Israel - Gazastreifen, Libanon und Syrien: Berichte zum aktuellen Nahostkonflikt

josef

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#61
Nach Monaten
Zehntausende kehren in Norden Gazas zurück
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Erstmals seit Monaten können vor dem Krieg geflüchtete Bewohnerinnen und Bewohner in ihre Städte im Norden des Gazastreifens zurückkehren. Wie im Zug des Waffenruheabkommens vereinbart, öffnete die israelische Armee entlang des Mittelmeeres den „Nezarim-Korridor“, der den Norden vom Süden trennt.
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Zehntausende Palästinenser kehrten am Montag in den am schwersten zerstörten Teil des Gazastreifens zurück. Der von der israelischen Armee – nach dem Überfall der Terrororganisation Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 – eingerichtete Sicherheitsstreifen war von Israel wenige Wochen nach Kriegsbeginn völlig abgeriegelt worden. Der „Korridor“ trennt das nördliche Drittel Gazas inklusive Gaza-Stadt, Dschabalija, Beit Hanun und Beit Lahija.

Eine riesige Menschenmenge bewegte sich seit den frühen Morgenstunden entlang des Strandes in Richtung Norden, die meisten zu Fuß und wenige Habseligkeiten mit sich tragend.

Fotostrecke
APA/AFP
In behelfsmäßigen Zeltstädten wie dieser bei Chan Junis leben seit mehr als einem Jahr Hunderttausende Palästinenser
Reuters/Ramadan Abed
Viele von ihnen machten sich am Montag auf, um in ihre Heimatstädte im Norden zurückzukehren, die kurz nach Beginn des Gaza-Krieges von Israel abgeriegelt wurden

Reuters/Mohammed Salem
Entlang des Mittelmeers wanderten die Menschen zurück in Richtung Norden

Reuters/Hatem Khaled
Jene, die mit Autos – und wenigen Habseligkeiten auf dem Dach – zurückkehrten, standen im Stau. Die Autos wurden von der israelischen Armee unter anderem auf Waffen durchsucht.

Reuters/Mahmoud Al-Basos
Aufnahme einer Drohne von den zurückkehrenden Menschen – und den Zerstörungen im Vorder- und Hintergrund

Reuters/Mahmoud Issa
Vielen ist an Habseligkeiten nur geblieben, was sie mit den eigenen Händen tragen können

Reuters/Ramadan Abed
Ein Bild, das das Ausmaß der Zerstörung insbesondere im Norden Gazas erahnen lässt. Die Binnenflüchtlinge kehren nahe Gaza-Stadt zwischen Ruinen in ihre Heimat zurück.

Die Bilder von den rückkehrenden Menschen ähneln jenen von der Flucht der Bewohnerinnen und Bewohner in den Süden zu Beginn des Krieges. Erst zwei Stunden nach Öffnung des „Korridors“ wurde die Passage auch für Fahrzeuge erlaubt. Viele Palästinenser hatten befürchtet, Israel würde sie nie mehr zurücklassen.

Rückkehr in Ruinen
Rund eine Million Menschen war nach Warnungen der israelischen Armee zu Kriegsbeginn aus dem Norden geflüchtet. Die Menschen mussten mehr als ein Jahr in Zelten und zu Notlagern umfunktionierten Schulen leben – mit teils katastrophalen sanitären Zuständen und einer mangelhaften Versorgung mit den wichtigsten Dingen des Alltags. Viele von ihnen wollten daher diese erste sich bietende Gelegenheit zur Rückkehr nützen – auch wenn die meisten von ihnen nur Ruinen ihrer einstigen Häuser und Wohnungen vorfinden werden.
Ein Vater von drei Kindern sprach gegenüber der Nachrichtenagentur AP trotz der schweren Zerstörungen von der „Freude der Rückkehr“. Er habe mit seiner Familie drei Tage am Übergang gewartet. Auf der Nordseite der Sperre brachen die Menschen teils in Jubel und Tränen aus – insbesondere jene, die erstmals seit langer Zeit wieder Verwandte, die im Norden ausgeharrt hatten, sahen.
Reuters/Mohammed Salem
Mehr als ein Jahr zuvor waren die Menschen auf der gleichen Route Richtung Süden geflüchtet – hier ein Bild vom 9. November 2023

Verzögerung nach Zwist über Geiselfreilassung
Die Öffnung des „Korridors“ hatte sich wegen eines Streits zwischen der Terrororganisation Hamas und Israel um zwei Tage verzögert, da beim zweiten Austausch von Geiseln und Gefangenen eine der vereinbarten Geiseln von der Hamas nicht freigelassen wurde. Die Vermittlerstaaten konnten den Konflikt bereinigen. Die deutsch-israelische Geisel Arbel Yehud soll nun vor dem nächsten Austausch freikommen.
Die Hamas bezeichnete die Öffnung des „Korridors“ als „Sieg für unser Volk und einen Beweis für das Versagen und die Niederlage (israelischer, Anm.) Besatzung und Verteidigungspläne“. Israel erwartet nun die Freilassung von sechs weiteren Geiseln in dieser Woche. Am Donnerstag sollen drei Geiseln freikommen und am Samstag drei weitere, erklärte das Büro von Regierungschef Benjamin Netanjahu am Sonntagabend.

Scharfe Reaktion auf Trump-Aussagen
Ein Vorschlag von US-Präsident Donald Trump zur „Räumung“ des Gazastreifens sorgte indes weiter für Empörung und Kritik – und stärkte den Drang der Binnenflüchtlinge, in den Norden zurückzukehren. Trump hatte das kriegsverwüstete Palästinensergebiet am Samstag als „Abrissgebiet“ bezeichnet, das für einen Frieden im Nahen Osten „zu räumen“ sei.

Palästinenserpräsident Mahmud Abbas brachte am Sonntag seine „starke Ablehnung und Verurteilung jeglicher Projekte zur Vertreibung unseres Volkes aus dem Gazastreifen zum Ausdruck“, erklärte sein Büro am Sonntag. Auch Jordanien wies entschieden jede Form der Vertreibung von Palästinensern zurück. Ägypten erklärte, es unterstütze das „unerschütterliche Bestehen des palästinensischen Volkes auf sein Land“.

Reuters/Mohammed Salem
Zehntausende kehren entlang einer zerstörten Küstenautobahn in den Norden zurück

Erinnerungen an Nakba
Auch die Arabische Liga warnte vor „Versuchen, das palästinensische Volk von seinem Land zu vertreiben“. Die Zwangsumsiedlung und Vertreibung von Menschen von ihrem Land könne nur als „ethnische Säuberung“ bezeichnet werden, hieß es in einer Erklärung des Generalsekretariats des Bündnisses, dem 22 Staaten aus Afrika und Asien angehören.

Trumps Vorschlag rührt tief am palästinensischen Trauma der Nakba („Katastrophe“) – der Flucht und Vertreibung Hunderttausender Palästinenser im Zuge des von arabischen Staaten begonnenen Krieges von 1948/49 nach der Ausrufung des Staates Israel.

Zwei Drittel aller Gebäude zerstört oder beschädigt
Die Mehrheit der 2,4 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner des Gazastreifens ist seit dem Beginn des innerhalb des Gazastreifens vertrieben worden, viele von ihnen bereits mehrfach. Durch die Luftangriffe und Kämpfe im Gaza-Krieg wurden große Teile der Infrastruktur des Küstenstreifens dem Erdboden gleichgemacht. Laut einer UNO-Analyse waren am 1. Dezember etwa 69 Prozent der Gebäude im Gazastreifen zerstört oder beschädigt. Die Hälfte der Krankenhäuser und ein Großteil der Schulen sind nicht mehr in Betrieb.
27.01.2025, red, ORF.at/Agenturen

Nach Monaten: Zehntausende kehren in Norden Gazas zurück
 

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#62
Hamas stoppt Geiselübergaben
Sorge um Waffenstillstandsabkommen
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Die Terrororganisation Hamas hat angekündigt, die vereinbarte Freilassung weiterer israelischer Geiseln auszusetzen. Die radikalislamische Palästinenserorganisation warf der israelischen Armee vor, sich nicht an die Vereinbarung zur Waffenruhe zu halten. Israel wies die Vorwürfe seinerseits zurück und beschuldigte die Hamas, gegen das Abkommen zu verstoßen. Dass unterdessen US-Präsident Donald Trump seine Vorschläge zur Umsiedlung von Palästinensern bekräftigte, trug nicht zu einer Entspannung bei.
Online seit gestern, 23.27 Uhr (Update: heute, 6.56 Uhr)
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Die ohnehin brüchige Waffenruhe zwischen der Hamas und Israel im Gazastreifen steht auf der Kippe. Eigentlich hätte die Terrororganisation am Samstag die nächsten drei israelischen Geiseln freilassen sollen. Das sei nun aber auf unbestimmte Zeit verschoben, hieß es von der Hamas.

Eine weitere Freilassung sei erst möglich, wenn sich Israel wieder an die Vereinbarungen halte, sagte Hamas-Sprecher Abu Obeida. Die Hamas stehe aber grundsätzlich zu den Vereinbarungen der seit 19. Jänner für zunächst sechs Wochen geltenden Waffenruhe und den Austausch von Geiseln gegen inhaftierte Palästinenser, so Obeida. Er warf Israel vor, die Rückkehr von Vertriebenen in den nördlichen Gazastreifen verzögert, das Feuer an verschiedenen Stellen des Küstenstreifens eröffnet und die Einfuhr von Hilfsgütern behindert zu haben.

Israel wies die Vorwürfe der Hamas zurück und hielt den Islamisten seinerseits Verstöße vor. Der israelische Regierungssprecher David Mencer widersprach insbesondere dem Vorhalt, dass Israel Hilfslieferungen für die mehr als zwei Millionen Bewohnerinnen und Bewohner des Gazastreifens blockiere. Nach Angaben von Hilfsorganisationen nahmen die Lieferungen von Hilfsgütern in den Gazastreifen zu.

Israelische Armee verstärkt Präsenz
Montagabend teilte die israelische Armee mit, „das Gebiet mit zusätzlichen Kräften für Verteidigungsmissionen erheblich zu verstärken“. Zudem sei beschlossen worden, „die Einsatzbereitschaft zu erhöhen“. Israels Verteidigungsminister Israel Katz hatte zuvor erklärt, er habe die Streitkräfte seines Landes angewiesen, „sich mit höchster Alarmbereitschaft auf jedes mögliche Szenario im Gazastreifen vorzubereiten“. Er warf der islamistischen Hamas einen „kompletten Verstoß“ gegen das Waffenruheabkommen vor.

Israelische Soldaten hatten auch während der Waffenruhe wiederholt auf Palästinenser und Palästinenserinnen geschossen. Dabei gab es mehrere Tote und Verletzte. Zur Begründung teilte die Armee mit, Verdächtige hätten sich israelischen Stellungen genähert und nicht auf Warnschüsse reagiert.
AP/Mohammad Abu Samra
Die Hamas inszenierte die bisherigen Geiselfreilassungen als Machtdemonstration

Seit Beginn der Waffenruhe im Gaza-Krieg am 19. Jänner hat die Hamas bisher bei fünf Freilassungsaktionen 16 von insgesamt 33 israelischen Geiseln freigelassen, die während der ersten Phase der dreistufigen Vereinbarung von der Hamas übergeben werden sollen. Außerdem ließ die Terrororganisation fünf Thailänder frei, das aber nicht als Teil der Vereinbarung mit Israel. Im Gegenzug entließ Israel 583 inhaftierte Palästinenser der insgesamt 1.904 vorgesehenen Häftlinge.

Israel warf der Hamas allerdings vor, sich nicht an die Reihenfolge zu halten, in der die Geiseln freigelassen werden sollten. Zudem kritisierte Israel, dass die Übergaben der Geiseln vor einer großen Menschenmenge inszeniert wurden. Für – auch internationale – Bestürzung sorgte zudem der körperliche Zustand der am vergangenen Wochenende freigelassenen drei männlichen Geiseln.

Israelische Delegation aus Katar abgereist
Vergangene Woche begannen in Katar die Verhandlungen über eine zweite Phase der Waffenruhe. Ihr Ziel ist die Freilassung der verbleibenden Geiseln sowie die Vereinbarung eines vollständigen Abzugs der israelischen Truppen aus dem Gazastreifen als Vorbereitung auf ein endgültiges Ende des Krieges. Am Montag waren die israelischen Unterhändler allerdings aus Katar zurückgekehrt, ohne dass Gründe für die Abreise genannt worden waren.

Das israelische Forum der Angehörigen bat am Montag die in dem Konflikt vermittelnden Länder um Unterstützung. Die Umsetzung des Abkommens zur Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas müsse ermöglicht werden, teilte die Organisation mit. „Wir stehen an der Seite der israelischen Regierung und setzen uns für die Aufrechterhaltung der Bedingungen ein, die eine erfolgreiche Fortsetzung des Abkommens und damit die sichere Rückkehr unserer 76 Brüder und Schwestern gewährleisten“, hieß es.

35 der noch 76 Verschleppten sind nach israelischen Angaben nicht mehr am Leben. Auf der Liste der verbleibenden Geiseln, die noch freigelassen werden sollen, ist auch der österreichisch-israelische Doppelstaatsbürger Tal Shoham.

Ägypten und Katar wollen weiter vermitteln
Ägypten und Katar kündigten inzwischen an, sie wollten als Vermittler die gefährdete Waffenruhe retten. Beide Länder seien sehr besorgt und würden ihr Bestes tun, um den Waffenstillstand zu erhalten, sagte ein ägyptischer Beamter der dpa. Aber Israel müsse sich an die Vereinbarungen zur Waffenruhe und zum Austausch halten, fügte der Beamte hinzu, der seinen Namen nicht genannt haben wollte. Aus den USA, die ebenfalls als Vermittler tätig sind, gab es keine offizielle Reaktion.

Die Palästinensische Autonomiebehörde kündigte indes an, per Dekret ihre vielkritisierten Zahlungen an Familien von Häftlingen in israelischen Gefängnissen zu stoppen. Diese Praxis war von Israel und anderen Ländern kritisiert worden. Die Einzelheiten zur Umsetzung des Dekrets blieben aber unklar.

Trump bekräftigt Aussagen zu Umsiedlung und droht
Neue "Trump-Idee": Gazastreifen von den dort wohnenden Menschen zu leeren und unter "US-Besitz" vollkommen neu aufzubauen

Belastet werden die Bemühungen um einen Waffenstillstand im Gazastreifen allerdings nicht zuletzt durch Äußerungen des US-Präsidenten. In einem am Montag auszugsweise veröffentlichten Interview mit dem Sender Fox News sagte Trump auf die Frage, ob die Palästinenser nach dem Wiederaufbau des Gazastreifens das Recht auf eine Rückkehr hätten: „Nein, das hätten sie nicht.“

Trump erneuerte seinen Vorschlag, Ägypten und Jordanien könnten die Palästinenser aufnehmen. Beide Staaten haben das bereits ebenso abgelehnt wie andere arabische Staaten, aber auch westliche Verbündete Israels. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte den Vorstoß Trumps hingegen begrüßt.

In einer Rede vor Journalisten im Weißen Haus drohte Trump überdies der Hamas. Sollten bis Samstagmittag nicht sämtliche Geiseln den Gazastreifen verlassen können, werde er sich für ein Ende der derzeit geltenden Waffenruhe einsetzen. Dann werde „die Hölle losbrechen“, so Trump. Überdies könne er Jordanien und Ägypten Hilfen verweigern, wenn diese keine palästinensischen Flüchtlinge aus dem Gazastreifen aufnehmen, so Trump

AP/Mark Schiefelbein
Der ägyptische Außenminister Abdellaty (li.) traf am Montag seinen US-amerikanischen Amtskollegen Rubio

Erst am Montag war Ägyptens Außenminister Badr Abdellaty zu Gesprächen in Washington, wo er sich unter anderen mit seinem US-amerikanischen Amtskollegen Marco Rubio traf. Während des Treffens betonte Abdellaty laut einer Mitteilung des ägyptischen Außenministeriums die Notwendigkeit, bei dem Beginn des Wiederaufbauprozesses, der Beseitigung der Trümmer und dem Wiederaufbau mit den Palästinensern in Gaza Tempo zu machen. Zugleich habe er erneut die Umsiedlung von Palästinensern vehement abgelehnt.
11.02.2025, red, ORF.at/Agenturen
Hamas stoppt Geiselübergaben: Sorge um Waffenstillstandsabkommen
 

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#63
Israel bricht Waffenruhe
Mehr als 250 Tote bei Angriffen auf Gaza
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Israel hat in der Nacht auf Dienstag die Waffenruhe mit der palästinensischen Terrororganisation Hamas beendet und Dutzende Ziele im Gazastreifen bombardiert. Laut der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde starben dabei mehr als 250 Menschen. Israels Premier Benjamin Netanjahu hatte ein Vorgehen „mit Wucht“ angekündigt.
Online seit heute, 7.17 Uhr (Update: 8.34 Uhr)
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Wie das Büro Netanjahus sagte, sei das Militär angewiesen worden, „energisch“ gegen die Hamas vorzugehen. „Das folgt auf die wiederholte Weigerung der Hamas, unsere Geiseln freizulassen, sowie auf ihre Ablehnung aller Vorschläge, die sie vom Gesandten des US-Präsidenten Steve Witkoff und von den Vermittlern erhalten hat“, hieß es in der Erklärung weiter. Israel werde von nun an wieder mit zunehmender militärischer Stärke gegen die Hamas vorgehen.

Wie aus israelischen Regierungskreisen verlautete, würden sich die Angriffe gegen die zivile und militärische Infrastruktur der Hamas sowie ihre Führungsebene richten. Ein Regierungsvertreter sagte der Nachrichtenagentur AFP, damit solle die Hamas daran gehindert werden, „ihre Kräfte wieder aufzubauen und sich zu bewaffnen“.

Der Einsatz werde „so lange wie nötig fortgesetzt und über Luftangriffe hinaus ausgeweitet“, hieß es. Das für den Zivilschutz zuständige Heimatfrontkommando der israelischen Armee kündigte indes für Dienstag die Schließung der Schulen in den an den Gazastreifen angrenzenden Orten an.

Mehrere Hamas-Funktionäre getötet
Der palästinensische zivile Rettungsdienst berichtete von mindestens 35 Luftangriffen auf den Gazastreifen. Laut Hamas wurden dabei 254 Menschen getötet, darunter auch Kinder. Zuvor hatte es Berichte von mindestens 330 Toten gegeben. Mehr als 440 Menschen seien verletzt worden.

Insidern zufolge wurden mindestens fünf Hamas-Funktionäre und ihre Angehörigen getötet, darunter Mohammed al-Dschamasi, der dem Politbüro der Hamas angehörte, und Mahmud Abu Watfa, der die Polizei und die Sicherheitsdienste im Gazastreifen anführte. Die Angaben ließen sich unabhängig nicht überprüfen.

APA/AFP/Omar al-Qattaa
Menschen durchsuchen die Trümmer einer ehemaligen Schule nach dem nächtlichen Angriff in Gaza-Stadt

Noch 59 Geiseln in Hand der Hamas
Netanjahu und seine „extremistische Regierung“ hätten beschlossen, das Waffenruheabkommen „zu brechen“, hieß es in einer Erklärung der Hamas. Sie forderte die Vermittler Ägypten, Katar und USA auf, Israel „für den Bruch“ des Abkommens zur Verantwortung zu ziehen. Ein hochrangiger Hamas-Vertreter fügte hinzu, das Schicksal der 59 Geiseln, die noch im Gazastreifen festgehalten werden, sei nun ungewiss. Netanjahu hatte wiederholt erklärt, Israel werde alle seine Kriegsziele erreichen. Dazu gehört die Freilassung aller Geiseln und die komplette Zerschlagung der Hamas. Die Hamas und andere Islamistengruppen im Gazastreifen haben nach israelischen Informationen noch 24 Geiseln und die Leichen von 35 Verschleppten in ihrer Gewalt.

Sprecher: Trump gab Israel grünes Licht
Der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates des Weißen Hauses, Brian Hughes, sagte der US-Nachrichtenseite Axios: „Die Hamas hätte Geiseln freilassen können, um die Waffenruhe zu verlängern, hat sich aber stattdessen für Verweigerung und Krieg entschieden.“ US-Präsident Donald Trump habe Israel grünes Licht für die Wiederaufnahme der Angriffe auf die Hamas gegeben, zitierte das „Wall Street Journal“ einen israelischen Beamten. Israel habe danach die USA über den Beginn der Angriffe vorab informiert.

„Die Hölle wird losbrechen, und alle Terroristen im Nahen Osten – die Huthis, die (libanesische) Hisbollah, die Hamas, vom Iran unterstützte Terrorstellvertreter und der Iran selbst – sollten Präsident Trump sehr ernst nehmen“, zitierten US-Medien die Sprecherin des Weißen Hauses, Karoline Leavitt. Wie der US-Präsident deutlich gemacht habe, würden „all jene, die nicht nur Israel, sondern auch die Vereinigten Staaten von Amerika terrorisieren wollen, einen Preis zu zahlen haben“, sagte Leavitt dem US-Sender Fox News.

Trump erhöht Druck auf Huthis
Die Trump-Regierung erhöhte unterdessen den Druck auf die mit dem Iran ebenfalls verbündete Huthi-Miliz im Jemen. Jeder Schuss, der von den Huthis abgefeuert werde, werde von nun an als ein Schuss angesehen, der von den Waffen und der Führung des Iran abgefeuert worden sei, schrieb Trump auf seiner Plattform Truth Social. Zuvor hatte der Iran mit heftigen Gegenmaßnahmen gedroht.

Auf Trumps Befehl hin greift das US-Militär die Miliz seit Samstag aus der Luft an. Arabische Medien berichteten in der Nacht von erneuten Luftangriffen im Raum der Hafenstadt Hudaida sowie der Hauptstadt Sanaa. Nach früheren Huthi-Angaben wurden mindestens 53 Menschen getötet. Die USA wollen die Angriffe nach Worten von Verteidigungsminister Pete Hegseth erst einstellen, wenn die Miliz ihrerseits die Attacken auf die Schifffahrt beendet.

Die Huthis hatten vor wenigen Tagen angekündigt, diese Angriffe auf Schiffe im Roten Meer wieder aufzunehmen. Sie wollen damit nach eigenen Angaben ein Ende der Blockade des Gazastreifens durch Israel erreichen. Die Vereinten Nationen riefen zu äußerster Zurückhaltung und zur Einstellung aller militärischen Aktivitäten auf. Jede weitere Eskalation könne Vergeltungsmaßnahmen auslösen und die Region weiter destabilisieren.

Keine Einigkeit bei Verhandlungen
Im Jänner war zwischen Israel und der Hamas eine zunächst sechswöchige Waffenruhe vereinbart worden. Bisher konnten sich beide Seiten nicht auf die Konditionen für eine Verlängerung einigen. Israel drängt auf die Rückgabe der restlichen 59 Geiseln und hat im Gegenzug eine längerfristige Waffenruhe angeboten, bei der die Kämpfe bis nach dem muslimischen Fastenmonat Ramadan und dem jüdischen Pessachfest im April eingestellt worden wären.

Die Hamas hatte jedoch darauf bestanden, Verhandlungen über eine dauerhafte Beendigung des Krieges und einen vollständigen Rückzug der israelischen Streitkräfte aus dem Gazastreifen aufzunehmen, wie es im ursprünglichen Waffenruheabkommen vorgesehen war. Jede Seite hat der anderen jedoch fortlaufend vorgeworfen, die Bedingungen des Waffenruheabkommens vom Jänner nicht eingehalten zu haben. Israel hatte beispielsweise Hilfslieferungen in den Gazastreifen blockiert.
18.03.2025, red, ORF.at/Agenturen

Israel bricht Waffenruhe: Mehr als 250 Tote bei Angriffen auf Gaza
 

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#64
Gazastreifen
Israel startet neue Bodeneinsätze
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Nach den schwersten israelischen Luftangriffen auf Ziele im Gazastreifen seit Jänner hat die israelische Armee am Mittwoch den Beginn eines erneuten Bodeneinsatzes in dem Palästinensergebiet bestätigt. Die israelischen Luftangriffe, bei denen nach Angaben der radikalislamischen Terrororganisation Hamas Hunderte Menschen starben, stießen international auf Kritik.
Online seit heute, 18.21 Uhr (Update: 21.07 Uhr)
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„In den vergangenen 24 Stunden“ habe die Armee „gezielte Bodeneinsätze“ im Zentrum und im Süden des Gazastreifens gestartet, teilten die israelischen Streitkräfte mit. Ziel sei es, eine „teilweise Pufferzone“ zwischen dem Süden und dem Norden des Palästinensergebiets zu schaffen. Das Militär habe die Kontrolle über den Nezarim-Korridor im Zentrum des Gazastreifens übernommen, wurde mitgeteilt.

Neue Fluchtaufforderungen angekündigt
Die israelische Regierung hatte die Angriffe am Dienstag, bei denen laut Hamas über 400 Menschen getötet worden waren, als eine Reaktion auf „die wiederholte Weigerung der Hamas bezeichnet, unsere Geiseln freizulassen“. Der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu drohte damit, die Angriffe fortzusetzen und zu verstärken.

Israels Verteidigungsminister Israel Katz kündigte neue Fluchtaufforderungen für die Bewohnerinnen und Bewohner Gazas an. Die Luftangriffe auf Ziele der Hamas seien nur der erste Schritt gewesen. Was nun folge, sei viel schlimmer, sagte Katz, ohne Einzelheiten zu nennen. Israel werde mit einer Kraft vorgehen, die die Menschen im Gazastreifen noch nicht erlebt hätten.

Hamas: Tür zu Verhandlungen nicht zu
Die Hamas erklärte, sie habe „die Tür zu Verhandlungen nicht geschlossen“. Ein ranghoher Vertreter sagte der Nachrichtenagentur AFP, die Hamas verlange, „dass (Israel) gezwungen wird, sofort (die Angriffe) einzustellen und die zweite Phase der Verhandlungen zu beginnen“.

Reuters/Dawoud Abu Alkas
Bild aus Gaza-Stadt: Bei den Luftangriffen am Dienstag sollen Hunderte Menschen getötet worden sein

Die erste Phase der Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas war am 1. März ausgelaufen, eine Einigung über die zweite Phase konnte bisher nicht erzielt werden.

Gewalt bei Protesten in Jerusalem
In Jerusalem versammelten sich am Mittwoch unterdessen mehrere tausend Menschen, um gegen die Politik Netanjahus zu protestieren. Die Teilnehmenden warfen dem Ministerpräsidenten einen demokratiefeindlichen Kurs vor sowie die Fortsetzung des Krieges im Gazastreifen ohne Rücksicht auf die dort immer noch festgehaltenen israelischen Geiseln.

Am Rande der Kundgebung kam es zu Zusammenstößen mit der Polizei. Teilnehmende einer Kundgebung hätten versucht, Kontrollpunkte zu durchbrechen, meldete die Nachrichtenseite Ynet. Medien zufolge gab es mehrere Festnahmen.

Ein Taxifahrer habe in Jerusalem wahrscheinlich absichtlich einen Demonstranten angefahren, meldete die Times of Israel. Die israelische Zeitung „Haaretz“ meldete Fälle von Polizeigewalt gegen Demonstrierende. Die Polizei teilte mit, Dutzende Menschen hätten Straßen blockiert und seien den Aufforderungen der Einsatzkräfte nicht nachgekommen.

Scharfe Kritik an neuen Angriffen
Die Wiederaufnahme der Angriffe löste international scharfe Kritik aus. Die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas sagte, sie habe den israelischen Außenminister Gideon Saar gefragt: „Warum tut ihr das?“ Am Vortag habe sie ihm gegenüber auch die hohe Zahl der zivilen Opfer und die „Politisierung“ der Nothilfe für Palästinenserinnen und Palästinenser durch Israel bedauert.

Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron betonte, eine militärische Lösung sei nicht möglich. Er forderte ein Ende der Kämpfe und die Wiederaufnahme von Verhandlungen. Der jordanische König Abdullah II. nannte die israelischen Angriffe einen „extrem gefährlichen Schritt“.
Deutschlands Außenministerin Annalena Baerbock forderte „größte Zurückhaltung“ von allen Seiten, die Einhaltung des humanitären Völkerrechts und die Wiederaufnahme von Gesprächen. Der britische Premierminister Keir Starmer zeigte sich „zutiefst besorgt“ angesichts der jüngsten Luftangriffe. Die „Bilder von Eltern, die ihre Kinder ins Krankenhaus tragen“, sowie die Zahl der Toten seien „schockierend“.

IKRK warnt vor Überlastung der Spitäler
Nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörden starben am Mittwoch mindestens 20 Menschen bei neuerlichen israelischen Luftangriffen. Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) warnte vor einer Überlastung der Spitäler. Die Zahl der Verletzten sei in den vergangenen 36 Stunden stark gestiegen.

„Aufgrund der kürzlichen Aussetzung der humanitären Hilfe für den Gazastreifen sind die Vorräte an medizinischen Hilfsgütern erheblich gesunken, und darüber hinaus hat das Krankenhauspersonal Schwierigkeiten, den starken Anstieg der Opferzahlen zu bewältigen“, teilte die Organisation mit.

UNO: Mitarbeiter in Gaza getötet
Bei einem Angriff auf eine UNO-Einrichtung in Gaza wurde nach Angaben der Vereinten Nationen mindestens einer ihrer Mitarbeiter getötet. Mindestens fünf weitere Menschen seien verletzt worden, einige davon schwer, sagte der Exekutivdirektor des Büros für Projektdienste (UNOPS), Jorge Moreira da Silva.

Bereits in den vergangenen Tagen habe es Einschläge in der Nähe und auf dem Gelände gegeben, weshalb die Organisation den Kontakt zu den israelischen Streitkräften aufgenommen habe. „Das kann kein Unfall sein“, sagte Moreira da Silva. UNO-Generalsekretär Antonio Guterres zeigte sich „zutiefst traurig und schockiert“ über den Vorfall.

Israel bestreitet Angriff
Moreira da Silva zufolge handelt es sich um eine frei stehende Anlage, die beim israelischen Militär gut bekannt ist. Was für eine Art Geschoß sie getroffen habe, sei noch unklar. UNOPS ist in Gaza unter anderem für die Beseitigung von Minen im Einsatz. Einen Unfall in diesem Zusammenhang schloss Moreira da Silva aus.

Die israelische Armee dementierte die Berichte. „Entgegen den Berichten hat die israelische Armee kein UNO-Gebäude in Deir al-Balah angegriffen.“ Israel untersuche die Umstände des Vorfalls, der nach ersten Erkenntnissen in keinerlei Zusammenhang mit den Aktivitäten der israelischen Armee stehe, hieß es aus dem Außenministerium. Man bedauere den Tod des UNO-Mitarbeiters.
19.03.2025, red, ORF.at/Agenturen

Gazastreifen: Israel startet neue Bodeneinsätze
 

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#65
Israel weitet Einsatz aus
Fast ganz Gaza zu „Kampfgebiet“ erklärt
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Israel hat die Kontrolle über ein weiteres Gebiet im Gazastreifen übernommen und will seine Militäroffensive beinahe auf den gesamten Küstenstreifen ausweiten. Die Stadt Rafah ist nach Armeeangaben vollständig umzingelt. Die Bevölkerung wurde aufgerufen, die „Kampfgebiete“ zu verlassen.
Online seit gestern 12.04.2025, 22.23 Uhr (Update: heute, 7.47 Uhr)
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Israelische Truppen begannen nach Angaben eines Militärsprechers neue Einsätze in Gaza-Stadt. Ziel sei es, die Kontrolle über das Gebiet zu stärken, Infrastruktur der Terrororganisation Hamas zu zerstören und die „Sicherheitszone“ auszubauen, gab ein Armeesprecher bekannt. Seit Beginn des Einsatzes am Vorabend seien Dutzende Terroristen getötet und Beobachtungsposten zerstört worden.

Zivilschutz berichtet über Angriff auf Spital
Palästinensischen Angaben zufolge ist am Sonntag ein Krankenhaus Ziel eines israelischen Luftangriffs geworden. Ein Gebäude des Al-Ahli-Krankenhauses in Gaza-Stadt sei nach Mitternacht angegriffen worden, erklärte die dortige Zivilschutzbehörde. Über mögliche Opfer machte sie keine Angaben. Die israelische Armee teilte mit, den Vorfall zu untersuchen.

Der Luftangriff erfolgte „nur wenige Minuten nach der Warnung der (israelischen) Armee, das Gebäude zu evakuieren, in dem sich Patienten, Verletzte und ihre Begleiter befanden“, erklärte der palästinensische Zivilschutz weiter. Die israelische Armee beschuldigt die Hamas seit Längerem, in Tunneln unter den Krankenhäusern Kommandozentralen eingerichtet zu haben.

Kontrolle über Morag-Achse
Zuvor erklärte Verteidigungsminister Israel Katz, die israelischen Streitkräfte hätten im Süden die Einnahme der zwischen den Städten Rafah und Chan Junis gelegenen Morag-Achse abgeschlossen. Die Stadt Rafah ist nach israelischen Militärangaben vollständig umzingelt. Damit sind die Städte Rafah und Chan Junis im Süden voneinander getrennt.

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Der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu hatte Anfang April die Schaffung einer israelisch kontrollierten Morag-Achse – auch bekannt als Morag-Korridor – angekündigt. Der Korridor durchquert den Gazastreifen und trennt dabei Rafah und Chan Junis. Benannt ist der Korridor nach der früheren israelischen Siedlung Morag, die während des israelischen Rückzugs aus dem Gazastreifen 2005 aufgelöst worden war. Zusammen mit dem weiter nördlich gelegenen Nezarim-Korridor entsteht so faktisch eine Dreiteilung des Gazastreifens.

Katz: Einsatz wird ausgeweitet
Katz sprach von eroberten Gebieten, die als israelische „Sicherheitszonen“ dienen sollen. „Bald werden die Operationen der Armee intensiviert und auf andere Gebiete über fast den gesamten Gazastreifen ausgeweitet – und Sie werden die Kampfgebiete räumen müssen“, hieß es in einer an die Bewohnerinnen und Bewohner des Küstengebietes gerichteten Erklärung von Katz weiter.

Reuters/Israeli Army
Seit der Wiederaufnahme der Kämpfe kontrolliert Israel zunehmend größere Gebiete des Gazastreifens

Auch im Norden des Gazastreifens werde eine eingerichtete „Sicherheitszone“ ausgeweitet. Israel hatte Mitte März seine starken Luftangriffe auf Hamas-Ziele im Gazastreifen wieder aufgenommen, wo seit dem 19. Jänner eine zwischen beiden Seiten vereinbarte Waffenruhe galt. Außerdem startete Israel eine neue Bodenoffensive und übernahm die Kontrolle über zunehmend größere Teile des Gazastreifens.

Warnung an Menschen in Chan Junis
Hunderttausende Menschen sind auf der Flucht. Erklärtes Ziel der israelischen Regierung ist es, den Druck auf die radikalislamische Hamas für eine Freilassung der in ihrer Gewalt verbliebenen israelischen Geiseln zu erhöhen. Am Samstag rief die israelische Armee die Bewohnerinnen und Bewohner der Stadt Chan Junis auf, sich in Sicherheit zu bringen.
Israelische Soldaten seien in der Gegend mit großer Truppenstärke im Einsatz und würden jeden Ort angreifen, von dem aus Raketen abgefeuert würden, erklärte ein israelischer Armeesprecher im Onlinedienst X. Die Bewohnerinnen und Bewohner von Chan Junis sollten sich sofort in Schutzunterkünfte in die weiter westlich gelegene Ortschaft al-Mawasi begeben. Zuvor hatte die israelische Armee erklärt, drei aus dem Süden des Gazastreifens abgefeuerte „Projektile“ abgefangen zu haben.

Hamas zu Verhandlungen in Kairo
Derweil wollte eine hochrangige Hamas-Delegation in Kairo mit ägyptischen Vermittlern neue Verhandlungen zu einer Waffenruhe für den Gazastreifen führen. „Wir hoffen, dass das Treffen zu echten Fortschritten führt“, sagte ein mit den Verhandlungen vertrauter Hamas-Vertreter. Die Hamas wolle eine Beendigung des Krieges und „den vollständigen Abzug“ der israelischen Armee aus dem Gazastreifen.
Ägypten vermittelt neben anderen Ländern zwischen Israel und der Hamas. Israelischen Medienberichten zufolge hatten zuletzt Israel und Ägypten Entwürfe für einen möglichen Waffenstillstand und eine Geiselfreilassung ausgetauscht. Die Hamas habe aber noch keine neuen Vorschläge erhalten, sagte ihr Vertreter.

Neues Video von israelischer Geisel
Die Hamas veröffentlichte am Samstag erneut ein Video von einer israelischen Geisel. Das Forum der Geiselfamilien erklärte, bei der Geisel handle es sich um den US-Israeli Edan Alexander, der als Soldat an der Grenze zum Gazastreifen eingesetzt war und beim Hamas-Angriff auf Israel am 7. Oktober 2023 verschleppt wurde.

In dem mehr als dreiminütigen Video sagt der 21-Jährige, er wolle für das jüdische Pessachfest nach Hause zurückkehren. Außerdem wirft Alexander Netanjahu vor, ihn nicht freibekommen zu haben. Unklar war, wann das Video aufgenommen wurde. Veröffentlicht wurde es vom bewaffneten Arm der Hamas, den Essedin-al-Kassam-Brigaden.
13.04.2025, red, ORF.at/Agenturen
Israel weitet Einsatz aus: Fast ganz Gaza zu „Kampfgebiet“ erklärt
 

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#66
Nahost-Meldungen
Israel beschloss laut Medienberichten Ausweitung der Angriffe im Gazastreifen
Die Vereinten Nationen wollen den Plan Israels für eine Hilfsgüterlieferung in den Gazastreifen aufgrund großer humanitärer Bedenken nicht unterstützen

Israelische Panzer an der Grenze zum Gazastreifen.
AFP/MENAHEM KAHANA

Jerusalem – Israel will seine Offensive im Gazastreifen gegen die islamistische Hamas noch weiter verschärfen. Dies sei bei einer Sitzung des Sicherheitskabinetts um Ministerpräsident Benjamin Netanjahu einstimmig beschlossen worden, berichteten verschiedene israelische Medien in der Nacht auf Montag unter Berufung auf hochrangige Beamte. Ziel ist es, den Druck auf die Terrororganisation Hamas weiter zu erhöhen, um die Freilassung weiterer Geiseln zu erzwingen.

Es werde erwartet, dass dieser Plan erst nach dem Besuch von US-Präsident Donald Trump in der Region in der nächsten Woche umgesetzt werde, berichtete die Times of Israel. Bis dahin würden Anstrengungen unternommen, um eine Vereinbarung mit der Hamas über eine Waffenruhe und ein Geiselabkommen zu erreichen.

Zudem habe das Sicherheitskabinett einen Plan zur Wiederaufnahme von Hilfslieferungen in den Gazastreifen gebilligt, hieß es weiter. Zugleich sei der Mechanismus überarbeitet worden, um die Abzweigung von Gütern durch die Hamas zu minimieren.

Laut israelischen Medienberichten hatte Netanjahu bereits zuvor grünes Licht für die Vorbereitungen einer verstärkten Militäroffensive gegeben. Der israelische Generalstabschef Ejal Zamir bestätigte die bereits beschlossene massive Mobilisierung von Reservisten für eine Ausweitung der Angriffe im Gazakrieg. "Diese Woche versenden wir zehntausende Einberufungsbefehle an unsere Reservisten, um unsere Operation im Gazastreifen zu verstärken und auszuweiten", sagte der Militärchef bei einem Besuch in einer Marinebasis südlich von Haifa.

Reservisten sollen reguläre Truppen ablösen
Nach Angaben des Nachrichtenportals Ynet sollen einige Reservisten reguläre Truppen ablösen, die aktuell an der Nordgrenze oder im Westjordanland stationiert sind. Diese Einheiten sollen dann in den Gazastreifen verlegt werden. Für manche Reservisten ist es bereits der siebente Einsatz seit Beginn des Krieges.

Nach einer fast zweimonatigen Waffenruhe hatte die israelische Armee ihre Angriffe im Gazastreifen am 18. März wiederaufgenommen. Gleichzeitig lässt das Militär seit rund zwei Monaten keine humanitären Hilfslieferungen mehr in das abgeriegelte Gebiet zu, in dem etwa zwei Millionen Menschen leben. Hilfsorganisationen sprechen von katastrophalen Zuständen. Die Armee wirft der Hamas vor, die Hilfsgüter gewinnbringend weiterzuverkaufen, um ihre Kämpfer und Waffen zu finanzieren. Das Nachrichtenportal Axios berichtete zuletzt, die USA und Israel planten, mithilfe einer privaten US-Firma Hilfsgüter an der Hamas vorbei in den Gazastreifen zu bringen.

Die indirekten Verhandlungen über eine erneute Waffenruhe – vermittelt von den USA, Ägypten und Katar – blieben bisher ohne Durchbruch.

Nach israelischen Angaben befinden sich weiterhin 24 Geiseln und die Leichen von 35 Verschleppten in der Gewalt der Hamas. Ehemalige Geiseln berichten von unmenschlichen Bedingungen. Trump erklärte kürzlich, die Zahl der Überlebenden sei womöglich geringer als bisher angenommen. Am Samstagabend demonstrierten Angehörige der Geiseln in Tel Aviv erneut für eine Waffenruhe.

UN lehnen Israels Hilfsgüterplan ab
Die Vereinten Nationen wollen den Plan Israels für eine Hilfsgüterlieferung in den Gazastreifen aufgrund großer humanitärer Bedenken nicht unterstützen. Er verstoße gegen grundlegende humanitäre Prinzipien und scheine darauf ausgelegt zu sein, die Kontrolle über lebenswichtige Güter als Druckmittel und Teil einer Militärstrategie zu verstärken, hieß es am Sonntag. Das internationale Völkerrecht verbiete zudem eine kollektive Bestrafung der Zivilbevölkerung.

Israel wolle die Zustimmung der UN, um Hilfsgüter über israelische Ausgabestellen unter Bedingungen zu verteilen, die das israelische Militär festlegt. Diese Strategie sei gefährlich, weil sie die Zivilbevölkerung in militarisierte Zonen treibe, um Rationen zu erhalten. Das könne für die Menschen und die Helfer lebensbedrohlich sein. Weniger mobile Menschen könnten so nicht erreicht werden, die Zwangsvertreibung werde vorangetrieben.


Seit Anfang März kommen weder Nahrungsmittel noch Trinkwasser oder Medikamente in den Gazastreifen.
IMAGO/Omar Ashtawy \ apaimages

Die Vereinten Nationen könnten sich nur auf Pläne einlassen, die die humanitären Prinzipien der Menschlichkeit, Unparteilichkeit, Unabhängigkeit und Neutralität garantierten, teilte das humanitäre UN-Team im Gazastreifen mit.

Israel blockiert seit Anfang März alle Hilfsgüterlieferungen. Es kommen weder Nahrungsmittel noch Trinkwasser oder Medikamente in das Gebiet. Menschen hungern dort nach UN-Angaben, Krankenhäuser können Verwundete und Kranke nicht mehr versorgen.

Huthis machen USA für Luftangriffe im Jemen verantwortlich
Die Huthis im Jemen haben die USA indes für rund zehn Angriffe in der Hauptstadt Sanaa und deren Umgebung verantwortlich gemacht. Die von der proiranischen Miliz geführte Nachrichtenagentur Saba meldete am Montag, dass zwei US-Angriffe auf eine Straße in Sanaa gezielt hätten, ein weiterer habe der Route zum Flughafen gegolten. Zuvor hatte Saba mehrere Luftangriffe auf Sanaa gemeldet sowie zwei weitere Angriffe, die sie der "amerikanischen Aggression" zuschrieb.

In Sanaa hörte ein AFP-Journalist Montagfrüh heftige Explosionen. In dem Stadtviertel Sawan seien 14 Menschen verletzt worden, meldete Saba unter Berufung auf das Huthi-Gesundheitsministerium. Die vom Iran unterstützte Huthi-Miliz kontrolliert neben der Hauptstadt Sanaa einen Großteil des Jemen. Von dort aus hatten die Huthis am Sonntag eine Rakete auf Israel abgefeuert, die auf dem Gelände des Flughafens Ben Gurion einschlug. Sechs Menschen wurden dabei verletzt. Später drohten die Huthis mit weiteren Angriffen auf Flughäfen in Israel.

Die Huthi-Miliz gehört neben der Hisbollah im Libanon und der im Gazastreifen herrschenden islamistischen Palästinenserorganisation Hamas zu der vom Iran angeführten und gegen Israel und die USA gerichteten "Achse des Widerstands". Seit Beginn des Gazakriegs feuerten die Huthis mehrfach Raketen auf Israel ab – nach eigener Darstellung "aus Solidarität" mit der Hamas.

Zudem greifen sie seit Beginn des Gazakrieges immer wieder Schiffe im Roten Meer und im Golf von Aden sowie Ziele in Israel mit Drohnen und Raketen an. Die USA und ihre Verbündeten reagierten darauf seit Anfang 2024 immer wieder mit Angriffen auf Huthi-Ziele im Jemen. Am 15. März begannen die US-Streitkräfte zudem eine neue Luftoffensive gegen die islamistische Miliz.
(APA, 5.5.2025)
Israel verabschiedet Plan zur "Eroberung" des Gazastreifens
 

josef

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Israel
Plan zur „Eroberung“ des Gazastreifens
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Vorzeichen einer neuen Bodenoffensive Israels im Gazastreifen hat es schon am Wochenende gegeben. Israelische Medien berichteten, dass Zehntausende Reservisten für die Ausweitung der Angriffe im Gazastreifen mobilisiert werden sollen. In der Nacht auf Montag beschloss das Sicherheitskabinett von Premier Benjamin Netanjahu laut Beamten, die Offensive gegen die islamistische Hamas zu verschärfen. Dieser Plan sehe eine „Eroberung“ und dauerhafte Besetzung des Gazastreifens vor.
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Am Montag hieß es, dass die Bevölkerung im Gazastreifen „zu ihrem Schutz“ in den Süden des Gebiets umgesiedelt werden solle. Netanjahu befürworte weiterhin den Plan von US-Präsident Donald Trump, die Palästinenser und Palästinenserinnen „freiwillig“ in Nachbarländer wie Jordanien und Ägypten umzusiedeln. Die Regierungen der beiden Länder lehnten die Umsiedlungen bisher kategorisch ab.

Netanjahu sagte, die Armee werde von Razzien zur Eroberung von Gebieten und einer fortwährenden Präsenz im Gazastreifen übergehen. Es wird erwartet, dass die Ausweitung der Offensive nach dem für kommende Woche geplanten Besuch Trumps in der Region umgesetzt werde, berichtete die Onlinezeitung Times of Israel. Bis dahin soll es noch Bemühungen geben, mit der Hamas eine Einigung auf eine Waffenruhe und ein Geiselabkommen zu erreichen. Die Hoffnungen seien aber gering, so die Times of Israel.

Reuters/Amir Cohen
Seit rund zwei Monaten kommen keine Hilfsgüter mehr in den Gazastreifen

Mobilisierung bestätigt
Der israelische Generalstabschef Ejal Zamir hatte laut einem Bericht des TV-Senders Channel 13 in den vergangenen Tagen gewarnt, dass Israel die Geiseln im Gazastreifen „verlieren“ könne, wenn es eine größere Operation startet. Die Minister in Netanjahus Kabinett ließen sich davon nicht beeindrucken. Inzwischen bestätigte auch Zamir die große Mobilisierung von Reservisten: „Diese Woche versenden wir Zehntausende Einberufungsbefehle an unsere Reservisten, um unsere Operation im Gazastreifen zu verstärken und auszuweiten.“

Nach Angaben des Nachrichtenportals ynet sollen einige Reservisten reguläre Truppen ablösen, die aktuell an der Nordgrenze oder im Westjordanland stationiert sind. Diese Einheiten sollen dann in den Gazastreifen verlegt werden. Für manche Reservisten ist es bereits der siebente Einsatz seit Beginn des Krieges.

„Können Gazastreifen nicht aushungern“
Heftig diskutiert wurde im Sicherheitskabinett laut Times of Israel über die Wiederaufnahme der Verteilung von Hilfsgütern. Der rechtsextreme Polizeiminister Itamar Ben-Gvir hielt dem Bericht zufolge die Aufnahme von Hilfslieferungen für „nicht nötig“. Militärchef Zamir verwies hingegen auf internationales Recht, dem Israel verpflichtet sei: „Wir können den Gazastreifen nicht aushungern.“

Das Kabinett beschloss – nicht einstimmig – einen neuen Plan für die Wiederaufnahme der Verteilung von Hilfsgütern. Es sei nun der Mechanismus überarbeitet worden, um eine Abzweigung von Gütern durch die Hamas zu minimieren. Internationale Organisationen und private Sicherheitsfirmen sollen die Hilfe verteilen.


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Verzweifelte Appelle ob Lage in Gaza


Das US-Nachrichtenportal Axios berichtete zuletzt, die USA und Israel planten, mit Hilfe einer privaten US-Firma Hilfsgüter an der Hamas vorbei in den Gazastreifen zu bringen. Das israelische Militär lässt seit etwa zwei Monaten keine humanitären Hilfsgüter mehr in den Gazastreifen. Eine Ausweitung der Angriffe dürfte die ohnehin prekäre humanitäre Lage im Gazastreifen weiter verschärfen. Erst kürzlich gab das Welternährungsprogramm bekannt, dass all seine Lebensmittelvorräte im Gazastreifen aufgebraucht seien.

Kritik der UNO
Schon vor der Verabschiedung dieses neuen Hilfsplans durch das Sicherheitskabinett kündigte die UNO an, diese Vorhaben aufgrund großer humanitärer Bedenken nicht zu unterstützen. Dieser Plan verstoße gegen grundlegende humanitäre Prinzipien und scheine darauf ausgelegt zu sein, die Kontrolle über lebenswichtige Güter als Druckmittel zu verstärken – als Teil einer militärischen Strategie, kritisierte das humanitäre UNO-Team im Gazastreifen.

Diese Strategie treibe die Zivilbevölkerung in militarisierte Zonen, um Rationen zu erhalten. Das könne für Menschen wie für Helfende lebensbedrohlich sein. Weniger mobile Menschen könnten so nicht erreicht werden, die Zwangsvertreibung werde vorangetrieben.
Die radikalislamische Terrororganisation Hamas bezeichnete den neuen israelischen Rahmen für die Bereitstellung von Hilfsgütern in Gaza als „politische Erpressung“. Man mache Israel für die humanitäre Katastrophe im Gazastreifen verantwortlich und stelle sich hinter die Haltung der UNO und damit gegen jegliche Vereinbarungen, die humanitäre Grundsätze verletzten, hieß es in der Erklärung der Hamas.

Wiederaufnahme der Angriffe Mitte März
Der Gaza-Krieg begann nach dem beispiellosen Überfall der Hamas und anderer extremistischer Gruppen am 7. Oktober 2023. Damals wurden rund 1.200 Menschen in Israel getötet und mehr als 250 als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt.

Nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums wurden seither mehr als 52.500 Menschen im Gazastreifen getötet, mehr als 2.400 davon allein seit Wiederaufnahme der Angriffe am 18. März. Laut Israel befinden sich weiterhin 24 Geiseln und die Leichen von 35 Verschleppten in der Gewalt der Hamas. Ehemalige Geiseln berichten von unmenschlichen Bedingungen.
Angehörige: Regierung will Geiseln „opfern“
Das Forum der Geiseln und deren Angehörige kritisierten die Pläne des Sicherheitskabinetts. Diese würden jede Geisel in Gefahr bringen. Die Regierung wolle die Geiseln „opfern“. Die Vorhaben zeigten, dass es der Regierung wichtiger sei, Land zu erobern, als Geiseln zu befreien. Netanjahu hatte erst vergangene Woche gesagt, dass die Freilassung der Geiseln zwar „sehr wichtig“, das „oberste Ziel“ des Krieges jedoch der Sieg sei.
Angesichts der Warnungen Zamirs vor einer Offensive hieß es vonseiten des Forums der Geiseln, dass sich die überwältigende Mehrheit der Nation einig sei, dass ein israelischer Sieg nicht möglich sei, ohne die Geiseln nach Hause zu bringen. Die EU reagierte am Montag besorgt auf den „Eroberungsplan“ Israels und mahnte "höchste Zurückhaltung ein.

APA/AFP/Jack Guez
Eine aus dem Jemen abgefeuerte Rakete schlug am Sonntag in der Nähe des Flughafens von Tel Aviv ein

Huthis drohen mit „umfassender Luftblockade“
Mit der Wiederaufnahme der israelischen Angriffe im Gazastreifen nahm auch der Beschuss der Huthi-Miliz aus dem Jemen auf Israel wieder zu. Am Sonntag wurde ein Einschlag in der Nähe des internationalen Flughafens Ben Gurion bei Tel Aviv identifiziert. Acht Menschen wurden laut einem Rettungsdienst verletzt.

Die vom Iran unterstützte Huthi-Miliz drohte am späten Sonntagabend mit einer „umfassenden Luftblockade“ Israels und kündigte weitere Angriffe auf den Flughafen an. Das iranische Außenministerium wies am Montag eine Beteiligung an den Huthi-Angriffen zurück. Die Huthi-Miliz meldete indes am Montag mindestens 16 Verletzte nach einem Dutzend US-Luftangriffen im Jemen.
05.05.2025, red, ORF.at/Agenturen
Israel: Plan zur „Eroberung“ des Gazastreifens
 

josef

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Krieg in Gaza
Israel beginnt neue Großoffensive
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Was sich bereits durch schwere Luftangriffe abgezeichnet hat, ist in der Nacht auf Samstag eingetreten: Die israelische Armee begann ihre neue Großoffensive im Gazastreifen. Das teilte das Militär in der Nacht mit. Für die Bevölkerung in dem kriegsgebeutelten Küstenstreifen dürfte sich die ohnehin bereits verheerende Situation noch weiter verschärfen.
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Im Laufe des vergangenen Tages habe die Armee damit begonnen, „umfangreiche Angriffe durchzuführen und Truppen zu mobilisieren, um die operative Kontrolle in Gebieten des Gazastreifens zu erlangen“. Das sei Auftakt zur „Erreichung der Kriegsziele“ – einschließlich der Freilassung von Geiseln und der Zerschlagung der islamistischen Terrororganisation Hamas, schrieb die Armee in der Nacht auf Samstag im sozialen Netzwerk X.

Die israelische Nachrichtenseite Ynet berichtete in der Nacht unter Berufung auf Quellen im Gazastreifen von neuen heftigen Explosionen im Norden des abgeriegelten Küstengebiets. Östlich der Stadt Gaza gebe es Berichte über Artilleriebeschuss durch die israelische Armee, hieß es. Demnach würden Wohngebäude bombardiert.

Starke Luftangriffe
Dem Beginn der neuen Offensive, die auch den weitreichenden Einsatz von Bodentruppen beinhalten dürfte, waren in den vergangenen Tagen starke Luftangriffe vorausgegangen. Dabei kamen laut der von der Terrororganisation Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde im Gazastreifen bereits Dutzende Menschen ums Leben.
Reuters/Ammar Awad
Die israelische Armee setzte vor dem Wochenende die verstärkten Luftangriffe auf den Gazastreifen fort

Allein von Donnerstag auf Freitag seien fast hundert Menschen getötet worden, hieß es. Die Angaben, die nicht zwischen Kombattanten und Zivilisten unterscheiden, lassen sich kaum unabhängig überprüfen.

Mehrfach angekündigt
Bereits vor der offiziellen Mitteilung der Armee hatte Ynet unter Berufung auf Sicherheitsbeamte gemeldet, die Luftangriffe seien eine Vorbereitung auf den Einmarsch weiterer Truppen. Die israelische Regierung hatte in den vergangenen Tagen und Wochen mehrfach eine solche neue Großoffensive angekündigt.
AP/Maya Alleruzzo
Mit der neuen Offensive rücken auch wieder verstärkt israelische Bodentruppen in den Gazastreifen vor

Mitte der Woche sagte Premier Netanjahu, Israel werde in den kommenden Tagen „mit voller Kraft“ im Gazastreifen vorrücken, „um den Einsatz abzuschließen“. Das bedeute die „Zerschlagung“ und „Zerstörung“ der Hamas. Bereits am 5. Mai hatte Netanjahu eine erweiterte Offensive in Aussicht gestellt. Das israelische Sicherheitskabinett billigte überdies Pläne, die die Besetzung des gesamten Gazastreifens ermöglichen könnten.

Offensive nach Ende von Trump-Reise in Region
Dabei dürfte die israelische Führung mit dem Beginn der Offensive bewusst das Ende der Nahost-Reise von US-Präsident Donald Trump abgewartet haben. Dieser hatte am Freitag seinen mehrtägigen Besuch in der Golfregion beendet und sich wieder auf den Rückweg in die USA gemacht.
Kurz vor seiner Abreise hatte der US-Präsident auf die Lage der Menschen im Gazastreifen Bezug genommen. Er sprach Freitagfrüh von einer „sehr ernsten Situation“. „Wir müssen uns darum kümmern. Viele Menschen hungern. Viele Menschen leiden unter der schlimmen Situation.“ Noch einen Tag zuvor hatte Trump freilich auch von einer Einnahme des Gazastreifens durch die USA gesprochen und das Vorhaben als „sehr gutes Konzept“ bezeichnet.

Bericht über neue Umsiedlungspläne der USA
NBC News berichtet am Freitag überdies, dass die US-Regierung an einem Plan zur dauerhaften Umsiedlung von bis zu einer Million Menschen aus dem Gazastreifen nach Libyen arbeiten würde. Die USA hätten bereits entsprechende Gespräche mit der libyschen Führung aufgenommen, so der US-Nachrichtensender, der sich auf mehrere mit der Angelegenheit vertraute Personen berief.

Im Gegenzug für die Umsiedlung der Menschen würde die US-Regierung Milliarden Dollar freigeben, die von den USA vor mehr als einem Jahrzehnt eingefroren worden waren, so NBC. In Libyen herrschen seit Jahren Chaos und Gewalt. Die Regierung in Tripolis im Westen ringt um die Macht mit einer Gegenregierung im Osten.

In den vergangenen Wochen hatten sowohl Trump als auch die israelische Regierung mehrfach laut über die Umsiedlung von Palästinensern nachgedacht, was teils scharfe internationale Kritik ausgelöst hatte.

Drohende Hungersnot
Die neue israelische Militäroffensive unter dem Namen „Gideons Streitwagen“ dürfte jedenfalls die Notlage der Menschen in dem dicht besiedelten und nach mehr als eineinhalb Jahren Krieg großflächig zerstörten Gazastreifen weiter verschärfen. Seit Anfang März lässt Israel keine Hilfslieferungen mehr in den Gazastreifen. Das Land wirft der Hamas vor, die Hilfsgüter weiterzuverkaufen, um ihre Kämpfer und Waffen zu finanzieren.
AP/Abdel Kareem Hana
Zahlreiche Organisationen warnen vor einer Hungersnot im Gazastreifen

Seit Wochen warnen die Vereinten Nationen ebenso wie zahlreiche Hilfsorganisationen davor, das Ausbleiben der Hilfe werde in dem kriegsgebeutelten Gebiet zu einer Hungersnot führen. Erst am Freitag sprach der UNO-Hochkommissar für Menschenrechte, Volker Türk, angesichts der Angriffe und möglicher Umsiedelungen von Palästinensern von einer ethnischen Säuberung.

Israel arbeitet an neuen Verteilungszentren
Kürzlich beschloss Israels Sicherheitskabinett, künftig wieder Lieferungen in den Gazastreifen zu erlauben – jedoch mit einem neuen Mechanismus. Berichten zufolge sollen Güter dann nur noch von wenigen Standorten im Gazastreifen aus verteilt werden. In einem Bericht der BBC hieß es am Donnerstag, Satellitenbilder zeigten die Vorbereitung von zumindest vier Standorten. Laut der Times of Israel sollen 5.000 bis 6.000 geprüfte Personen alle ein bis zwei Wochen zu Fuß zu den Hilfszentren gehen dürfen, um dort eine etwa 18 Kilogramm schwere Kiste mit Lebensmitteln für ihre Familien abzuholen. US-Sicherheitsfirmen sollen den Vorgang absichern.

UNO-Kritik an Hilfsplänen
Die UNO hatte den neuen Mechanismus für die Hilfslieferungen bereits scharf kritisiert, unter anderem weil Zivilisten auf dem Weg zu den Verteilungszentren ins Kreuzfeuer des Krieges geraten und etwa alte und kranke Menschen diese erst gar nicht erreichen könnten.
Seit Beginn des Gaza-Kriegs vor mehr als eineinhalb Jahren wurden nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde mehr als 53.100 Menschen im Gazastreifen getötet. Die Angaben, die sich derzeit nicht verifizieren lassen, unterscheiden nicht zwischen Kämpfern und Zivilbevölkerung.
17.05.2025 red, ORF.at/Agenturen

Krieg in Gaza: Israel beginnt neue Großoffensive
 
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