Wien 19. - Cobenzl

Mein neuer Artikel im Wien-Museum-Magazin ist erschienen und beleuchtet Werden und Vergehen der einst größten Skisprungschanze Österreichs.

Als besonderes historisches Gustostückerl ist ein Plan von 1912 im Artikel zu finden, der die Lage der Grotte enthält.

Die Sprungschanze am Cobenzl
Ha, da bin ich heute drüber gestolpert und war ganz begeistert von dem Plan mit Grotte - wollte den schon hier posten, dann hab ich unten Thomas Keplinger gelesen und mir war klar, das kann ich mir sparen :) Super Artikel, Danke dafür!
 
Nachtrag: Nicht nur das Stollenmundloch wurde zugeschüttet, sondern auch der Eiskeller.
Das kann ich nach meiner heutigen Tour bestätigen. Es stehen dort genauso wie beim ehemaligen Stolleneingang Grenzsteine, wobei der untere, der den Haupteingang markieren soll, schon halb umgekippt ist. Der obere markiert wahrscheinlich die Stelle, wo die Einwurföffnung fürs Eis war.

Weil der Haupteingang steil abwärts führte, kann man ihn, egal ob er gesprengt oder "nur" zugeschüttet wurde, nicht mehr freilegen. Da ist jetzt auch mindestens der Grund des Eiskellers zugeschüttet. Faktisch ist er damit unwiederbringlich zerstört.

Ich fasse mal zusammen, was die Gemeinde Wien am Cobenzl in den letzten Jahrzehnten alles zerstört hat:
  • 1966 das Schlosshotel
  • Auers Kaffeepavillon
  • die Grotte aus dem 18. Jhdt
  • die Schischanze
  • beide Eingänge in den Stollen
  • den Eiskeller
Wozu gibt es eigentlich ein Bundesdenkmalamt, wenn es bei allen diesen Zerstörungen nur untätig zuschaut?
 
Also ich find Bundesdenkmalamt-bashing echt OK (wobei ich glaub, dass man die absichtlich klein hält damit sie nicht zu viel dreinreden - is schlecht für's G'schäft), aber für die Hälfte der von Dir genannten Dinge kann man die sicher nicht belangen (z.B. Grotte und Schanze)
 
für die Hälfte der von Dir genannten Dinge kann man die sicher nicht belangen (z.B. Grotte und Schanze)
Für die Schanze nicht, aber die Grotte steht in der Liste des BDA als denkmalgeschützt per Bescheid. Wenn so eine romantische Grotte, von der u.a. Mozart geschwärmt hat, keinen Schutzstatus verdient, was dann? Die Hellerfabrik, neben der ich wohne, steht unter Denkmalschutz, obwohl sie mehr als 100 Jahre jünger ist und so ziemlich das schierchste Gebäude, das ich in meinem Leben gesehen habe.
 
Wenn die Grotte in den 1920er Jahren zerstört wurde, dann kann das BDA nix dafür, da wurden sie gerade mal gegründet (und hatten wohl auch noch andere wichtige Dinge zu tun). Und das BDA kann, wenn etwas schon zerstört wurde, es auch nicht wieder aufbauen.
Ich glaub auch, dass sich der Gedanke der Erhaltung erst ab den 70ern durchgesetzt hat. Davor hatte mal wohl andere Sorgen. Das gilt ja für viele Dinge, siehe Züchtigung von Kindern, Behandlung von Frauen, Homosexualität, ...
Viele Dinge sollte man auch aus dem Blickwinkel der jeweiligen Zeit betrachten.
Aber ich geb Dir recht: Schade drum
 
Wenn die Grotte in den 1920er Jahren zerstört wurde, dann kann das BDA nix dafür, da wurden sie gerade mal gegründet
Laut Döblinger Extrablatt 27 wurde die Grotte erst 1957 zerstört. Das BDA hätte sie auch unmöglich vor seiner eigenen Gründung per Bescheid unter Denkmalschutz stellen können.

Das Problem ist vielleicht, dass sich das BDA nicht als zuständig für Strafverfolgung sieht. Man müsste bei der Polizei Anzeige erstatten, und zwar gleich wenn eine Zerstörung passiert ist, denn nach Denkmalschutzgesetz verjähren die Delikte nach spätestens 5 Jahren.

Man kann als Normalsterblicher aber schwer Anzeige erstatten, wenn man nicht mal genau weiß, was überhaupt geschützt ist. Die Liste des BDA steht erst seit ein paar Jahren überhaupt im Web, ist immer noch fehlerhaft, und die Denkmalschutzbescheide kann man im Web noch immer nicht einsehen.

Außerdem ist unklar, was die Polizei dann weiter mit der Anzeige macht. Bisher scheinen alle meine Anzeigen in Rundordnern verschwunden zu sein. Einmal hat die Polizei überhaupt abgelehnt, eine Anzeige entgegen zu nehmen.
 
Möglicherweise ist die Einhausung des Nesselbachs im Bereich des Auslaufs der Schanze ein Bauwerk, das auf Grundlage dieser Planungen errichtet wurde, denn in seinem Inneren trägt es die Markierung „B 1935“, die eventuell auf das Baujahr hindeutet.

Die Sprungschanze am Cobenzl
Das ist leider keine historische Baujahrsbezeichnung sondern einfach die Objektnummer der MA29, vergleichbar mit den Katasternummern von Höhlen, wie sie an allen Brücken/Durchlässen zu finden ist.
 
Wenn die Grotte in den 1920er Jahren zerstört wurde, dann kann das BDA nix dafür, da wurden sie gerade mal gegründet (und hatten wohl auch noch andere wichtige Dinge zu tun). Und das BDA kann, wenn etwas schon zerstört wurde, es auch nicht wieder aufbauen.
Ich glaub auch, dass sich der Gedanke der Erhaltung erst ab den 70ern durchgesetzt hat. Davor hatte mal wohl andere Sorgen. Das gilt ja für viele Dinge, siehe Züchtigung von Kindern, Behandlung von Frauen, Homosexualität, ...
Viele Dinge sollte man auch aus dem Blickwinkel der jeweiligen Zeit betrachten.
Aber ich geb Dir recht: Schade drum
Grad wenn man die 60er Jahre beleutet was da alles zerstört wurde dreht es einem den Magen um aber es geht ja munter weiter.
 
Das kann ich nach meiner heutigen Tour bestätigen. Es stehen dort genauso wie beim ehemaligen Stolleneingang Grenzsteine, wobei der untere, der den Haupteingang markieren soll, schon halb umgekippt ist. Der obere markiert wahrscheinlich die Stelle, wo die Einwurföffnung fürs Eis war.

Weil der Haupteingang steil abwärts führte, kann man ihn, egal ob er gesprengt oder "nur" zugeschüttet wurde, nicht mehr freilegen. Da ist jetzt auch mindestens der Grund des Eiskellers zugeschüttet. Faktisch ist er damit unwiederbringlich zerstört.

Ich fasse mal zusammen, was die Gemeinde Wien am Cobenzl in den letzten Jahrzehnten alles zerstört hat:
  • 1966 das Schlosshotel
  • Auers Kaffeepavillon
  • die Grotte aus dem 18. Jhdt
  • die Schischanze
  • beide Eingänge in den Stollen
  • den Eiskeller
Wozu gibt es eigentlich ein Bundesdenkmalamt, wenn es bei allen diesen Zerstörungen nur untätig zuschaut?
Das mit dem Eiskeller sehe ich etwas anders. Ich finds auch nicht prima den zu zerstören aber erstens hat der keine Nutzung mehr und zweitens gibt es natürlich auch eine Verantwortung seitens der Stadt Wien das sich da niemand was bricht und dahingehend wäre das Geschrei groß gewesen wenn da ein neugieriges Kind umgekommen wäre.
 
Das mit dem Eiskeller sehe ich etwas anders. Ich finds auch nicht prima den zu zerstören aber erstens hat der keine Nutzung mehr und zweitens gibt es natürlich auch eine Verantwortung seitens der Stadt Wien das sich da niemand was bricht und dahingehend wäre das Geschrei groß gewesen wenn da ein neugieriges Kind umgekommen wäre.
Zu den Kindern siehe #198. In der Erdstallforscherung bin ich auch immer wieder mit irren Besitzern konfrontiert, die die Erdställe zumauern oder ganz zerstören aus Angst, jemand könnte darin umkommen. Das ist noch NIE passiert, außer durch Ausräucherung im Mittelalter.

Das Argument mit der Nutzung verstehe ich genauso wenig. Das ist doch gerade eine Voraussetzung für ein Denkmal, dass es an etwas Vergangenes erinnert. Willst du die römischen Ruinen in Carnuntum abreißen, weil sie nicht mehr bewohnt sind? Ach ja, auch dort können Kinder hinaufklettern und herunterfallen.
 
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