NIEDERABSDORF
Dosdalek-Wagner-Mühle (Schweiher-Mühle): Nun fällt auch der letzte Stein
NÖN-Gänserndorf, 26. MAI 2023
Vera Coursolle
Bald wird von der alten Mühle nichts mehr übrig sein.
FOTO: Coursolle
Die Dosdalek-Wagner-Mühle zählte seit Jahrhunderten zu den Fixpunkten des Bezirks — nun verschwindet das uralte Gebäude.
Dosdalek-Wagner-Mühle: Nun fällt auch der letzte Stein
Dosdalek-Wagner-Mühle (Schweiher-Mühle): Nun fällt auch der letzte Stein
NÖN-Gänserndorf, 26. MAI 2023
Vera Coursolle
Bald wird von der alten Mühle nichts mehr übrig sein.
FOTO: Coursolle
Die Dosdalek-Wagner-Mühle zählte seit Jahrhunderten zu den Fixpunkten des Bezirks — nun verschwindet das uralte Gebäude.
Es herrscht Totenstille, als die NÖN-Reporterin im Zuge ihrer Recherche das Gelände der ehemaligen Mühle zwischen Zaya und Steingraben betritt. Sie ist unter dem Namen Dosdalek-Wagner-Mühle bekannt. Im Mühlenbuch wird sie erstmals 1661 als „Hofmühl zu Absdorf“ erwähnt. In einer ihr gewidmeten Broschüre trägt sie den Namen „Schweihermühle“.
Fotos: privat, Coursolle
Das geschichtsträchtige Gebäude steht kurz vor dem Abbruch, was in der Öffentlichkeit für reichlich Gesprächsstoff sorgt. Vor den alten Gemäuern steht ein Bagger bereit. Stark verwahrlost und Spuren der Verwüstung. Es ist bereits der zweite seiner Art, nachdem man das ursprünglich bereitgestellte Fahrzeug am Morgen des 28. Aprils mit eingeschlagenen Fenstern und zerschnittenen Schläuchen vorfand. Der Schauplatz des Geschehens ist dafür bekannt, ein Jugendtreffpunkt zu sein. Er zeigt sich stark verwahrlost und trägt Spuren der Verwüstung. Auf den Mauern befinden sich zahlreiche Graffiti.
Es handelt sich dabei überwiegend um anstößige und im Sinne des Wiederbetätigungsgesetzes streng genommen auch strafbare Wortschmierereien.
Die NÖN kontaktierte die nunmehrige Besitzerin Andrea Gass, die den Besitz 2016 von ihrem Vater erbte. Diese zeigt sich überrascht über das plötzliche Interesse der Öffentlichkeit. „Jetzt sind alle erstaunt, dass alles wegkommt, nachdem hier jahrelang alles ruiniert wurde.“ Der Zustand sei das Resultat von 40 Jahren Zerstörung.
Schwer gezeichnet von den Jahrhunderten
Diese habe dazu geführt, dass der Wind hindurchfegte und Wasser eindrang. „Steter Tropfen höhlt den Stein.“ Sämtliche Hinweisschilder mit „Betreten verboten“ sind verschwunden. „Es ist traurig, dass Menschen mit dem Besitz anderer so umgehen. Es war einmal richtig nobel hier.“
Während ihr Vater, ein leidenschaftlicher Bauer, die Felder bewirtschaftete, spielte sie als Kind mit ihrer Schwester im Wohnhaus. „Für uns war es ein Abenteuerspielplatz.“ Als der letzte Müller, Rudolf Wagner, 1958 verstarb und ihr Vater das Areal 1961 kaufte, sei das gesamte Inventar der Wagner-Familie zurückgeblieben. Sogar die Zither Wagners, der das Instrument unterrichtete, war im Haus geblieben. Ansonsten sei nichts entnommen worden. Eigentlich müsse ja alles noch, wenn auch kaputt, dort rumliegen.
Eine historische Ansicht aus dem Jahr 1910.
FOTO: privat
Dass dem nicht so ist, davon nimmt auch die NÖN-Reporterin Notiz. Der Blick durch die fensterlosen Rahmen fällt auf ein einziges Durcheinander. In dem Raum des Erdgeschoßes, befinden sich zahlreiche alte Fässer, am Boden liegen unzählige Bürstenköpfe auf einem Haufen. Es liegen viele Scherben herum.
Unter diesem Gesichtspunkt ist die Entscheidung der Erbin nachzuvollziehen: „Ich bin froh, wenn die Gefahrenzone weg ist und ich mir keine Sorgen mehr machen muss, dass etwas passiert.“ Doch es eröffnet sich dem Betrachter auch eine andere Perspektive, welche die Historie und die einstige Bedeutung des Gebäudes erspüren lassen.
Ein „Lost Place“ der Sonderklasse
Von der Decke ragen alte Holztrichter, durch die das Getreide der umliegenden Landwirte anno dazumal wohl herunterprasselte. Auch sonst befinden sich zahlreiche Zeitzeugen auf den Betrieb einer Mühle im Raum. Eine Reihe dicker, massiver Holzträger gibt ein Gefühl von Beständigkeit. Während das Mühlengebäude in seinen Grundmauern noch kompakt dasteht, ist der Nebentrakt bereits großteils eingestürzt und macht den Blick auf eine frei in den Himmel ragende Hauswand frei, durch dessen vergitterte Fenster man ins Grüne sieht.
Faktum ist: Die glänzenden Tage sind Vergangenheit. Das Mühlenrad ist längst verstummt. Die rauschenden Feste, die hier laut Erzählungen auf der Tagesordnung standen, verpuffen unwiederbringlich mit dem baldigen Fall des letzten Ziegels.
Fotos: privat, Coursolle
Das geschichtsträchtige Gebäude steht kurz vor dem Abbruch, was in der Öffentlichkeit für reichlich Gesprächsstoff sorgt. Vor den alten Gemäuern steht ein Bagger bereit. Stark verwahrlost und Spuren der Verwüstung. Es ist bereits der zweite seiner Art, nachdem man das ursprünglich bereitgestellte Fahrzeug am Morgen des 28. Aprils mit eingeschlagenen Fenstern und zerschnittenen Schläuchen vorfand. Der Schauplatz des Geschehens ist dafür bekannt, ein Jugendtreffpunkt zu sein. Er zeigt sich stark verwahrlost und trägt Spuren der Verwüstung. Auf den Mauern befinden sich zahlreiche Graffiti.
Es handelt sich dabei überwiegend um anstößige und im Sinne des Wiederbetätigungsgesetzes streng genommen auch strafbare Wortschmierereien.
Die NÖN kontaktierte die nunmehrige Besitzerin Andrea Gass, die den Besitz 2016 von ihrem Vater erbte. Diese zeigt sich überrascht über das plötzliche Interesse der Öffentlichkeit. „Jetzt sind alle erstaunt, dass alles wegkommt, nachdem hier jahrelang alles ruiniert wurde.“ Der Zustand sei das Resultat von 40 Jahren Zerstörung.
Schwer gezeichnet von den Jahrhunderten
Diese habe dazu geführt, dass der Wind hindurchfegte und Wasser eindrang. „Steter Tropfen höhlt den Stein.“ Sämtliche Hinweisschilder mit „Betreten verboten“ sind verschwunden. „Es ist traurig, dass Menschen mit dem Besitz anderer so umgehen. Es war einmal richtig nobel hier.“
Während ihr Vater, ein leidenschaftlicher Bauer, die Felder bewirtschaftete, spielte sie als Kind mit ihrer Schwester im Wohnhaus. „Für uns war es ein Abenteuerspielplatz.“ Als der letzte Müller, Rudolf Wagner, 1958 verstarb und ihr Vater das Areal 1961 kaufte, sei das gesamte Inventar der Wagner-Familie zurückgeblieben. Sogar die Zither Wagners, der das Instrument unterrichtete, war im Haus geblieben. Ansonsten sei nichts entnommen worden. Eigentlich müsse ja alles noch, wenn auch kaputt, dort rumliegen.
Eine historische Ansicht aus dem Jahr 1910.
FOTO: privat
Dass dem nicht so ist, davon nimmt auch die NÖN-Reporterin Notiz. Der Blick durch die fensterlosen Rahmen fällt auf ein einziges Durcheinander. In dem Raum des Erdgeschoßes, befinden sich zahlreiche alte Fässer, am Boden liegen unzählige Bürstenköpfe auf einem Haufen. Es liegen viele Scherben herum.
Unter diesem Gesichtspunkt ist die Entscheidung der Erbin nachzuvollziehen: „Ich bin froh, wenn die Gefahrenzone weg ist und ich mir keine Sorgen mehr machen muss, dass etwas passiert.“ Doch es eröffnet sich dem Betrachter auch eine andere Perspektive, welche die Historie und die einstige Bedeutung des Gebäudes erspüren lassen.
Ein „Lost Place“ der Sonderklasse
Von der Decke ragen alte Holztrichter, durch die das Getreide der umliegenden Landwirte anno dazumal wohl herunterprasselte. Auch sonst befinden sich zahlreiche Zeitzeugen auf den Betrieb einer Mühle im Raum. Eine Reihe dicker, massiver Holzträger gibt ein Gefühl von Beständigkeit. Während das Mühlengebäude in seinen Grundmauern noch kompakt dasteht, ist der Nebentrakt bereits großteils eingestürzt und macht den Blick auf eine frei in den Himmel ragende Hauswand frei, durch dessen vergitterte Fenster man ins Grüne sieht.
Faktum ist: Die glänzenden Tage sind Vergangenheit. Das Mühlenrad ist längst verstummt. Die rauschenden Feste, die hier laut Erzählungen auf der Tagesordnung standen, verpuffen unwiederbringlich mit dem baldigen Fall des letzten Ziegels.