eruptionen. Ein Lavastrom bahnte sich seinen Weg aus einer riesigen Spalte, die sich in dem Tafelvulkan aufgetan hatte. In den Tagen zuvor waren tausende Erdbeben verzeichnet worden. Personen oder Infrastruktur kamen zum Glück nicht zu Schaden, doch der Ausbruch rief wieder einmal in Erinnerung, wie schnell sich die Lage in vulkanisch aktiven Gebieten ändern kann.

Und nicht nur dort: Fachleute warnen in der aktuellen Ausgabe des Fachjournals "Nature", dass die Welt viel zu wenig auf große Vulkanausbrüche mit globalen Folgen vorbereitet sei. Der derzeitige Umgang mit dem Risiko gleiche einem Glücksspiel, schreiben Michael Cassidy von der Universität Birmingham und Lara Mani von der Universität Cambridge in ihrem Kommentar.

Weckruf aus den südpazifischen Tiefen
Zum Anlass ihres Kommentars nehmen die Experten nicht den vergleichsweise harmlosen Ausbruch auf Island, sondern die gewaltige Eruption des Hunga Tonga-Hunga Ha'apai im Jänner dieses Jahres. Der Unterseevulkan im südpazifischen Inselstaat Tonga löste eine Druckwelle aus, die mehrfach um die Erde ging, sein gigantischer Auswurf an Asche und Gasen stieg mehr als 32 Kilometer in die Höhe. Nach Angaben von Fachleuten war es die stärkste jemals mit wissenschaftlichen Instrumenten gemessene vulkanische Explosion.

Hätte der Ausbruch länger gedauert oder wäre er in einem Gebiet mit kritischer Infrastruktur passiert, wäre mit verheerenden Folgen zu rechnen gewesen, sagte Mani. "Es war das vulkanische Äquivalent eines Asteroiden, der die Erde nur knapp verfehlte, und muss als Weckruf verstanden werden."

Jahr ohne Sommer
Welche Auswirkungen ein Vulkanausbruch für die ganze Welt haben kann, ist historisch überliefert. Als 1815 der indonesische Vulkan Tambora ausbrach, kamen schätzungsweise 100.000 Menschen in der Region durch unmittelbare Folgen der Katastrophe ums Leben. Das war aber erst der Anfang: Der Vulkan schleuderte so viel Asche und Aerosole in die Atmosphäre, dass 1816 in Europa und Nordamerika als das "Jahr ohne Sommer" in die Geschichtsbücher einging – mit Missernten und schweren Hungersnöten.


Schön, heiß und hochaktiv: der Fagradalsfjall in Island.
Foto: APA/AFP/JEREMIE RICHARD

Der Tambora-Ausbruch vor 200 Jahren war die stärkste dokumentierte Eruption, die Explosion wird auf dem Vulkanexplosivitätsindex auf Stärke 7 geschätzt. Mani sieht in der Annahme, dass das Risiko für derartige Vorfälle gering sei, eine weitverbreitete Fehleinschätzung. "Die aus Eisbohrkernen gewonnenen Daten über die Häufigkeit von Eruptionen in der Vergangenheit deuten darauf hin, dass die Wahrscheinlichkeit einer Explosion der Stärke 7 in den nächsten hundert Jahren bei eins zu sechs liegt."

Gravierende Unterfinanzierung
Gemeinsam mit ihrem Kollegen Cassidy kritisiert die Expertin, dass dringend benötigte finanzielle Mittel für die Vulkanforschung fehlen. "Jedes Jahr werden hunderte Millionen Dollar in die Bekämpfung von Asteroidenbedrohungen gepumpt, während die Risikoforschung und Vorsorge für Vulkanausbrüche gravierend unterfinanziert ist", schreiben die Forschenden. In den nächsten hundert Jahren sei das Risiko für große Vulkanausbrüche mit globalen Folgen aber hundertmal größer als jenes für Asteroideneinschläge. "Wir unterschätzen das Risiko völlig, das Vulkane für unsere Gesellschaft darstellen", sagte Mani.

Das Problem der Unterfinanzierung sieht auch Robert Supper von der Geologischen Bundesanstalt in Wien. "Im Prinzip müsste man Vulkane langfristig und systematisch überwachen, und dafür bräuchte es Geld. Ein Teil wird auch gemacht, aber nur das Allernötigste. Was es braucht, sind mehr Mittel und bessere internationale Koordination."

Supper wurde Ende Juli selbst Zeuge einer Eruption in Italien, wo der Vulkan Stromboli auf der gleichnamigen Insel wieder aktiver wurde. Er beobachtete am 27. Juli einen größeren Lavastrom, der sich aus dem Kraterbereich ins Meer ergoss – ein möglicher Vorbote eines größeren Ausbruchs. "In Europa ist Italien das Land mit den meisten Vulkanen in Siedlungsnähe – wenn man sich den Großraum Neapel anschaut, da ist alles verbaut. Wenn da ein stärkerer Ausbruch kommt, kann einiges passieren", sagte Supper. Vorbereitung auf den Ernstfall sei dringend geboten.

Vulkane kennenlernen
Zwar lasse sich die Explosion eines Vulkans auch mit den genauesten Instrumenten nicht klar vorhersagen, aber nur dauerhaftes Monitoring könne entscheidende Hinweise auf Veränderungen geben, um etwa Evakuierungen in Gang zu setzen, sagte Supper. "Um einen Vulkan einschätzen zu können, muss man ihn kennenlernen und langfristig beobachten."

Genau dafür plädieren auch Cassidy und Mani: Nur 27 Prozent aller Ausbrüche seit 1950 seien wissenschaftlich überwacht worden, zwei Drittel seien nicht einmal in globalen Datenbanken erfasst worden, schreiben die Vulkanologen. Verbessertes Monitoring vor Ort könnte in Kombination mit Satellitenüberwachung eine wichtige Basis für ein effektiveres Vorwarnsystem und die Katastrophenhilfe bilden.

"Wird die Menschheit aus der Beinahe-Katastrophe in Tonga lernen, oder wird eine Eruption großen Ausmaßes das nächste Ereignis sein, das uns nach der Pandemie unvorbereitet trifft?", heißt es in dem Expertenkommentar. Es gebe Maßnahmen, die die Welt als Gemeinschaft ergreifen könnte, um die Folgen eines solchen Ereignisses zu minimieren. Dafür brauche es aber koordiniertes Vorgehen, mehr Investitionen und Forschung, schreiben Mani und Cassidy. "Die Diskussion darüber muss endlich beginnen."
(David Rennert, 21.8.2022)
Forschende warnen vor unterschätzter Gefahr durch Vulkanausbrüche
 

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#25
ERSTER AUSBRUCH SEIT JAHRZEHNTEN
Mauna Loa: Größter aktiver Vulkan der Welt auf Hawaii ausgebrochen
Ortschaften sind von den Lavaströmen des Schildvulkans auf Big Island derzeit nicht betroffen, doch die Lage könne sich schnell ändern, sagen Fachleute
Auf Hawaii ist am Montag der größte aktive Vulkan der Welt ausgebrochen. Lava trete aus dem Schildvulkan Mauna Loa auf der größten hawaiianischen Insel Big Island aus, die Ortschaften an den Hängen des Vulkans seien derzeit nicht gefährdet, teilte die US-Erdbebenbehörde (USGS) mit. Bisher breite sich das Lava nur im Gipfelbereich aus.

Erstmals seit fast vier Jahrzehnten strömt wieder Lava aus dem Mauna Loa.
Foto: APA/AFP/US Geological Survey

Obwohl die Lavaströme zunächst keine Wohngebiete gefährdeten, wiesen die Behörden darauf hin, dass spätere Evakuierungen nicht ausgeschlossen werden können. Die Richtung der Ströme könne sich rasch ändern. Anrainerinnen und Anrainer werden aufgefordert, sich auf eine mögliche Evakuierung vorzubereiten. In den Stunden vor dem Ausbruch war es laut USGS zu zahlreichen Erdbeben der Stärke 2,5 gekommen, bereits im Oktober war ein Beben der Stärke 5 registriert worden.

Letzter Ausbruch 1984
Der 4.169 Meter hohe Mauna Loa ist seit Beginn der historischen Aufzeichnungen bereits 33 Mal ausgebrochen, sagte die Vulkanologin Jess Johnson von der University of East Anglia, die in der Vergangenheit auf Hawaii geforscht hat. "Heute Morgen kam es zur ersten Eruption seit 1984, damals gab es einen Lavastrom, der bis auf sieben Kilometer an Hilo, die größte Stadt auf Big Island, heranreichte." So angespannt sei die Lage derzeit nicht.

Archivbild von März 1984, als der Vulkan zuletzt ausbrach.
Foto: AP

"Im Moment ist die Lava in der Gipfelcaldera eingeschlossen und fließt nicht in Richtung der bewohnten Gebiete", sagte Johnson. Sollten jedoch in Riftzonen außerhalb der Caldera Spalten auftreten, könnten gewaltige Lavaströme die Ballungsräume auf der Insel bedrohen.

Behörden und Fachleute würden die Lage sehr genau beobachten, sagte Ken Hon vom Hawaiian Volcano Observatory. Sehr flüssige und schnell fließende Lava könne schnell aus einer neuen Spalte austreten und nahegelegene Wohngebiete erreichen. "Im Moment wissen wir einfach nicht, was passieren wird – ob es bei einer reinen Gipfeleruption bleibt oder sich in eine der Spaltzonen verlagert", sagte Ken Hon.

Verbundene Vulkane
Laut dem Geophysiker Paul Segall von der Stanford University in Kalifornien könnte der Ausbruch Vulkanologen helfen, mehr über die Verbindung zwischen dem Mauna Loa und dem Kilauea, einem anderen Vulkan auf Big Island, zu erfahren. "Wir verstehen das Zusammenspiel zwischen den beiden Vulkanen nicht wirklich", sagte Segall zum Wissenschaftsmagazin "New Scientist".


Derzeit sind keine Ortschaften von den Lavaströmen betroffen, das kann sich aber rasch ändern.
Foto: AP/U.S. Geological Survey

Eine Theorie, warum der Mauna Loa so lange nicht ausgebrochen ist, geht davon aus, dass Magma zum Kilauea umgeleitet wurde. Bei diesem kam es 2018 zu einer gewaltigen Eruption: Mehrere Spalten taten sich an den Hängen des Feuerbergs auf, es kam zu teils starken Erdbeben, und große Mengen an Lava strömten über mehrere Monate hinweg in den Ozean.

Wichtige Messstation
Der Mauna Loa umfasst mehr als die Hälfte der Big Island von Hawaii. Er ragt 4.169 Meter über den Meeresspiegel nach oben und noch einmal 5.000 Meter bis zu seinem submarinen Fuß ins Meer hinunter. In einer Höhe von 3.397 Metern befindet sich die Messstation Mauna Loa, die vor allem auf Kohlendioxid-Messungen spezialisiert ist und seit 1958 den CO2-Anstieg in der Atmosphäre dokumentiert.
(dare, trat, APA, 28.11.2022)

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Mauna Loa: Größter aktiver Vulkan der Welt auf Hawaii ausgebrochen
 

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#26
FEUERSPUCKEND
Mauna Loa: Spektakuläre Bilder und Videos zeigen Vulkanausbruch auf Hawaii
Der größte aktive Vulkan der Welt speit wieder. Die Fontänen sind laut Behördenangaben bis zu 60 Meter hoch. Drei Spalten haben sich aufgetan
Seit Dienstag herrscht am Mauna Loa auf Hawaii Alarmstufe Rot. Nach 38 Jahren ist der weltgrößte aktive Vulkan auf der Insel Big Island erneut ausgebrochen. Noch beruhigen die Behörden, mahnen gleichzeitig aber zu besonderer Vorsicht. Häuser, Wohnungen und öffentliche Gebäude sind derzeit nicht gefährdet. Die gut sichtbare Gaswolke mit potenziell giftigen Dämpfen muss aber ebenso im Auge behalten werden wie die Möglichkeit, dass sich zu den bestehenden drei Spalten, aus denen Magma ausgetreten ist, weitere Risse in der Erdkruste gesellen.


Im Dunkel der Nacht zeigt sich Mauna Loa von seiner faszinierendsten Seite. Das Naturspektakel ist von der State Route 200, auch Saddle Route genannt, gut zu verfolgen. Laut der geologischen Behörde USGS sollte die Straße vorerst sicher sein, da die Lavaströme 18 Kilometer weit von Saddle Route entfernt sind.
Foto: Marco Garcia/AP


Diese Langzeitbelichtung zeigt die Lichtstreifen fahrender Autos, die auf der Saddle Route unterwegs sind. Im Hintergrund ist die riesige Lavaspalte mit den austretenden Fontänen gut zu sehen. Die Straße, die als kürzeste Verbindung gilt, um die Insel zu queren, bleibt vorerst für die Bevölkerung offen.
Foto: Marco Garcia/AP


Bereits kurz nach dem Ausbruch, der am Dienstagvormittag mitteleuropäischer Zeit begann, fanden sich erste Schaulustige ein, um das Schauspiel aus sicherer Entfernung zu beobachten. Der Mauna Loa umfasst mehr als die Hälfte der Big Island von Hawaii. Er ist 4.169 Meter hoch und reicht 5.000 Meter ins Meer hinunter.
Foto: Marco Garcia/AP

Während die austretenden Lavafontänen und die Ströme in der Nacht für atemberaubende Effekte sorgen, ist das wahre Ausmaß des Ausbruchs vor allem am Tag und von der Luft aus gut zu beobachten, wie diese Helikopteraufnahme zeigt.
Hawaii News Now


Den Behörden zufolge gibt es drei Spalten, an denen Magma ausgetreten ist. Aus den weiter oben liegenden, die etwa für die Saddle Route zum Problem werden könnten, soll aktuell aber kein flüssiges Magma mehr austreten. Die Fachleute erwarten, dass der Strom aus diesen versiegt sein dürfte.
Foto: BRUCE OMORI / PARADISE HELICOPTERS/EPA


Weiterhin äußerst aktiv ist allerdings die dritte Spalte, aus der riesige Fontänen schießen. Den Behörden zufolge seien die meisten Eruptionen nur wenige Meter hoch. Die größten Fontänen sollen aber zwischen 30 und 60 Meter hoch in die Luft geschleudert werden, teilte USGS mit.
Foto: SAMANTHA HANSEN VIA REUTERS


Vom Helikopter aus waren am Tag nach dem Ausbruch auch die großen Lavaströme sowie riesige Gas- und Rauchwolken zu sehen. Der Wind ließ das potenziell gefährliche Gemisch zuletzt in nordwestliche Richtung abziehen. Die Behörden und Wetterdienste beobachten die Situation.
Foto: APA/AFP/US Geological Survey/HAN


Die Wärmebildkamera ist am Nordrand von Mauna Loas Gipfelkrater angebracht und kann eine Temperatur bis 500 Grad Celsius (932 Grad Fahrenheit) messen. Sie dient als eine der vielzähligen Webcams und wartet zudem mit einem 24-Stunden-GIF auf, das die Entwicklung am Berg dokumentiert.
Foto: USGS


Der Vulkan ist nicht zuletzt durch seine wiederholten Ausbrüche – 33 davon wurden bisher dokumentiert – für die Forschung besonders interessant. Am Dienstag brachen erste Experten und Expertinnen an den Ort des Geschehens auf, um sich ein Bild zu machen und Messungen durchzuführen.
Foto: USGS


Neben der Erkundung zu Fuß und vom Helikopter aus dokumentieren auch Kleinflugzeuge die Ausmaße des Naturschauspiels. Diese Aufnahme entstand am Dienstag um 7.15 Uhr Ortszeit und zeigt die nordöstliche Randzone der Eruption von Mauna Loa.
Foto: USGS


Die geologische Behörde hat eine Grafik veröffentlicht, in der die mittlerweile bereits inaktiven zwei Spalten und Ströme sowie der aktuelle Hauptstrom ("active eruptive fissure") eingezeichnet sind. In den Stunden vor dem Ausbruch war es zu zahlreichen Erdbeben der Stärke 2,5 gekommen, momentan dürfte die Situation diesbezüglich ruhig sein. Weitere Risse und Spalten können aber jederzeit auftreten.
Foto: USGS

Das aktuelle Ereignis lässt Erinnerungen an das Jahr 1984 wachwerden – als der Mauna Loa zum bisher letzten Mal ausgebrochen ist. Der in dem Video dokumentierte Ausbruch führte zu einem Lavastrom, der erst sieben Kilomter vor der größten Stadt Hilo auf Big Island zum Erliegen kam.
KITV


Warum der Vulkan in den vergangenen Jahrzehnten stillgehalten hat, beschäftigt Forschende seit längerem. Eine Theorie ist, dass die Magma-Systeme der auf der Insel bestehenden Vulkane verbunden sein könnten und Magma des Mauna Loa zum Vulkan Kilauea umgeleitet wurde. Bei diesem kam es zuletzt 2018 zu einer enormen Eruption. Das Bild zeigt den Krater von Kilauea im September 2021.
Foto: AFP/B. Carr


Wie es nun mit Mauna Loa weitergeht und ob die Insel auf Hawaii relativ glimpflich davonkommen wird, werden die kommenden Tage zeigen. "Im Moment ist die Lava in der Gipfelcaldera eingeschlossen und fließt nicht in Richtung der bewohnten Gebiete", erklärt die Vulkanologin Jess Johnson. Sollten außerhalb der Caldera Spalten auftreten, könnten Lavaströme die Ballungsräume auf der Insel bedrohen.
Foto: BRUCE OMORI / PARADISE HELICOPTERS/EPA


Foto: Twitter @pfranci2 via REUTERS

Aktuell ist allerdings noch nicht so weit. Von umliegenden Dörfern können daher relativ entspannt Schnappschüsse vom Vulkanausbruch in der Ferne, Palmen und bunten Lichteffekten gemacht werden.
(Martin Stepanek, 29.11.2022)
Mauna Loa: Spektakuläre Bilder und Videos zeigen Vulkanausbruch auf Hawaii
 

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#27
Indonesischer Vulkan Semeru sorgt für höchste Warnstufe
Exakt ein Jahr nach seinem letzten Ausbruch, der zu mindestens 50 Todesfällen führte, bricht der Vulkan auf Java erneut aus. In Japan wird vor vor Tsunamis gewarnt

Der Vulkan Semeru ist wieder ausgebrochen und gibt Rauch und Asche von sich.
Foto: APA/AFP/AGUS HARIANTO

Am 4. Dezember 2021 kam es zu einer folgenschweren Eruption des Semeru-Vulkans auf der indonesischen Hauptinsel Java. Genau ein Jahr später ist es – nach einem schweren Erdbeben am Samstag – erneut soweit: Das Zentrum für Vulkanologie und geologische Gefahrenvorbeugung registrierte Anzeichen weiter steigender Aktivität und gab am Sonntag die höchste Warnstufe 4 aus.

Der Vulkan hatte ab den frühen Morgenstunden mehrfach heiße Asche bis zu 1.500 Meter hoch in den Himmel gespien. Die dichte Aschewolke senkte sich in einem sieben Kilometer weiten Radius um den Krater auf die Umgebung. Über Verletzte oder Schäden war zunächst nichts bekannt.


Abgesehen von einer Sperrzone um den Vulkan wurde bisher noch von keinen Schäden berichtet.
Foto: AP

Das Potenzial weiterer hoher Aschesäulen und pyroklastischer Ströme – rasend schnelle Lavalawinen – sei sehr hoch, erklärte die Vulkanologiebehörde. Die indonesischen Behörden verhängten eine absolute Sperrzone von fünf Kilometern um den Krater und ein partielles Sperrgebiet in 13 Kilometern Abstand am südöstlichen Hang.

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Auf dem pazifischen Feuerring
Der Semeru ist mit knapp 3.700 Metern der höchste Berg auf Java und liegt im Nationalpark Bromo-Tengger-Semeru im Osten der Insel. Er ist seit Dezember 2020 wieder verstärkt aktiv. Bei seinem letzten Ausbruch Anfang Dezember 2021 starben mindestens 50 Menschen, Tausende mussten aus dem Gebiet flüchten.

WION

Der Inselstaat Indonesien befindet sich auf dem pazifischen Feuerring, der geologisch aktivsten Zone der Erde. Dort stoßen mehrere tektonische Platten aufeinander, sodass sich besonders häufig Erdbeben und Vulkanausbrüche ereignen. Erst vor rund zwei Wochen waren bei einem Erdbeben auf Java mehr als 300 Menschen ums Leben gekommen.

In Japan löste der Ausbruch eine Tsunamiwarnung aus. Sie gelte für die Inselketten Miyako und Yaeyama in der Präfektur Okinawa, meldete die japanische Nachrichtenagentur Kyodo. Gleichzeitig ist auch der Mauna Loa auf Hawaii weiterhin aktiverstmals seit fast 40 Jahren.
(APA, red, 4.12.2022)
Indonesischer Vulkan Semeru sorgt für höchste Warnstufe
 

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#28
Und auch der Stromboli meldet sich:

ERUPTIONEN
Video und Live-Cam: Der Vulkan Stromboli ist erneut ausgebrochen
Anfang Oktober hatte sich der Vulkan nördlich von Sizilien für einige Tage bemerkbar gemacht, jetzt spuckt er erneut Asche und Lava
Im Moment scheint etwas Unruhe in der Erdkruste zu herrschen, mehrere Vulkane meldeten sich zuletzt mit entsprechendem Getöse aus einem mehr oder weniger langen Schlummer zurück: Mitte Oktober spuckte der Stromboli auf der gleichnamigen italienischen Insel nördlich von Sizilien für ein paar Tage Aschewolken und Lavaströme.

Vor einer Woche dann brach der Mauna Loa auf Big Island, Hawaii, aus, der größte aktive Vulkan der Welt (über die aktuelle Situation wird hier informiert). Wenige Tage später kam es auch auf dem Gipfel des Semeru auf der indonesischen Insel Java zu Eruptionen – genau ein Jahr nach seinem letzten Ausbruch, bei dem 50 Menschen ums Leben kamen.


Der Stromboli-Ausbruch am 9. Oktober; nun ist der Vulkan erneut ausgebrochen.
Foto: EPA/FRANCESCO NUCCIO

Während der Semeru sich wieder zu beruhigen scheint, erwachte der Stromboli zu neuem, feurigem Leben: Ein Ausbruch am Sonntag hat für ein spektakuläres Naturschauspiel gesorgt. Am Nachmittag quoll ein Schwall Lava aus dem Krater und bahnte sich seinen Weg talwärts bis ins Meer, wie Forschende des Instituts für Geophysik und Vulkanologie (INGV) berichten. Wer sich selbst ein Bild von der Lage machen will, kann dies via Livestream tun:

SkylineWebcams
Eine weitere Webcam zeigt den Vulkan aus etwas größerer Entfernung.

Evakuierungen
Auf einem am Sonntag entstandenen Amateurvideo war zu sehen, wie dichter Qualm an der Stelle aufstieg, an der die glühende Lava ins Meer floss. Über Schäden oder Verletzte lagen zunächst keine Informationen vor. Etwa dreißig Bürger mussten jedoch vorsorglich ihre Häuser verlassen.

Lava sorgte für Tsunami
Infolge des Vulkanausbruchs und der Lavamassen, die ins Meer stürzten, entwickelte sich eine Tsunamiwelle von etwa eineinhalb Meter Höhe. Die Alarmglocken auf der Insel läuteten. Laut dem Leiter des Zivilschutzes, Fabrizio Curcio, kam es jedoch zu keinen größeren Schäden. Da die Lavaströme auch am Montag weiterfließen, sollen die Schulen geschlossen bleiben.

Davor war ein Erdbeben der Stärke 4,6 auf der Richterskala mit Epizentrum im Meer in drei Kilometern Tiefe südlich der Insel Vulcano gemeldet worden. Die Insel gehört wie Stromboli zu den Äolischen Inseln nördlich von Sizilien.

Gefährliche Touristenattraktion
Es folgten eine Reihe von Nachbeben geringerer Stärke. Auf der Insel Vulcano kam es im Krankenhaus und in einigen Häusern zu kleineren Schäden. Der Stromboli ist ebenso wie der Ätna auf Sizilien ein aktiver Vulkan. Der knapp 930 Meter hohe Stromboli bricht regelmäßig aus und ist damit schon zur Touristenattraktion geworden.
(red, APA, 5.12.2022)

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Video und Live-Cam: Der Vulkan Stromboli ist erneut ausgebrochen
 

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#29
GUATEMALA
Vulkan Fuego ausgebrochen
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In Guatemala ist der Vulkan Fuego ausgebrochen. Die Behörden meldeten am Wochenende konstante Explosionen, eine bis zu 500 Meter hohe Lavafontäne sowie eine Aschesäule, die über zwei Kilometer weit in den Himmel aufsteigt. Nach dem Ausbruch stellte der wichtigste Flughafen des Landes, La Aurora, in der Hauptstadt Guatemala-Stadt vorerst seinen Betrieb ein.
Online seit heute, 18.02 Uhr (Update: 18.27 Uhr)
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Nahe der Start- und Landebahn sei Asche niedergegangen, teilte die nationale Luftfahrtbehörde am Sonntag mit. Auch eine wichtige Fernstraße wurde gesperrt. Wegen der Sperrung des internationalen Flughafens La Aurora mussten mindestens zwei Flüge umgeleitet werden. Mehrere Abflüge mussten verschoben werden.

Auf eine Evakuierung der angrenzenden Gemeinden wurde aber zunächst verzichtet. Der 3.763 Meter hohe Volcan de Fuego (Feuervulkan) liegt rund 35 Kilometer südwestlich der Hauptstadt Guatemala-Stadt. Von dort aus ist der aktive Vulkan gut zu sehen. Er zählt zu den aktivsten und gefährlichsten Vulkanen Zentralamerikas: Bei einem verheerenden Ausbruch im Juni 2018 waren Hunderte Menschen ums Leben gekommen – 215 Leichen wurden gefunden, etwa ebenso viele Menschen gelten bis heute als vermisst.

Es war der schwerste Ausbruch seit 40 Jahren. Mehr als 12.000 Menschen mussten die Umgebung des Vulkans verlassen. Die Eruption dauerte fast 17 Stunden, es entwickelten sich pyroklastische Ströme. Dabei werden beim Austritt aus dem Krater Gesteinsbrocken und Magma durch die Wucht zu besonders feiner vulkanischer Asche zerrissen. Diese bewegt sich dann mit den austretenden Gasen mit enormen Geschwindigkeiten von bis zu 700 km/h hangabwärts und entwickelt eine riesige Zerstörungskraft.

APA/AFP/Johan Ordonez
Bild vom Ausbruch in der Nacht

Zwei weitere Vulkane sind derzeit in dem zentralamerikanischen Land aktiv: der rund hundert Kilometer westlich von Guatemala-Stadt gelegene Santiaguito sowie der Pacaya 20 Kilometer südlich der Hauptstadt.

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Auch der Vulkan Lascar in Chile verzeichnete am Samstag zunehmende Aktivität. Laut dem geologischen Dienst löste der etwa 1.100 Kilometer nördlich von Santiago in den Anden gelegene Vulkan am Mittag leichte Erdstöße aus und spuckte eine 6.000 Meter hohe Gas- und Aschewolke aus.
Die Behörden hoben die Alarmstufe auf Gelb – Orange und Rot sind die beiden höchsten – an und errichteten einen Sperrbezirk von fünf Kilometern um den Krater. Zudem gaben sie für den Flugverkehr eine Warnung vor der Aschewolke aus. Zuletzt war der rund 70 Kilometer von einem beliebten Touristenzentrum entfernte Lascar 1993 ausgebrochen. Weiter südlich galten zudem weiterhin gelbe Warnstufen für die Vulkangruppe Nevados de Chillan sowie für den Vulkan Villarrica.
11.12.2022, red, ORF.at/Agenturen

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Guatemala: Vulkan Fuego ausgebrochen
 

josef

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#30
VOR EINEM JAHR
Rekordausbruch des Tonga-Vulkans befeuerte die Erderwärmung
Ein Forschungsteam erörtert, weshalb der Unterseevulkan im Gegensatz zu anderen Eruptionen wohl nicht zu einer Abkühlung führt, und prognostiziert die Folgen

Seit der Eruption des Unterwasservulkans in Tonga werden Hergang und Folgen wissenschaftlich untersucht.
Foto: APA/AFP/Planet Labs

Beinahe auf den Tag genau ein Jahr ist es her, dass der Unterseevulkan Hunga Tonga-Hunga Ha'apai im südlichen Pazifik ausgebrochen ist. Am 15. Jänner kam es zum größten Ereignis, das mit modernen geophysikalischen Methoden aufgezeichnet wurde. Die Explosionswolke wurde Messungen zufolge bis in die Mesosphäre befördert, 57 Kilometer über der Erdoberfläche. Wie ein Team mit Beteiligung des österreichischen Forschungsinstituts IIASA nun schreibt, dürfte der Vulkan auch die Erderhitzung vorantreiben. Die Wahrscheinlichkeit, die 1,5-Grad-Marke in den kommenden Jahren zu überschreiten, habe sich dadurch um beachtliche sieben Prozent erhöht, schreiben die Wissenschafter im Fachjournal "Nature Climate Change".

Weniger Schwefel, weniger Kühlung
Das ist bemerkenswert – immerhin führten Vulkanausbrüche und die damit einhergehenden Aschewolken in der Vergangenheit häufig zu Abkühlungen. Die extreme Explosion des indonesischen Vulkans Tambora 1815 sorgte für kälteres Klima auf der ganzen Welt, das "Jahr ohne Sommer", 1816, inspirierte nicht nur Literatur und Malerei, sondern sorgte durch Kälte und Dauerregen für Missernten und Hunger.


Nicht nur kurzfristig beeinträchtigte der Ausbruch das Leben im Südpazifik, auch langfristig veränderte er die Atmosphäre.
Foto: AP / New Zealand's Ministry of Foreign Affairs and Trade

Einen erheblichen Einfluss hatte auch der Ausbruch 2022: Seit der Krakatau-Eruption im Jahr 1883 gab es kein vergleichbares Phänomen auf der Erde. Die markante Serie an Ausbrüchen innerhalb kurzer Zeit katapultierte die Explosionswolke in Rekordhöhen.

Doch wie Forschungsteams bereits im vergangenen Jahr schrieben, sieht es ganz danach aus, als würde der Tonga-Vulkan längerfristig nicht für eine Abkühlung, sondern für eine schnellere Erderwärmung sorgen. Die meisten Vulkanausbrüche hieven vor allem Schwefeldioxid in hohe Luftschichten. Das führt in der Folge eher zur Temperaturabkühlung, weil die Aerosolpartikel Sonnenlicht streuen, schreibt das Team, dem der am Internationalen Institut für angewandte Systemanalyse (IIASA) in Laxenburg bei Wien tätige Chris Smith und Kollegen der Universität Oxford angehören.

Motor des Klimawandels
Über mehrere Jahre hinweg sei es aber möglich, dass die Tonga-Eruption einen gegenteiligen Effekt bringt. Man schätzt, dass der Ausbruch rund 0,42 Megatonnen Schwefeldioxid, aber vor allem 146 Megatonnen Wasserdampf in die Stratosphäre geschleudert hat. Damit erhöhte sich der Wassergehalt in dieser Atmosphärenschicht – in etwa 15 bis 50 Kilometer Höhe – um zehn bis 15 Prozent.


Satellitenbilder veranschaulichen, wie groß die Partikelwolken waren, die der Vulkan bis in fast 60 Kilometer Höhe ausstieß.
Foto: CIRA/NOAA/Reuters

Bleibt der Dampf nun über längere Zeit hinweg dort, führe das zu einer Erhöhung der Oberflächentemperatur auf der Erde, schreiben die Wissenschafter. Da am 15. Jänner 2022 zudem relativ geringe Schwefeldioxid-Mengen ausgestoßen wurden, die der Temperaturerhöhung entgegenwirken, könne der Vulkanausbruch zu einem Motor des Klimawandels werden – zumindest für einen begrenzten Zeitraum.


1,5-Grad-Ziel in weiter Ferne
Die Analysen der Forscher beziehen sich auf das Überschreiten der weltweiten Durchschnittstemperatur gegenüber der vorindustriellen Zeit um 1,5 Grad Celsius. Die Chance, dass die Welt in den kommenden fünf Jahren ihr erstes Jahr erlebt, in dem diese Marke tatsächlich übersprungen wird, steigen den Berechnungen zufolge durch die Folgen der Tonga-Eruption um rund sieben Prozent.

Das ändere aber nichts daran, dass der bei weitem stärkste Treiber dieser Entwicklung die menschgemachten Treibhausgasemissionen bleiben, schreibt das Team. Fachleute gehen von einer verschwindend geringen Chance aus, die 1,5-Grad-Erwärmung noch durch rechtzeitige Klimaschutzmaßnahmen vermeiden zu können: Die Wahrscheinlichkeit dafür liege bei weniger als 0,1 Prozent. Stattdessen ist der Weltwetterorganisation (WMO) zufolge die Wahrscheinlichkeit, schon bis 2026 mindestens ein Jahr mit einer derart hohen Durchschnittstemperatur zu erleben, bei fast 50 Prozent.
(sic, APA, 13.1.2023)

Studie
Nature Climate Change:
"Tonga eruption increases chance of temporary surface temperature anomaly above 1.5 °C"

Rekordausbruch des Tonga-Vulkans befeuerte die Erderwärmung
 

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#31
Aschespuckender Vulkan in Russland versetzt Luftfahrt in Alarmstufe Rot
Auf Halbinsel Kamtschatka brach nach dem Vulkan Besymjanny nun auch der Vulkan Schiwelutsch aus, internationale Flugzeuge könnten beeinträchtigt werden

Erst kürzlich war auf Kamtschatka der Vulkan Besymjanny ausgebrochen, hier im Bild.
Foto: AP / Yury Demyanchuk

Moskau – Eine Aschewolke des Vulkans Schiwelutsch im Osten der russischen Halbinsel Kamtschatka droht den Luftverkehr in der Region zu beeinträchtigen. Die russische Vulkanbeobachtungsstelle KVERT gab Dienstag früh eine Warnung für den Luftverkehr mit der Alarmstufe Rot heraus. "Die anhaltende Aktivität könnte internationale und niedrig fliegende Flugzeuge beeinträchtigen", hieß es.

Ascheexplosionen möglich
Eine große Aschewolke treibe westlich des Vulkans und es könne jederzeit zu Ascheexplosionen von bis zu 15 Kilometern Höhe kommen. Der Schiwelutsch ist der nördlichste und einer der größten und aktivsten Vulkane Kamtschatkas. An der russischen Halbinsel entlang liegt die Hauptflugroute zwischen den USA und Japan.


Eine Satellitenaufnahme zeigt die Aschewolke über dem Vulkan Schiwelutsch.
Foto: Reuters / Roscosmos

Der Vulkan sei um 6.31 Uhr Ortszeit ausgebrochen und die Wolke habe sich über die mehr als 70 Kilometer voneinander entfernten Dörfer Kljutschi und Kosyrewsk ausgebreitet, erklärte der Vorsteher der Region, Oleg Bondarenko, auf Telegramm. "Den Bewohnern wird geraten, in den Häusern zu bleiben und unnötige Reisen zu vermeiden."

Vulkanisch aktives Gebiet
Die Halbinsel Kamtschatka im äußersten Osten Russlands gehört zu den vulkanisch aktivsten Gebieten der Erde. Aschewolken können über große Flächen den Flugverkehr lahmlegen. Erst vergangenen Freitag war der etwas südlicher gelegene Vulkan Besymjanny ausgebrochen und hatte ebenfalls "Alarmstufe Rot" für die Luftfahrt verursacht.

Nach einem Ausbruch des isländischen Vulkans Eyjafjallajökull 2010 waren weite Teile des europäischen Luftraums für sechs Tage gesperrt. Mehr als zehn Millionen Flugpassagiere waren damals betroffen. Der Schaden betrug 1,7 Milliarden Dollar, was heute etwa 1,56 Milliarden Euro entspricht. (APA, 11.4.2023)

Aschespuckender Vulkan in Russland versetzt Luftfahrt in Alarmstufe Rot
 

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#32
ASCHEWOLKE
Aktivster Vulkan Mittelamerikas in Guatemala erneut ausgebrochen
Der Fuego sorgt für Ascheregen auf Dörfer und Bauernhöfe. Laut Katastrophenschutz spuckt er eine Mischung aus Gas, Asche und hocherhitztem Gestein aus

Mehr als 1.000 Menschen mussten aufgrund des Vulkanausbruchs evakuiert werden.
Foto: EPA/Esteban Biba

Guatemala-Stadt – Der Vulkan Fuego in der Nähe der Hauptstadt Guatemalas ist am Donnerstag ausgebrochen und hat eine riesige Aschewolke bis zu 6.000 Meter hoch in den Himmel gespuckt. Die guatemaltekische Katastrophenschutzbehörde Conred erklärte, der aktivste Vulkan Mittelamerikas in Guatemala-Stadt stoße "pyroklastische Ströme" aus – eine Mischung aus Gas, Asche und hocherhitztem Gestein – "die mit großer Geschwindigkeit die Hänge hinabstürzen".

Dies wiederum führe zu "reichlich" Ascheregen auf Dörfer und Bauernhöfe in bis zu 50 Kilometern Entfernung. Conred warnte vor weiteren Eruptionen und wies darauf hin, dass sich aufgrund der vorhergesagten Regenfälle Schlammlawinen bilden könnten.

16 Kilometer von Antigua entfernt
Der Katastrophenschutz riet den Bewohnern der betroffenen Gebiete dazu, alle Anweisungen der Behörden genau zu befolgen, und forderte alle auf, eine Sperrzone von sieben Kilometern zu dem Vulkan zu einzuhalten. Mehr als 1.000 Menschen mussten bisher laut Behörden evakuiert werden.

Im vergangenen Dezember zwang ein Ausbruch desselben Vulkans die guatemaltekischen Behörden, den größten Flughafen des Landes vorübergehend zu schließen. Der Vulkan liegt etwa 16 Kilometer von der malerischen ehemaligen Hauptstadt und größten Touristenattraktion des Landes, Antigua, entfernt und bricht normalerweise etwa alle vier bis fünf Jahre aus.
(APA, red, 5.5.2023)
Aktivster Vulkan Mittelamerikas in Guatemala erneut ausgebrochen
 

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#33
Indonesischer Vulkan Krakatau ausgebrochen
Die Aschesäule über dem Krater ist laut Behörden drei Kilometer hoch. Über Verletzte oder Schäden ist derzeit nichts bekannt


Im vergangenen Jahr haben indonesische Behörden die Warnstufe für den Krakatau nach einer starken Zunahme der Aktivität erhöht.
APA/AFP/DZIKI OKTOMAULIYADI

Jakarta – Der indonesische Vulkan Krakatau ist am Freitag ausgebrochen und hat eine riesige Aschewolke ausgestoßen. Die Aschesäule über dem Krater habe eine Höhe von drei Kilometern, erklärte die Überwachungsstation in der Nähe des auch als Anak Krakatoa bekannten Vulkans. Berichte über Verletzte oder Schäden lagen zunächst nicht vor.

Die Überwachungsstation warnte Anrainer im Umkreis von fünf Kilometern vor jeglichen Aktivitäten im Freien. Die Behörden hatten die Warnstufe für den Krakatau bereits im vergangenen Jahr nach einer starken Zunahme seiner Aktivität auf die zweithöchste Stufe erhöht.

2018 war der Krater des Vulkans nach einer großen Eruption teilweise eingestürzt. Dabei rutschten Teile des Kegels ins Meer und lösten einen Tsunami aus; mehr als 400 Menschen kamen ums Leben, tausende wurden verletzte. In Indonesien gibt es fast 130 aktive Vulkane. Der aus mehr als 17.000 Inseln bestehende Staat in Südostasien liegt auf dem sogenannten Pazifischen Feuerring, wo mehrere Erdplatten zusammenstoßen. Dort kommt es häufig zu Vulkanausbrüchen und Erdbeben.
(APA, 9.6.2023)

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#34
ASIEN
Vulkane der Philippinen vor Ausbruch, Evakuierungen laufen
Fachleute warnen vor einer gefährlichen Lage, eine Eruption dürfte nur eine Frage der Zeit sein

9. Juni 2023, 09:32


Der Mayon könnte bald eruptieren.
APA/AFP/Kristin Moral/HANDOUT

Manila – Der aktivste Vulkan der Philippinen rumort bedrohlich: Rund um den 2.463 Meter hohen Mayon sollen nach zahlreichen Steinschlägen und Schuttlawinen etwa 10.000 Menschen aus der Gefahrenzone evakuiert werden, wie die Verwaltung der östlichen Provinz Albay am Freitag mitteilte. Zuvor hatte der für seine perfekte Kegelform bekannte Feuerberg pyroklastische Ströme aus heißen Lavastücken, Asche und vulkanischen Gasen erzeugt.

Auch seien Teile des Lavadoms eingestürzt, wie das philippinische Institut für Vulkanologie und Seismologie Phivolcs berichtete. "Gestern Abend wurden auch deutliches Kraterglühen und glühende Steinschläge beobachtet, die von neuer flüssiger Lava auf dem Gipfel des Mayon abgeworfen wurden", hieß es im jüngsten Warnhinweis. Für den Mayon sei die Alarmstufe 3 ausgegeben worden, was bedeute, dass "ein gefährlicher Ausbruch innerhalb von Wochen oder sogar Tagen möglich ist". Bei einer Dringlichkeitssitzung erklärte Provinzgouverneur Edcel Greco Lagman, Anrainer müssten in Sicherheit gebracht werden, um mögliche Opfer zu vermeiden.

Auch der für seine große Caldera (kesselförmige Oberfläche) und seinen See berühmte Taal, der zweitaktivste Vulkan des Inselstaates, ist wieder aktiv. In der vergangenen Woche stiegen Dampfwolken bis auf einer Höhe von 3.000 Metern. Der starke Gasausstoß verursachte in mehreren Gemeinden vulkanisch bedingten Smog ("Vog"), der für die Bevölkerung gefährlich sein kann. Anrainer in der Provinz Batangas wurden aufgefordert, sich mit Masken zu schützen. Die Behörden warnten auch vor möglichem sauren Regen, der die Ernten schädigen könnte. Der Taal befindet sich in der Nähe der Hauptstadt Manila.

Beide Vulkane liegen auf der Hauptinsel Luzon. Der Mayon ist seit 1616 rund 50 Mal ausgebrochen, am Taal wurden seit 1572 mehr als 30 größere Eruptionen verzeichnet. Die Philippinen liegen auf dem Pazifischen Feuerring, der geologisch aktivsten Zone der Erde.
(APA, red, 9.6.2023)

Vulkane der Philippinen vor Ausbruch, Evakuierungen laufen
 

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#35
EXPLOSIV
Supervulkane und die Gefahr, die von ihnen ausgeht
Europas schlummernder Supervulkan bei Neapel zeigte sich ungewöhnlich aktiv. Vulkane der Größe der Phlegräischen Felder finden sich rund um den Globus. Doch wie gefährlich sind sie?
Meist denken wir bei Vulkanen an das typische Bild des feuerspeienden Bergs. Ein Beispiel ist der hier zu sehende Vulkan Mayon auf den Philippinen, der derzeit erhöhte Aktivität zeigt, was bereits zu Evakuierungen führte. Im Gegensatz zu diesem Vulkantyp weisen Supervulkane keinen Kegel auf, sondern weisen immens große Einbruchkessel auf.
IMAGO/Lisa Marie David
Unter Europas Supervulkan, den Phlegräischen Feldern bei Neapel, rumort es bereits seit den 1960er-Jahren. Doch einer aktuellen Forschungsarbeit zufolge zeigen die "brennenden Felder", so die deutsche Übersetzung der Campi Flegrei, einen neuen Aktivitätsschub, der unter Forschenden für Unruhe sorgt. "Unsere Studie bestätigt, dass sich die Campi Flegrei einem Ausbruch nähern", erklärt Christopher Kilburn vom University College London. Er und sein Team behalten den italienischen Supervulkan im Auge und publizierten ihre Einblicke nun im Fachjournal "Communications Earth & Environment". Einige Zonen der Erdkruste über dem Vulkan haben sich beinahe bis zur Bruchgrenze gedehnt und die darüberliegende Kruste geschwächt.

Druckkochtopf im Untergrund
Obgleich der Deckel über den Phlegräischen Feldern Schwäche zeige, sei das noch kein Grund zur Panik, sagt Kilburn. Die Ergebnisse der neuen Forschungsarbeit bedeuteten nicht, "dass eine baldige Eruption garantiert ist". Eine genaue Überwachung, die in Europa bei Vulkanen generell gut gesichert ist, wird aber vonnöten sein: In der Region bei Neapel leben heute mehr als 1,5 Millionen Menschen im Bereich der Phlegräischen Felder oder in unmittelbarer Nähe. Der Supervulkan unter ihren Füßen brach in den vergangenen 60.000 Jahren mit zwei massiven und mehreren kleineren Eruptionen aus. Die Feuerberge der Superlative lassen sich zwischen Ausbrüchen also eher länger Zeit. Nichtsdestotrotz stellt sich die Frage, welche Gefahr von ihnen ausgeht.

Im Gegensatz zu "typischen" Vulkanen wie etwa dem Vesuv bilden Supervulkane keinen Kegel aus. Dafür sind sie schlichtweg zu groß. Stattdessen bilden sie im Fall eines Ausbruchs einen gewaltigen Einbruchkessel – fachsprachlich Caldera genannt. Im Untergrund bestehen Supervulkane aus einer gewaltigen Magmablase, die sich über Jahrtausende hinweg mit Gas anreichert. Dieser Vorgang lässt den Druck im Untergrund wie in einem Schnellkochtopf ansteigen, was das Gebiet über der Magmakammer anhebt und Risse im Deckgestein entstehen lässt. Steigt der Druck durch die Gasanreicherung zu stark, bricht Magma durch das geschwächte Deckgestein. Weltweit existieren rund 20 aktive Supervulkane.


Die weltweit aktiven Supervulkane: Eine Häufung zeigt sich entlang des Pazifischen Feuerrings, der den Vulkangürtel bezeichnet, welcher den Pazifik hufeisenförmig auf einer Länge von rund 40.000 Kilometern umgibt.
Der Standard

Das Jahr ohne Sommer
Die Eruption eines Supervulkans kann auf einen Schlag mehrere Tausend Kubikkilometer Lava und Gestein bis zu 50 Kilometer hoch und mit Überschallgeschwindigkeit in die Stratosphäre schleudern. Die Explosion von Supervulkanen reißt gewaltige Löcher in die Erdkruste. Dabei wird Energie frei, die jener eines Asteroideneinschlags entspricht. Die Wucht eines solchen Ausbruches wird mit dem Vulkanexplosivitätsindex-Wert 8 (VEI-8) und höher beschrieben, teils werden aber auch Eruptionen der Stärke VEI-7 einbezogen. Im Umkreis von mehreren Hundert Kilometern können Lava und Gestein niederregnen. Ausgestoßener Staub wird bei solchen Ausbrüchen um den gesamten Globus getragen. Damit ziehen Supervulkane nicht nur die Natur und Menschen in ihrer direkten Umgebung in Mitleidenschaft, sondern bringen weltweit verheerende Folgen mit sich.

Der letzte Ausbruch eines Vulkans mit VEI-8 ereignete sich in der Region des neuseeländischen Lake Taupō vor etwa 26.500 Jahren. Etwas rezenter ist die Eruption des indonesischen Tambora. Dieser brach im April 1815 in einer gewaltigen Explosion (VEI-7) aus. Siebenmal umkreiste die Druckwelle den Erdball, im 1.260 Kilometer entfernten Java regnete es Asche vom Himmel, das Klima kühlte global für zwei Jahre ab. Der Ausbruch bescherte weiten Teilen der westlichen Hemisphäre 1816 das "Jahr ohne Sommer", dafür mit Hagel, Missernten und der schlimmsten Hungersnot des 19. Jahrhunderts. Da Staub und Asche auch in Luftschichten geschleudert werden, in denen keine Wolkenbildung stattfindet, kann eingetragenes vulkanisches Material nicht durch Niederschlag aus der Atmosphäre entfernt werden. Teils kann es sich dort jahrelang halten und nachwirken.

Langsam tickende Zeitbomben
So verheerend die Folgen auch sind – der Ausbruch eines Supervulkans ist äußerst selten: Er tritt im Schnitt nur alle 100.000 Jahre auf. Bis sich die gigantische unterirdische Magmakammer nach einer Eruption wieder vollständig auffüllt, vergehen Studien zufolge einige hundert bis wenige tausend Jahre. Als bislang heftigster Vulkanausbruch des Quartärs – jenes Zeitabschnitts der Erdgeschichte, der vor etwa 2,6 Millionen Jahren begann und bis heute andauert – gilt die Eruption des indonesischen Toba. Der Vulkanausbruch auf der Insel Sumatra ereignete sich vor rund 74.000 Jahren und erreichte eine errechnete Magnitude von 8,8. Über eine Zeitspanne von etwa zehn Jahren bewirkte der Ausbruch eine globale Temperaturabsenkung.

In der Wissenschaft ist der Begriff Supervulkan übrigens äußerst umstritten: Zwar wurde er 1948 erstmals von dem Geologen Howell Williams verwendet, doch verwehren sich viele Forschende heute gegen diese Beschreibung. Sie führe in die Irre, schüre Panik und werde zu inflationär verwendet. Treffender wäre die Bezeichnung "Caldera-System", argumentiert etwa das Yellowstone Volcano Observatory in einem Kommentar zum Thema.


Auch unterhalb des berühmten Yellowstone-Nationalparks schlummert ein Supervulkan. Schätzungen zufolge brach er zuletzt vor 640.000 Jahren aus.
AP/Diane Renkin/National Park Service

Welche Gefahr von den nun wieder aktiver werdenden Phlegräischen Felder ausgeht, ist Fachleuten zufolge nicht konkret abzuschätzen. Robert Supper von Geosphere Austria war selbst bereits mehrmals zu Forschungszwecken in der Region und zeigt sich noch nicht beunruhigt. "Hebungen und Absenkungen des Untergrunds hat es dort immer wieder gegeben", berichtet er im STANDARD-Gespräch. Dass solche Anzeichen einen bevorstehenden Ausbruch ankündigen, sei jedoch keineswegs garantiert. "Wichtig ist in der aktuellen Situation, wachsam zu bleiben und genau zu beobachten", sagt der Experte.

Panik unbedingt vermeiden
Was im Fall eines tatsächlichen Ausbruchs geschehen würde, will er sich nicht vorstellen, denn: "Dann haben wir in Europa ein großes Problem." Abgesehen von der direkten, lokalen Zerstörung wären die Folgen des Ascheauswurfs in die Atmosphäre auch überregional immens und könnten wie vor rund 200 Jahren für eine kritische Klimaabkühlung sorgen.

Zurzeit sei aber die Idee einer möglichen Eruption das größere Problem, unterstreicht Supper. Wenn in der Region Panik ausbreche, sei mit hunderten Toten zu rechnen. Für den Experten lautet das Gebot der Stunde daher: "Gerüchte vermeiden." Zwar existieren auch Pläne, die Gegend zu evakuieren – teils auch mit Schiffen –, doch die Umsetzung sei fraglich und schwierig. Denn: "Wer verantwortet die Evakuierung einer so dicht besiedelten Region – vor allem, wenn dann nichts passiert?", fragt Supper.

Die Frage sei auch, ab wann Maßnahmen ergriffen werden und ob diese dann noch rechtzeitig in die Wege geleitet werden können. "Das ist eine Situation, die niemand beherrschen kann", sagt er. Die aktuelle Lage zeigt für ihn eine Notwendigkeit und eine Chance gleichermaßen auf: Vulkanausbrüche seien eine selten auftretende Naturgefahr, weshalb verhältnismäßig wenig Finanzmittel in Forschung und Monitoring fließen. "Vielleicht wird nun mehr Geld für die Überwachung zur Verfügung gestellt", hofft er.
(Marlene Erhart, 16.6.2023)
Supervulkane und die Gefahr, die von ihnen ausgeht
 
#36
ITALIEN
Vulkan Ätna auf Sizilien erneut ausgebrochen
Aus dem Krater drangen am Donnerstag Lavaströme und Asche, eine hohe Rauchsäule war sichtbar. Der Flughafenbetrieb musste nicht eingestellt werden

Vulkan Ätna auf Sizilien erneut ausgebrochen
Was den Ätna auf Sizilien betrifft, gemäß der griechischen Mythologie:

"Heute lebt Typhon unter dem Ätna gefangen. Brodelt es dort manchmal? Das liegt daran, dass sich Typhon unter dem Ätna befindet. Klar ist, dass das Ungeheuer Typhon noch heute lebt und möglicherweise irgendwann erneut zur Gefahr für Zeus werden kann. Auftauchen könnte Typhon gemeinsam mit Enkelados >>. "

Typhon, stärkstes Ungeheuer aller Zeiten >>
 

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#37
REYKJANES-HALBINSEL
Erneuter Vulkanausbruch auf Island
Es ist der dritte Vulkanausbruch in Island innerhalb von nur zweieinhalb Jahren. Das Vulkangebiet liegt 40 Kilometer südwestlich der Hauptstadt Reykjavík


Im Gebiet südwestlich von Reykjavík war es zuletzt im August 2022 zu vulkanischen Ausbrüchen gekommen.
APA/AFP/JEREMIE RICHARD

Reykjavík – Island erlebt zum dritten Mal innerhalb von nur zweieinhalb Jahren einen Vulkanausbruch. Eine Eruption habe unmittelbar nordwestlich des Berges Litli-Hrútur begonnen, teilte die isländische Wetterbehörde Vedurstofa am Montag auf ihrer Webseite mit. Auf Live-Aufnahmen aus dem Gebiet auf der dünn besiedelten Reykjanes-Halbinsel waren am frühen Abend tiefe Rauchschwaden zu sehen, allerdings noch keine oberirdischen Lavaströme.

Das Vulkangebiet befindet sich etwa 40 Kilometer südwestlich von Reykjavík, der isländischen Hauptstadt. In dem Gebiet war es zuletzt im August 2022 und davor im März 2021 zu monatelangen vulkanischen Ausbrüchen gekommen, nachdem diese sich durch zahlreiche Erdbeben angekündigt hatten. Auch diesmal hatte es in den vergangenen Tagen tausende Beben in der Region gegeben, weshalb Experten mit einem neuen Ausbruch gerechnet hatten.
(APA, 10.7.2023)

Erneuter Vulkanausbruch auf Island
 

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#38
SPEKTAKULÄRE FONTÄNE
Ätna erneut ausgebrochen
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Der Vulkan Ätna auf der italienischen Mittelmeer-Insel Sizilien hat erneut Lava und Asche gespuckt. In der Nacht auf Montag habe sich infolge einer erhöhten vulkanischen Aktivität eine Lavafontäne entwickelt, die auch aus weiter Ferne zu beobachten gewesen sei, teilte das Nationale Institut für Geophysik und Vulkanologie (INGV) mit.
Online seit heute, 12.20 Uhr
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Nachdem sich ein starker Ascheniederschlag entwickelt hatte, wurde der Flugbetrieb am Flughafen Catania bis 13.00 Uhr ausgesetzt, wie es in einer Mitteilung des Airports am Fuße des Ätna auf Twitter (X), hieß.

Auf Videos in sozialen Netzwerken war zu sehen, wie in der Dunkelheit glühendes Geröll aus dem Vulkan gespuckt wurde und die Lava langsam den Berg hinabfloss. Insbesondere am Südostkrater des Ätna entwickelte sich nach Angaben des INGV ein Lavaüberlauf, der nun wieder abkühlt. Denn Montagfrüh trat dem INGV zufolge keine Lava mehr aus – bereits gegen 3.20 Uhr ließ der Lavaausstoß nach. Lokale Medien berichteten in der Nacht von lautem Donnern.

Keine Berichte über Schäden und Verletzte
Meldungen über Schäden und Verletzte gab es nicht. Anrainer berichteten auf der Plattform Telegram, örtlich würden Asche und Staub herabregnen. Bereits am frühen Sonntagabend hatte es an dem größten aktiven Vulkan Europas rumort, sodass der sizilianische Zivilschutz früh zu besonderer Vorsicht aufrief.

Der Ätna, der im Osten der Insel liegt, ist in den vergangenen Monaten wiederholt ausgebrochen. Für die Menschen, die um den mehr als 3.300 Meter hohen Berg leben, besteht bei den Ausbrüchen meist keine Gefahr. Das Gebiet um den Vulkan ist ein Naturpark und beliebt bei vielen Touristen. Seit 2013 gehört es zum Weltnaturerbe der UNESCO.

Reuters/Etna Walk/Marco Restivo
Der sizilianische Zivilschutz rief bereits am Sonntag zu besonderer Vorsicht auf

Heftige Ausbrüche der Vergangenheit
Einer der folgenschwersten Ausbrüche ereignete sich 1669. Lavaströme erreichten die am Fuß des Berges gelegene Stadt Catania und das Meer. Tausende Menschen starben. Mehr oder weniger heftige Ausbrüche gab es in den Jahren 1882, 1910, 1923 und 1928. Erneut aktiv wurde der Ätna 1949, als sich ein Kegel spaltete und ein 13 Monate anhaltender Ausbruch folgte.

Im April 1971 öffneten sich am Süd- und am Osthang des Vulkanmassivs neue Kratergruppen, die fast zwei Monate lang heißes Magma auswarfen. Auch in den Jahren danach gab es Eruptionen, meist verursacht durch Lavapfropfen, die Kraterausgänge verstopften. Im Dezember 2018 erschütterte ein Beben der Stärke 4,8 die Region um Catania am südöstlichen Fuß des Vulkans. 28 Menschen wurden verletzt. Mehr als 400 Menschen waren nach Behördenangaben vorübergehend obdachlos.
14.08.2023, red, ORF.at/Agenturen

Link:
Spektakuläre Fontäne: Ätna erneut ausgebrochen
 

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#39
PHLEGRÄISCHE FELDER
Ständige Erdbeben lassen Neapels Angst vor dem Supervulkan steigen
Unter den Phlegräischen Feldern rumort es gewaltig: Vulkanologen sind in Sorge, dass es zu einer riesigen Eruption kommen könnte. Ein Bericht aus Rom

Der Vesuv bereitet derzeit keine Sorgen – im Gegensatz zu den Phlegräischen Feldern (im Vordergrund).
EPA

Die Erde bebte Mittwochfrüh um 3.35 Uhr. Das Epizentrum des Bebens mit einer Stärke von 4,2 auf der Richterskala befand sich in etwa drei Kilometer Tiefe unter den Phlegräischen Feldern, nur wenige Kilometer westlich von Neapel. Die Erschütterungen waren auch in der süditalienischen Metropole wahrnehmbar: Zahlreiche Menschen rannten mitten in der Nacht erschreckt aus ihren Häusern, Sach- und Personenschäden wurden aber keine gemeldet, teilte der italienische Zivilschutz am Mittwoch mit.

Die Erdstöße könnten Vorboten einer möglicherweise verheerenden Katastrophe sein. Denn unter dem Gebiet mit seinen zahlreichen Thermalquellen, Fumarolen und kleineren und größeren Vulkankratern schlummert ein "Supervulkan".

Schlimmer als Pompeji?
Und in diesem rumort es gewaltig: In den vergangenen Monaten wurden tausende kleinere Erdbeben registriert, etwa 40 pro Tag. Die meisten mögen kaum wahrnehmbar sein, aber sie gelten als Anzeichen für enormen Druck. Das Erdbeben in der Nacht auf Mittwoch war das stärkste seit 39 Jahren.

Eine Eruption dieses Supervulkans wäre um ein Vielfaches zerstörerischer als der Ausbruch des östlich von Neapel gelegenen Vesuvs im Jahr 79 nach Christus, bei dem Pompeji und Herculaneum unter einer meterdicken Ascheschicht begraben wurden. Allein auf den rund 120 Quadratkilometern der Phlegräischen Felder leben circa 500.000 Menschen. Zählt man den Großraum Neapel dazu, kommt man auf rund drei Millionen von einem Ausbruch des Supervulkans direkt betroffene Personen.

Eine Eruption dieser Größe hätte Folgen, die weit über das unmittelbare Einzugsgebiet hinausgehen: Bei einem Ausbruch vor rund 40.000 Jahren wurde eine derart große Menge an Asche in die Atmosphäre geschleudert, dass das Klima weltweit massiv beeinflusst wurde.

Der steigende Druck im Innern des neapolitanischen Supervulkans hat bereits dazu geführt, dass sich die Erdoberfläche bei den Phlegräischen Feldern seit dem Jahr 2006 um einen Meter angehoben hat; die Geschwindigkeit dieses Prozesses hat sich in den vergangenen Jahren sogar verdoppelt. Derzeit hebt sich die Oberfläche um rund 15 Millimeter pro Monat.

"Die gute Nachricht ist, dass wir keine Anzeichen für ein Ansteigen des Magmas haben: Der erhöhte Druck, und damit die Erdbeben, sind auf erhöhte Flüssigkeitsmengen und aufsteigendes Gas im Untergrund zurückzuführen", betont Giuseppe Mastrolorenzo, leitender Vulkanologe am italienischen Nationalen Institut für Geophysik und Vulkanologie (INGV).

Die schlechte Nachricht sei hingegen, "dass wir nicht genau wissen, was in diesem komplexen System, das der Vulkankessel der Phlegräischen Felder darstellt, genau passieren wird". Es sei nicht möglich, einen allfälligen Ausbruch exakt vorherzusagen.

Schlafender Riese
In einer jüngsten Studie haben Forscherinnen und Forscher vom University College London und dem INGV den Supervulkan erneut untersucht. Die – nicht sehr beruhigende – Schlussfolgerung: Die Erdkruste der Phlegräischen Felder wurde schwächer und anfälliger für Risse, wodurch ein Ausbruch wahrscheinlicher werde.

Andererseits betonen die Forschenden, dass das nicht heißen müsse, dass eine Eruption unausweichlich sei: Dass sich die Oberfläche im Laufe der Jahrtausende hebt und senkt, entspricht laut den Vulkanologen einem bekannten Zyklus. Man könne sich den Supervulkan als Brustkorb eines schlafenden Riesen vorstellen: Beim Einatmen dehne er sich aus, beim Ausatmen verliere er an Volumen. In diesem Zyklus könne es auch zu vergleichsweise kleinen Eruptionen kommen, wie zur "abgebrochenen Eruption" von 1538, der bisher letzten.

"Die Phlegräischen Felder könnten auch wieder in eine neue Routine des sanften Auf- und Abschwellens übergehen, wie sie bei ähnlichen Vulkanen auf der ganzen Welt zu beobachten ist, oder einfach zur Ruhe kommen", betont der Co-Autor der Studie, Stefano Carlino. Wichtig sei, dass man auf alle Eventualitäten vorbereitet sei.

Doch genau das sei eben nicht der Fall, betont Carlinos INGV-Kollege Mastrolorenzo. Er warnt seit langem, dass die Evakuierungspläne für die hunderttausenden Menschen völlig ungenügend seien. Seine Kritik: Die Notfallpläne würden auf einem Szenario basieren, bei dem mit einer Vorwarnzeit von 72 Stunden gerechnet werde. "Das ist sehr optimistisch. Genauso wahrscheinlich ist eine Eruption, die plötzlich und unerwartet kommt. Wir müssen ein Szenario entwickeln, bei dem wir die Menschen bei bereits laufender Eruption noch evakuieren können", betont der Vulkanologe. Das sei bei den heute bestehenden Fluchtwegen ausgeschlossen.
(Dominik Straub aus Rom, 28.9.2023)

Zum Weiterlesen:
Deckel über Europas Supervulkan könnte brechen
Supervulkane und die Gefahr, die von ihnen ausgeht

Ständige Erdbeben lassen Neapels Angst vor dem Supervulkan steigen
 

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#40
NATURGEWALT
Italien plant mögliche Massenevakuierung bei Neapel wegen Supervulkans
Nach Erdbeben in Neapel ist die italienische Regierung wegen eines möglichen Vulkanausbruchs in Alarmbereitschaft. Expertinnen und Experten sehen keine akute Gefahr

Die Phlegräischen Felder bei Neapel werden als Supervulkan bezeichnet.
IMAGO/napolipress

Rom – Die italienische Regierung plant eine mögliche Massenevakuierung von zehntausenden Menschen, die in der Nähe des Supervulkans im Gebiet der Campi Flegrei, auch Phlegräische Felder genannt, bei Neapel leben. Die neuen Maßnahmen, zu denen auch ein Plan zur Überprüfung der Festigkeit von Gebäuden in dem Gebiet nach monatelangen wiederholten Erdbeben gehört, werden derzeit von der Regierung geprüft, hieß es in Rom.

Die Campi Flegrei liegen etwa 20 Kilometer von Neapel entfernt. Hier befinden sich dicht besiedelte Städte wie Pozzuoli, Agnano und Bacoli, die zusammen mehr als 500.000 Einwohner zählen. Das Gebiet ist mit 24 Kratern übersät und ein viel größerer Vulkan als der nahe gelegene Vesuv, der 79 n. Chr. die antike römische Stadt Pompeji zerstörte.

Bodenhebung als Risikofaktor
Allein im vergangenen Monat wurde die Region von mehr als 1.100 Erdbeben erschüttert, darunter ein Beben der Stärke 4,0 am Montag und ein weiteres der Stärke 4,2 in der vergangenen Woche - das stärkste in der Region seit vier Jahrzehnten. Experten zufolge ist die erhöhte seismische Aktivität wahrscheinlich auf ein als Bradyseismus bekanntes Phänomen zurückzuführen, bei dem sich die Erde je nach Zyklus hebt oder senkt, was durch das Füllen oder Entleeren von unterirdischen Magmakammern verursacht wird.

Nach Ansicht der meisten Vulkanologen besteht keine unmittelbare Gefahr eines Ausbruchs, aber da sich der Boden derzeit um 1,5 Zentimeter pro Monat hebt, sind die Behörden besorgt über die Auswirkungen auf die Gebäuden. Der Minister für Katastrophenschutz, Nello Musumeci, sagte diese Woche, dass Evakuierungen nur im Falle einer "extremen Notwendigkeit" durchgeführt werden würden. Das Kabinett will den lokalen Katastrophenschutzbehörden mehr Mittel zur Verfügung stellen, damit sie im Notfall schnell eingreifen können, und eine Kommunikationskampagne finanzieren, um die Öffentlichkeit zu sensibilisieren, so Musumeci.

Vorbereitungen gestartet
Lokale Medien berichteten, dass eine Gruppe von Krankenhäusern der Region am Freitag mit Evakuierungstests begonnen haben, um sicherzustellen, dass sie auf stärkere Beben oder Eruptionen vorbereitet sind. Das letzte Mal, dass die Campi Flegrei von einer vergleichbaren Anzahl von Erdbeben heimgesucht wurde, war in den 1980er-Jahren. Damals wurden etwa 40.000 Menschen vorübergehend aus dem nahe gelegenen Pozzuoli evakuiert.

Letzter großer Ausbruch 1538
Der letzte große Vulkanausbruch fand 1538 statt. Einer der größten Ausbrüche der Geschichte ereignete sich vor 39.000 Jahren und könnte zum Aussterben des Neandertalers geführt haben, so die Forscher. Das Magma dieses Ausbruchs wurde in Grönland gefunden, etwa 4.500 Kilometer entfernt.
(APA, 6.10.2023)

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