Meteoriteinschläge bzw. Suche nach "Steinen aus dem All" in und um Österreich

josef

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#21
...und ORF-Steiermark dazu:

Erster „Austro“-Meteorit seit 1977 geborgen
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In Kindberg im Bezirk Bruck-Mürzzuschlag ist ein 233 Gramm schweres Fragment eines Meteoriten gefunden worden. Beim nunmehr „Kindberg-Meteorit“ genannten außerirdischen Ankömmling handelt es sich um den ersten derartigen Fund in Österreich seit 1977.
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In den vergangenen 250 Jahren wurden in Österreich nur insgesamt acht Meteoriten geborgen – der am 4. Juli gefundene „Kindberg-Meteorit“ ist daher eine „Sensation für Österreich“, so der Kurator der Meteoritensammlung des Naturhistorischen Museums (NHM), Ludovic Ferrière.

Schon am 19. November niedergegangen
Am 19. November des Vorjahres um 4.46 Uhr war eine Feuerkugel über Österreich zu sehen. Rasch gingen damals bei Ferrière zahlreiche Meldungen über Beobachtungen der raren Erscheinung ein; es gab Berichte über laute Explosions- und Rumpelgeräusche und Sichtungen eines Staubschweifs. Registriert wurden die nächtlichen Vorkommnisse auch von einer Reihe von spezialisierten Meteorkameras des „AllSky7“-Feuerballnetzes, des FRIPON-Meteorbeobachtungsnetzwerks (Fireball Recovery and InterPlanetary Observation Network) und des Europäischen Feuerkugelnetzes.

In Auswertungen des Netzwerks unter der Leitung von Pavel Spurný von der Akademie der Wissenschaften der Tschechischen Republik konnte schnell ermittelt werden, was beim Durchgang durch die Erdatmosphäre geschehen sein musste. Die Wissenschaftler schätzten das ursprüngliche Gewicht des Himmelskörpers auf etwa 270 Kilogramm. 24 Sekunden war der Brocken als Leuchterscheinung sichtbar, als er von einer Höhe von 100 Kilometer Höhe auf 25 Kilometer fiel – bei der geschätzten Geschwindigkeit von 14 Kilometern pro Sekunde verglühte allerdings der Großteil der Masse; der Rest müsste demzufolge in meist kleinen Bruchstücken in einem rund 50 Kilometer langen und bis zu drei Kilometer breiten Berggebiet zwischen den Gemeindegebieten von Lunz am See in Niederösterreich und dem steirischen Kindberg niedergegangen sein.

Wettlauf gegen die Zeit
Ferrière trommelte umgehend ein kleines Team zusammen, das sich in besagtem Gebiet auf die Suche nach Überbleibseln machte. Hier habe es sich um Bürgerwissenschaften oder auf Neudeutsch „Citizen Science“ par excellence gehandelt – ein Ansatz, der in seinem Forschungsfeld viel Tradition habe, sagte der Forscher. Fündig wurde man allerdings damals nicht. Die lokale Bevölkerung sollte aber in der Folge nach charakteristisch schwarz gefärbten Gesteinsbrocken Ausschau halten. Es entspann sich auch ein Wettlauf gegen die Zeit, denn je länger ein Einschlag zurückliegt, desto eher wird er von der Vegetation überwuchert, oder es ändert sich das Erscheinungsbild der in der Regel ungewöhnlich aussehenden Steinbrocken mit schwarzer Außenhülle.

„Mehrere Dutzend Personen haben uns im Museum kontaktiert, seit die Feuerkugel gesehen wurde, aber keiner der gefundenen Steine war ein Meteorit“, so der Wissenschaftler. Schlussendlich meldete sich acht Monate nach dem Fall eine Person, die mit Ferrière bereits bei den ersten Suchen in Kontakt war, mit dem entscheidenden Fund. Sogleich fuhren Ferrière und seine Kollegin Julia Walter-Roszjár nach Kindberg, um das Gestein zu untersuchen und weiter zu suchen. Das zerbrochene Gestein zeigt tatsächlich die typisch schwarze Schmelzkruste und ein graues Inneres mit glänzenden Metallkörnern sowie einige dünne Schmelzadern, so die Wissenschaftler.
APA/NHM/LUDOVIC FERRIéRE
Der „Kindberg-Meteorit“ wiegt 233 Gramm

Weitere Stücke fanden sich jedoch bisher nicht. „Es müsste dort aber noch mehr sein, denn auf dem Video vom Absturz sieht man, dass es Fragmentierungen gab“, so Ferrière. Das nunmehrige Stück habe sich zwar exakt in dem Gebiet befunden, das die Analysen nahelegten; dass sich weitere Fragmente in der bergigen Region zeitnah finden lassen, sei aber fraglich – auch weil sich bereits viele Leute aus zahlreichen Ländern an Suchen beteiligt haben.

„Eine echte Ausnahme“
Für Österreich ist der Fund „erst die Nummer acht und damit eine echte Ausnahme“, betonte Ferrière. Obwohl man weltweit mehrere zehntausend Meteoriten gefunden hat, ist der Fall hier im internationalen Vergleich doch außergewöhnlich: So konnte auf Basis der zahlreichen Beobachtungen der Orbit des ursprünglichen Objekts um die Erde berechnet werden – das war bisher nur bei rund 40 derartigen Begebenheiten von ungefähr 60.000 der Fall. Nach dem Fund der ersten Überreste könne man dazu auch weitere Daten liefern, freute sich der Wissenschaftler.
In vielen Fällen habe man nur das Material zur Analyse, ohne zu wissen, wo es genau gefunden wurde, so der Geologe. Beim „Kindberg-Meteoriten“ handle es sich um einen Vertreter der Apollo-Asteroiden – damit stammt er aus der gleichen Gruppe wie jener, aus der der im Februar 2013 spektakulär gefallene Tscheljabinsk-Meteorit stammt; dieser hatte immerhin einen Durchmesser von rund 20 Metern, als er über Russland abstürzte. Diese Gruppe lasse sich laut Ferrière quasi anhand von Proben „zurückverfolgen. Es ist ein klein wenig so, als ob man eine gratis Rückkehrraumfahrtmission von einem Asteroiden bekommt“. Solche Missionen verheißen das Mitbringen weniger Gramm an Proben, jedoch bei einem finanziellen Aufwand in der Höhe vieler Millionen Euro.

Hoffen auf mehr Aufmerksamkeit
Da das Ereignis von so vielen Menschen in Österreich registriert wurde und nun auch einen neuen „Austro“-Meteoriten zutage gefördert hat, erhofft sich der Kurator künftig mehr Aufmerksamkeit für das Gebiet auch bei jungen Menschen. Damit bald mehr dieser spektakulären Himmelserscheinungen registriert werden, setzen sich Wissenschaftler weiter für den Ausbau eines Netzes an Himmelsbeobachtungskameras ein. „Morgen bekomme ich fünf weitere solche Kameras“, sagte Ferrière.

Der Meteorit wurde unterdessen bei der Meteoritical Society zur Genehmigung eingereicht – nach dem positiven Bescheid wird er dann offiziell als „Kindberg-Meteorit“ geführt. Sollte in dem Fundgebiet noch verdächtiges Material auftauchen, bitten die Forscher um Meldungen.
14.09.2021, red, steiermark.ORF.at/Agenturen

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Erster „Austro“-Meteorit seit 1977 geborgen
 

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#22
Kärnten: Suche nach Meteoritenteilen in Völkermarkt
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Eine spektakuläre Feuerkugel hat in der Nacht auf Samstag den Nachthimmel in Mitteleuropa erhellt. Experten zufolge dürfte der Meteor nicht vollständig verglüht sein, tschechische Astronomen gehen davon aus, dass Teile davon in Kärnten, und zwar im Bezirk Völkermarkt, den Boden erreicht haben.
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Um 2.10 Uhr war der Meteor in Österreich, Deutschland, Slowakei, Ungarn, Tschechien, Slowenien und Italien zu sehen, teilte Ludovic Ferriere vom Naturhistorischen Museum (NHM) Wien der APA mit. Mit Hilfe von Foto- und Videoaufnahmen von 17 Stationen des europäischen Netzwerks zur Beobachtung von Feuerkugeln konnten Forscher des Astronomischen Instituts der Tschechischen Akademie der Wissenschaften nicht nur die Flugbahn des Meteors durch die Atmosphäre präzise beschreiben, sondern auch Informationen über seine Zusammensetzung erlangen. Es handelte sich um einen Steinmeteoriten.

120 Kilogramm schwerer Himmelskörper
Der rund 120 Kilogramm schwere Himmelskörper trat um 2.10 Uhr in die Erdatmosphäre ein und begann in einer Höhe von rund 90 Kilometer über dem Ort Zanitzen (Bezirk Murtal, Steiermark) zu leuchten. Zu dieser Zeit bewegte er sich mit einer Geschwindigkeit von etwas mehr als 18 Kilometern pro Sekunde und flog weiter in südlicher Richtung. Als Feuerkugel leuchtete der Himmelskörper über eine Strecke von fast 83 Kilometern rund 5,5 Sekunden lang.

Teile zwischen Ruden und Draurain vermutet
Das Gros des ursprünglichen Materials dürfte in der Atmosphäre verglüht sein. Dennoch gehen die tschechischen Astronomen davon aus, dass „relativ viel“ Material die Erdoberfläche erreicht haben könnte. Sie haben jenes Gebiet identifiziert, in dem bis zu einige Kilogramm schwere Fragmente des ursprünglichen Körpers gefunden werden könnten: Es handelt sich um einen schmalen Streifen zwischen dem Ort Eis in der Gemeinde Ruden und Draurain (Bezirk Völkermarkt) in Kärnten.

Ferriere hat sich Samstagfrüh aufgemacht, um in dem Gebiet nach Meteoriten zu suchen. Weil es in Österreich kein Gesetz gibt, das deren Fund regelt, befürchtet er, dass etwaige Teile in den Händen privater Meteoritensammler und nicht im Museum landen. Er bittet die Bevölkerung um Mithilfe bei der Suche und bei ungewöhnlichen Gesteinsfunden in der Region sowie um Informationen und Fotos.
25.06.2022, red, kaernten.ORF.at/Agenturen
Suche nach Meteoritenteilen in Völkermarkt
 

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#23
Intensive Suche nach Meteoritenteilen
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Im Raum Völkermarkt suchen Wissenschaftler derzeit intensiv nach Meteoritenteilen. Sie sollen, wie berichtet, von einer Feuerkugel übrig geblieben sein, die in der Nacht auf Freitag über Österreich verglüht ist. Die Wissenschaftler erwarten sich von den Fundstücken wertvolle Erkenntnisse und bittet auch die Bevölkerung um Mithilfe.
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Seit Freitag ist Meteoritenexperte Ludovic Ferrière vom Naturhistorischen Museum zwischen Untermitterdorf und Eis in der Gemeinde Ruden unterwegs. Genau hier sollen laut Berechnungen von tschechischen Astronomen Meteoritenteile zu Boden gestürzt sein, nachdem der Feuerball in fünfeinhalb Sekunden 85 Kilometer zurückgelegt hat. Gemeinsam mit Studenten durchkämmt Ferrière nun die Gegend: „Wir suchen nach Meteoritenteilen, die in etwa die Größe eines Hühnereis bis hin zu maximal vier Kilogramm haben könnten. Diese Steine sind etwa 4,5 Milliarden Jahre alt und geben uns viel Information über den Ursprung des Sonnensystems.“

ORF
Ludovic Ferrière

Interesse in der Bevölkerung ist groß
Ferrière nutzte bei einem Familienfest in Untermitterdorf auch jede Möglichkeit, um mit der Bevölkerung ins Gespräch zu kommen, aufzuklären und zu informieren. Weil es kein Gesetz gibt, dass den Fund solcher Objekte regelt, befürchtet Ferrière, dass Meteoritenteile in den Händen privater Sammler landen. Er bittet daher die Bevölkerung um Mithilfe. Das Interesse ist groß. Walter Meklin sagte, er habe auch ein Suchgerät, denn: „Meine Mutter hat mir erzählt, dass schon vor 20 oder 30 Jahren bei uns in Pirkdorf auch ein Meteorit herunter gekommen ist.“ Er habe sich nun informiert für den Fall, dass er einmal was findet: „Für die Wissenschaft ist es ja gut, wenn sie das untersuchen können. Das ist ganz was Interessantes.“

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Erst acht Meteoritensteine in den letzten 250 Jahren gefunden
In ganz Österreich sind in den vergangenen 250 Jahren erst acht Meteoritensteine gefunden worden, der letzte 2020 in Kindberg in der Steiermark: „In diesem Fall hat es sieben Monate gedauert, bis das Stück gefunden wurde. Diesmal hoffen wir bei der Suche wieder auf Unterstützung aus der Bevölkerung,“ so Ferrière, der extra einen Meteoritenstein als Anschauungsobjekt mitgenommen hat.

Wer verdächtige Steine findet wird gebeten, ein Foto samt Infos vom Standort an folgende E-Mail-Adresse zu schicken: ludovic.ferriere@nhm.at.
26.06.2022, red, kaernten.ORF.at
Intensive Suche nach Meteoritenteilen
 

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#24
„Kindberg-Meteorit“ in Wien zu sehen
Am 4. Juli 2021 ist in Kindberg ein 233 Gramm schweres Fragment eines Meteoriten gefunden worden. Dieser „Kindberg-Meteorit“ wird nun ab 22. Oktober im Naturhistorischen Museum (NHM) Wien zu sehen sein.
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Beim „Kindberg-Meteoriten“ handelt es sich um einen von nur acht belegten derartigen Funden in Österreich in den vergangenen 250 Jahren und den ersten seit 1977. Sein Fall wurde am 19. November 2020 beobachtet, gefunden wurde das Fragment erst mehr als ein halbes Jahr später – mehr dazu in Erster „Austro“-Meteorit seit 1977 geborgen (14.9.2021).

Magmatisches Gestein vom Mars
Ab Ende des Monats ist der Neuzugang nun in der umfassenden Meteoritensammlung des NHM gemeinsam mit einem weiteren Neuankömmling zu betrachten: Letzterer trägt den Namen „NWA 12323“ und wird dem Museum in einer Zeremonie am Abend des 21. Oktobers übergeben. Der Spender des 447 Gramm schweren exotischen Meteoriten ist der niederländische Technologie-Unternehmer Ben Hoefnagels. Der „Mars-Meteorit Nordwestafrika 12323“ stammt vom Roten Planeten, wurde durch einen Himmelskörper-Einschlag ins All geschleudert, um in der Folge auf der Erde zu landen.

„Der NWA 12323-Meteorit ist ein äußerst seltener und wertvoller Meteoritentyp“, so der Kurator der NHM-Meteoritensammlung, Ludovic Ferrière, hinter der Klassifizierung „Shergottit“ verbergen sich magmatische Gesteine. „Angesichts des Preises dieser seltenen extraterrestrischen Gesteine, die international mit bis zu 1.000 Euro pro Gramm gehandelt werden, ist dies eine einmalige Gelegenheit für das NHM Wien und ein außergewöhnlicher Neuzuwachs für die Bestände des Hauses“, so Generaldirektorin Katrin Vohland.
13.10.2022, red, steiermark.ORF.at/Agenturen
„Kindberg-Meteorit“ in Wien zu sehen
 

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#25
STEINE AUS DEM ALL
Wem gehören Meteorite, wenn sie gefunden werden?
Im Naturhistorischen Museum Wien sind zwei besondere Steine aus dem All zu sehen: ein rares Stück vom Mars und der Kindberg-Meteorit. Die Besitzfrage bleibt eine Grauzone.

Die meisten auf der Erde gefundenen Meteorite stammen aus dem Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter. In seltenen Fällen kommen sie vom Mond oder vom Mars.
Foto: imago images/kirstypargeter

Es gehört zum Wesen des Menschen, nach Ordnung im Chaos der Natur zu suchen. So verorteten schon die Philosophen der Antike Sonne, Mond, Planeten und Sterne auf den Sphären angeheftet – kugelförmige Schalen, mit denen sie die Erde umkreisen. Und seit jeher sucht der Mensch auch das Zusammenleben mit einer stets wachsenden Zahl von Regelungen zu ordnen.

Dennoch bleibt auch das Chaos erhalten, zumindest zum Teil: Heute erscheint das antike Weltmodell naiv, denn das Universum gleicht eher einem Billardspiel mit einer unendlichen Anzahl von Kugeln als einem geordneten Raum. Und auch in unserer von Gesetzen scheinbar lückenlos geregelten Welt gibt es Bereiche, in denen weiterhin weiße Flecken bestehen. Dazu gehört die Regelung von Eigentumsrechten an Meteoritenfunden: in Österreich existiert kein Gesetz, in dem das Wort "Meteorit" vorkommt. Auch gibt es keine diesbezüglichen Urteile heimischer Gerichte, die als Referenzpunkt dienen könnten.

Wem gehören die Steine aus dem All?
Am vergangenen Donnerstag befasste sich ein Symposion an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften mit der Frage, wem die Steine gehören, die aus dem All auf die Erdoberfläche fallen. International sind den Weltraum betreffende Eigentumsfragen in verschiedenen Verträgen der Vereinten Nationen skizziert, erklärt die Weltraumrechtsexpertin Irmgard Marboe vom Juridicum der Universität Wien. Der Weltraumvertrag von 1967 regelte erstmals die Grundsätze für staatliche Tätigkeiten bei der Erforschung und Nutzung des Alls.


In der Vitrine der Marsmeteoriten wird es langsam eng. Der rötliche NWA 12323 gesellt sich nun zu seinen Kollegen vom Mars. Auf der linken Seite sind die drei Klassiker Chassigny, Shergotty und Nakhla, nach denen die drei Mars-Klassen der Chassignite, Shergottite und Nakhlite benannt sind. Daneben liegen Tissint und Zagami – wie bei NWA 12323 handelt es sich um Shergottite.
Foto: NHM Wien / Christina Rittmannsperger

Er enthält ein konkretes Aneignungsverbot von Himmelskörpern, das Recht an Ressourcen ist hingegen umstritten. Diese "Verfassung des Weltraums" zählt 112 Mitgliedsstaaten, darunter alle relevanten in der Raumforschung aktiven Nationen. Es handelt sich der Völkerrechtlerin zufolge um ein recht erfolgreiches UN-Vertragswerk. Der ergänzende Mondvertrag von 1979, der staatliche Tätigkeiten auf dem Mond und anderen Himmelskörpern regeln sollte, ist hingegen nur von 18 Staaten ratifiziert worden. Darunter finden sich keine großen Raumfahrtnationen, Österreich ist jedoch Vertragsstaat.

Seltene Fundstücke
Zwar sind Meteoritenfunde in Österreich eine große Seltenheit, weshalb die Rechtsfrage einen gewissen exotischen Anstrich hat – die Datenbank der Meteoritical Society listet nur acht Meteorite seit 1768 auf Österreichs Territorium auf. Ein neunter Fund, die Hauptmasse des Neuschwanstein-Meteoriten, wurde zwar 2003 im Gebiet der Gemeinde Reutte geborgen, Neuschwanstein gilt jedoch wegen vorangegangener Funde auf der anderen Seite der bayerisch-tirolerischen Grenze als deutscher.


Ludovic Ferrière mit seinem Neuzugang.
Foto: NHM Wien / Christina Rittmannsperger

Um den seltenen Enstatit-Chondriten stritten in der Folge Reutte und der deutsche Finder vor einem Augsburger Gericht, erzählt Ludovic Ferrière, der Kurator der Meteoritensammlung des Naturhistorischen Museums. Das Gericht entschied in erster Instanz auf Basis österreichischen Rechts, dass es sich nicht um einen Schatzfund oder einen Zuwachs auf Reutter Gemeindegrund, sondern um einen herrenlosen Gegenstand handelt, der dem Finder zusteht.

An diesem Beispiel zeigt sich die Problematik: Wie wird der rechtliche Status eines Meteoriten eingeordnet? Im nationalen Recht macht es einen Unterschied, ob ein aus dem All auf den Erdboden gefallener Stein als herrenlose Sache gesehen wird, wie das Augsburger Gericht geurteilt hat, oder ob es sich um einen Zuwachs eines Grundstücks (vergleichbar mit dem natürlichen Fruchtertrag), um einen Fundgegenstand, einen Schatz oder ein Kulturgut handelt. Je nach Sichtweise hat der Finder unterschiedliche Eigentumsrechte an dem gefallenen Himmelskörper, aber häufig auch eine Meldepflicht, sagt Marboe. Bei einem Zuwachs gehört der Stein dem Grundbesitzer, ist es aber ein Schatz, wird dieser geteilt.

In manchen Ländern erhebt der Staat Anspruch auf Meteoritenfunde – in Dänemark leitet sich das historisch vom Recht des Königs auf entdeckte Schätze ab, wird aber auch auf Fossilien und Meteorite angewendet. Die Finder erhalten eine Abfindung. In anderen Staaten gelten strenge Beschränkungen bezüglich der Ausfuhr, der Einfuhr oder auch des Besitzes von oder der Suche nach Meteoriten. Werden gesetzlich zu große Hürden verankert, besteht die Gefahr, dass Meteorite auf dem Schwarzmarkt landen oder nach einem Meteoritenfall sich niemand an der Suche nach möglichen Exemplaren beteiligt. Vom jüngsten Meteoritenfall Österreichs im November 2020 wäre mit einer restriktiven Gesetzgebung vielleicht niemals ein Stück gefunden worden.


"Kindberg" ist nun in der Österreich-Vitrine zu bewundern. Dem achten heimischen Meteoriten leisten Ischgl, Mühlau, Mauerkirchen, Prambachkirchen, Ybbsitz, Minichhof und Lanzenkirchen Gesellschaft.
Foto: Foto: NHM Wien / Alice Schumacher

Damals hatte Ferrière bei seiner Suche auf eine Einbindung der lokalen Bevölkerung gesetzt. Der nach seinem Fundort benannte Kindberg-Meteorit wurde schließlich ein halbes Jahr später auf einem Forstweg entdeckt. Die Finder gehörten zu jenen Personen, die von Ferrière persönlich über den Absturz informiert worden waren. Knapp zwei Jahre nach dem Fall des gewöhnlichen Chondriten in der Steiermark gibt es nun eine Einigung: Zwar bleibt der Stein im Eigentum der Familie, wird jedoch dem Naturhistorischen Museum (NHM) Wien und damit der Öffentlichkeit als Leihgabe zur Verfügung gestellt. Seit Freitag ist der L6-Chondrit deshalb in der Österreich-Vitrine des Meteoritensaales zu sehen.

Der Meteorit vom Mars
Keine Zweifel in der Eigentumsfrage gibt es jedoch bei einem anderen Neuzugang: Ebenfalls seit Freitag ist ein Stein vom Mars Teil der weltgrößten Meteoritenausstellung. Der Meteorit "NWA 12323" wurde vom niederländischen Sammler Ben Hoefnagels 2018 in Agadir erworben. Für den Chef des IT-Unternehmens City GIS ist es das Staunen über die schiere Unendlichkeit von Zeit und Raum, die seine Faszination für Meteorite ausmacht. "NWA 12323" soll im NHM von vielen Menschen mit dem gleichen Staunen bedacht werden, hofft Hoefnagels.


WA 12323 stammt vom Mars. Nun ist er im Naturhistorischen Museum Wien gelandet.
Foto: NHM Wien, Christina Rittmannsper

Der basaltische Shergottit weist auf die vulkanische Vergangenheit des Mars hin, Schockadern erzählen die Geschichte von einem gewaltsamen Zusammenstoß – vielleicht jener, der den Brocken vom Mars Richtung Erde geschleudert hat. Die rötliche Farbe der Kruste stammt nicht vom roten Planeten: Der Aufenthalt in der Wüste hat ihm dazu verholfen. Ferrière will dem Stein nun mit Untersuchungen der Sauerstoffisotope und Spuren der Mars-Atmosphäre seine Geheimnisse entlocken.
(Michael Vosatka, 24.10.2022)


NWA 12323 stammt aus der Wüstenregion Nordwestafrikas. Dort hat er seine rötliche Färbung erhalten. Im Anschnitt ist eine Schockader deutlich sichtbar.
Foto: NHM Wien / Christina Rittmannsperger

Neben der Hauptmasse des Meteoriten erhielt das NHM auch eine Scheibe des Marsmeteoriten.
Foto: NHM Wien / Ludovic Ferrière

Diese wurde für Forschungszwecke in kleinere Stücke geteilt.
Foto: NHM Wien / Ludovic Ferrière

Aus einem Stück wurde ein Dünnschliffpräparat hergestellt. So sieht die hauchdünne Scheibe im Polarisationsmikroskop unter normalem Licht aus...
Foto: NHM Wien / Ludovic Ferrière

...und so mit gekreuzten Polarisatoren. Feinste Details der Kristallstrukturen können so sichtbar gemacht werden.
Foto: NHM Wien / Ludovic Ferrière
Wem gehören Meteorite, wenn sie gefunden werden?
 

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#26
FEUERBALL
Naturhistorisches Museum sucht nach Trümmern des Bayern-Meteoriten
Über Süddeutschland ging diesen Montag ein Meteor nieder. Die Bevölkerung in Österreich ist aufgerufen, Sichtungen zu melden, um die Einschlagsstellen zu finden

Die meisten Meteore verglühen als Sternschnuppen, wie hier in einer Computergrafik dargestellt. Größere Brocken schaffen es aber immer wieder bis an die Oberfläche.
imago images/blickwinkel

Einen Meteoriten zu entdecken ist meist ein außerordentlicher Glücksfall. Es handelt sich in der Regel um Brocken, die vor langer Zeit niedergegangen sind.

Doch ab und zu gelingt es, Meteoriten zu finden, deren Fall gerade erst beobachtet wurde, so etwa 2021 im steirischen Bezirk Kindberg. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist äußerst gering, doch dank besserer wissenschaftlicher Methoden gelingt das zuletzt immer öfter.
Als am Montag um 22.45 Uhr über dem Süden Deutschlands eine spektakuläre Feuerkugel zu sehen war, meldeten sich über 500 Personen, die das Phänomen beobachtet hatten. Das erlaubt der Wissenschaft, die Bahn zu rekonstruieren. Auch über Österreich sei der Meteor zu sehen gewesen, hierzulande seien aber bisher nur wenige Meldungen über Beobachtungen eingegangen, berichtet der Kurator der Meteoritensammlung des Naturhistorischen Museums, Ludovic Ferrière. Er ruft deshalb Menschen in Österreich dazu auf, ihre eigenen Beobachtungen zu melden.

Kameras auf dem Dach des NHM
Ferrière verweist in dem Zusammenhang auf ein einfach auszufüllendes Onlineformular, mit dem Menschen, die ein mögliches Feuerkugel-Ereignis beobachtet oder gar gefilmt haben, ihre Sichtungen und persönlichen Eindrücke schildern können. Bei dem Ereignis vom Montag handelte es sich laut ersten Angaben des "AllSky7"-Netzwerks um eine "sehr helle Feuerkugel". Sie konnte auch am Dach des Museums festgehalten werden.

Der Forscher vom Naturhistorischen Museum Wien war bereits in einige Bergungen von Meteoriten involviert und hat spezialisierte Meteorkameras installiert, die in das "AllSky7"-Netz eingebunden ist. Dahinter verbirgt sich ein europaweiter Verbund, der sich dem Sammeln von Informationen zu aktuellen Feuerkugelsichtungen verschrieben hat. Zwei solcher Meteorkameras sind bereits auf dem Dach des Naturhistorischen Museums angebracht, weitere aus dem "Fripon-Austria-Netzwerk" werden bald in ganz Österreich installiert. Je mehr Sichtungen an die Experten gemeldet werden, desto präziser können Rückschlüsse auf Flugbahn, Geschwindigkeit, Größe, Beschaffenheit und letztlich mögliche Einschlagsstellen gezogen werden.

Auf Basis der Videos arbeiten Fachleute momentan daran, die Flugbahn des außerirdischen Brockens zu berechnen, wie Ferrière erklärt. Am Astronomischen Instituts der Akademie der Wissenschaften der Tschechischen Republik konnte man das Ereignis mittlerweile grob aufarbeiten: Demnach hatte der Meteorit beim Eintritt in die Atmosphäre einen geschätzten Durchmesser von 70 bis 80 Zentimeter und ein Gewicht von rund 260 Kilogramm. Sichtbar wurde die Feuerkugel ab einer Höhe von rund 100 Kilometern über den süddeutschen Städten Ingolstadt und Regensburg.

Am 26. Juni 2023 um 22:45 erschien eine helle Feuerkugel über Süddeutschland.
AllSky7

Anfänglich hatte der Brocken eine Geschwindigkeit von rund 24 Kilometern pro Sekunde. Zu sehen war das rund sechssekündige Ereignis von Dänemark bis nach Mittelitalien. Laut Ferrière ist es aufgrund der bisherigen Informationen relativ unwahrscheinlich, dass Teile gefunden werden. Diese wären sehr klein und auch mit organisierten Suchkampagnen kaum zu identifizieren. Dennoch will man es versuchen.

Solche Bergungen sind insgesamt äußerst selten: Auf österreichischem Boden wurde zuletzt am 4. Juli 2021 ein 233 Gramm schweres Fragment eines Meteoriten in der Gemeinde Kindberg (Steiermark) geborgen. Beim nunmehr "Kindberg-Meteorit" genannten Ankömmling handelt es sich erst um den achten derartigen Fund in Österreich in den vergangenen 250 Jahren und den ersten seit 1977. Das Auffinden wurde durch die Zusammenarbeit von Forschern und interessierten Laien möglich. Die Feuerkugel im Zuge des Sturzes wurde am 19. November 2020 um 4.46 Uhr beobachtet.

Historische Bedeutung
Auch in der Antike hatten die Brocken aus dem All einen hohen Stellenwert und oft religiöse Bedeutung. Pharao Tutanchamun hatte als Beigabe ein Messer aus Meteoriteneisen mit in seinem Grab, zu einer Zeit, als die Ägypter Eisen noch nicht aus Erz herstellen konnten. Auch das zentrale islamische Heiligtum und Hauptziel des gerade zu Ende gegangenen Hadsch, die Kaaba, enthält einen Meteoriten.

Fachleuten wie Ferrière gelingt es aber immer wieder, neue Fragmente von gerade erst niedergegangenen Meteoriten aufzuspüren. Ferrière fand kürzlich in der Normandie in Nordfrankreich ein rund fünf Gramm schweres Fragment eines Meteoriten, dessen Absturz am 13. Februar 2023 beobachtet wurde. Er klassifizierte das Stück, das "Saint-Pierre-le-Viger"-Meteorit genannt wird, als "Gewöhnlichen Chondriten" und brachte es ins Naturhistorische Museum, wo es seit kurzem in der Meteoritensammlung zu sehen ist.

Nicht immer ist die Konfrontation mit einem neuen Meteoriten ein Glücksfall. Erst im April dieses Jahres traf ein Brocken von der Größe eines Tennisballs in Schleswig-Holstein in Norddeutschland ein Haus. Verletzt wurde zum Glück niemand. (red, APA, 30.6.2023)

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Naturhistorisches Museum sucht nach Trümmern des Bayern-Meteoriten
 

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#27
WISSENSCHAFTLICHE SENSATION
Meteoritenfund bei Berlin entpuppt sich als außerordentliche Rarität
In Nauen wurden mehrere Fragmente eines Meteoriten geborgen, dessen Fall am Sonntag beobachtet wurde. Es dürfte sich um einen extrem seltenen Aubriten handeln
Es war ein spektakuläres Leuchtfeuer am Nachthimmel über Mitteleuropa, das den letzten Auftritt des Asteroiden 2024 BX1 am vergangenen Sonntag um 1:33 Uhr mitteleuropäischer Zeit begleitete. Doch was das Ereignis aus wissenschaftlicher Sicht tatsächlich spektakulär macht, sind seine Umstände – von der Entdeckung des nur einen Meter großen und rund hundert Kilogramm schweren Objekts bis zum Fund seiner Überreste in Nauen im Havelland.


Für einen kurzen Moment erleuchtete der Meteor den Nachthimmel über Berlin.
Aye/Marchis via REUTERS/Michael

Zahlreiche Kameras nahmen den Eintritt des kleinen, 15 Kilometer pro Sekunde schnellen Himmelskörpers in die Erdatmosphäre auf. Zum Teil entstanden die Bilder nicht zufällig, denn es war ein Feuerwerk mit Ansage: 2024 BX1 war nur zweieinhalb Stunden zuvor vom ungarischen Amateurastronomen Krisztián Sárneczky am Piszkéstető-Observatorium im nordungarischen Mátra-Gebirge entdeckt worden.

Deshalb wurde der Asteroid von den Beobachtungsnetzwerken Allsky7 und Fripon (an dem auch das Naturhistorische Museum Wien beteiligt ist) schon erwartet und die Eintrittsflugbahn von mehreren Kameras aufgezeichnet.

Asteroid exploding in the sky above Germany ! In West Berlin
CurryBeatZ

Seltene Beobachtung
2024 BX1 gehörte zu den Apollo-Asteroiden, einer Gruppe sogenannter NEOs – "Near Earth Objects", die der Erdbahn nahekommen und Kandidaten für eine Kollision darstellen. Es war überdies erst der achte Asteroid, der vor seinem Impakt auf der Erde beobachtet werden konnte. Erstmals gelang dies vor mehr als 15 Jahren mit dem Asteroiden 2008 TC3, der knapp einen Tag vor seinem Impakt am 7. Oktober 2008 im Sudan entdeckt wurde. Nur von vier dieser acht Asteroiden konnten in der Folge auch Überreste auf der Erdoberfläche geborgen werden. Drei dieser acht Asteroiden wurden übrigens von Sárneczky entdeckt. Zum Glück haben nicht alle von ihm entdeckten Kleinplaneten die Angewohnheit, mit der Erde zu kollidieren, denn der Astronom hat bereits hunderte dieser Objekte in unserem Sonnensystem gefunden, und manche von ihnen haben Durchmesser von mehreren Kilometern.


Sogar in Oberösterreich konnte der Feuerball vom 21. Jänner beobachtet werden. Dem Obmann vom Astronomischen Arbeitskreis Salzkammergut gelang diese Aufnahme des verglühenden Asteroiden mit der All-Sky-Meteoritenortungskamera der Sternwarte Gahberg bei Weyregg am Attersee.
APA/ERWIN FILIMON

Suche nach Meteoritenbruchstücken
Durch die frühzeitige Entdeckung des Asteroiden und die vielfache Aufzeichnung seines Falls war es möglich, das Gebiet relativ einzugrenzen, in dem Meteoriten niedergegangen sein könnten. Die Beobachtungen deuteten darauf hin, dass der kosmische Eindringling westlich von Berlin in der Atmosphäre zerbrechen würde, eine Prognose, die auch prompt eintraf. Ein kilometerlanger Korridor mit nord-südlicher Ausrichtung wurde skizziert, in dem mit Funden von Meteoritenbruchstücken zu rechnen sein könnte – allerdings unter denkbar schlechten Voraussetzungen, schließlich machten die winterlichen Bedingungen eine gezielte Suche nicht einfacher und Zufallsfunde beinahe unmöglich. Doch schon ab Sonntag machten sich zahlreiche Schatzsucher auf den Weg in die Region. Enthusiastische Laien ebenso wie Wissenschafter und professionelle Meteoritenjäger suchten im brandenburgischen Havelland nach den Steinen aus dem Weltall. Am erfolgversprechendsten ist dabei eine Liniensuche, bei der die Mitglieder eines Teams in kleinen Abständen nebeneinander eine Fläche abgehen. Eine Fundgarantie gibt es freilich niemals.

Erster Fund am Donnerstag
Am Freitag wurden trotzdem die ersten Erfolge der Suche gemeldet: Schon am Vortag war ein vierköpfiges Team kommerzieller Meteoritensucher aus Polen in der Stadt Nauen fündig geworden. Sie bargen ein in drei Teile zerbrochenes Fragment mit insgesamt 171 Gramm. Zwei Ungarn konnten am Freitag nach nicht einmal einstündigen Suche den Fund eines 114 Gramm schweren Stückes vermelden, und schließlich fanden zwei Geologiestudenten der Freien Universität Berlin im Nauener Stadtteil Berge zwei kleine Stücke des Meteoriten mit 4,5 respektive 3,1 Gramm. Die beiden gehören einem Suchteam des Berliner Museums für Naturkunde an, an dem auch die Freie Universität und das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt beteiligt ist. Und ein Sucher aus Passau konnte auf einem Feld ein weiteres kleines Fragment entdecken.

Meteorit im Havelland: Offenbar Bruchstücke entdeckt?
Vier Freunden aus dem polnischen Poznan gelang der Traum der #Meteoritenjäger: Sie fanden drei Teile des verglühten #Asteoriden 2024 BX1 bei Ribbeck. Und auch die Wissenschaftler des Naturkundemuseums Berlin waren erfolgreich.
Dieses Video ist ein Bericht aurbb24

Außergewöhnlicher Meteorit
Die vom polnischen Suchteam veröffentlichten Bilder weckten kurzzeitig Zweifel, ob es sich tatsächlich um den gesuchten Meteoriten handelte – schließlich zeigte der gefundene Stein eine höchst untypische grau-scheckige Außenseite und die inneren Bruchflächen leuchteten hellgrau, sogar fast weißlich. Doch trotzdem war ganz klar eine hauchdünne Schmelzkruste zu identifizieren, ein untrügliches Indiz für einen Meteoriten. Üblicherweise ist diese Schmelzkruste bei frisch gefallenen Meteoriten in einem satten und samtigen Schwarz gehalten, da der Eindringling beim Eintritt in die Atmosphäre innerhalb von wenigen Sekunden abgebremst, erhitzt und schließlich fragmentiert wird. Zumindest bei den häufigsten Meteoriten, den gewöhnlichen Chondriten, ist dies das übliche Erscheinungsbild. Die Chondrite bestehen im Wesentlichen aus Chondren, kleinen Silikatkügelchen in einer feinen Matrix, kombiniert mit einem mehr oder weniger hohen metallischen Anteil. Sie stellen ein Abbild der ursprünglichen Materie des solaren Nebels dar, aus dem sich schließlich das Sonnensystem gebildet hat.

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Rarität
Bei dem Neuankömmling im Havelland handelt es sich zwar ebenfalls um einen Steinmeteoriten, jedoch eindeutig um keinen Chondriten, sondern um einen Vertreter einer viel selteneren Klasse. Während die Chondrite keine oder kaum eine Differenzierung durchlebt haben, gehört der Meteorit aus Nauen offenbar zu der vielfältigen Gruppe der Achondrite. Diese stammen von planetaren Mutterkörpern wie größeren Asteroiden, aber auch dem Mond oder dem Mars, die sich während ihrer Entstehung in einen schweren metallischen Eisen-Nickel-Kern und einen leichteren Mantel differenziert haben. Dementsprechend enthalten Achondrite üblicherweise wenig bis keinen metallischen Anteil.

Eine erste Einschätzung des frischen Meteoritenfalles lautete, dass es sich möglicherweise um einen Eukrit handeln könnte. Die Eukrite sind eine Klasse von Meteoriten, deren Ursprung auf dem Asteroiden Vesta vermutet wird. Unter den Achondriten sind sie verhältnismäßig häufig. Beim Nauener Meteoriten könnte es sich aber eine weitaus größere Rarität handeln: sein Erscheinungsbild deutet darauf hin, dass hier ein Aubrit auf die Erde gefallen ist. Diese Meteorite magmatischen Ursprungs enthalten einen hohen Anteil des magnesiumreichen Minerals Enstatit. Sie sind nach dem Meteoriten Aubres benannt, der im Jahr 1836 bei Nyons in Frankreich gefallen ist.

Unter den über achtzigtausend der Wissenschaft bekannten Meteoriten sind nicht einmal 3900 Achondrite. Und Aubrite wurden überhaupt erst 87 gefunden, von denen die wenigsten mehr als ein Kilogramm auf die Waage bringen. Seit dem Fall von Aubres, also seit fast 188 Jahren, konnte in Europa kein Aubrit mehr entdeckt werden. Wenn sich die Vermutung bestätigen würde, wäre der Fall von Nauen also eine wissenschaftliche Sensation. Hierzu sind allerdings noch gründliche Laboruntersuchungen nötig. Ansgar Greshake, der Kurator der Meteoritensammlung des Berliner Naturkundemuseums, äußert sich jedoch überzeugt, dass es sich tatsächlich um einen Aubrit handelt.

Geschichte einer heftigen Kollision
Der Ursprung der Aubrite wird in der Familie des Asteroiden Nysa vermutet. Aber auch der erdnahe Asteroid Eger ist ein möglicher Kandidat. Und sogar der Planet Merkur wurde in der Vergangenheit schon als Mutterkörper der Aubrite ins Spiel gebracht. Jedenfalls erzählen manche Aubrite von einer äußert bewegten Geschichte: Es handelt sich dabei zumeist um Brekzien, also um ein stark fragmentiertes Material, das aus unterschiedlichen Ursprungskörpern stammen kann. In Aubriten wurden auch schon chondritische Reste gefunden, woraus abgeleitet werden kann, dass es auf dem Mutterkörper der Aubrite zu einem heftigen Impakt eines chondritischen Körper gekommen sein muss.

Die Chancen stehen gut, dass noch weitere Bruchstücke des Meteoriten geborgen werden können. Viele werden wohl in privaten Sammlungen landen, doch nicht zuletzt dank des Fundglückes des eigenen Suchteams werden es Exemplare auch in das Berliner Naturkundemuseum schaffen und so der Öffentlichkeit und der Wissenschaft zugänglich sein. Dass ein Stück des Nauener Meteoriten auch in der weltgrößten Meteoritenschausammlung im Naturhistorischen Museum in Wien aufschlagen wird, ist aber vermutlich nicht realistisch. Schließlich ist das altehrwürdige Haus am Ring für die Erweiterung der Sammlung in hohem Maße von privaten Gönnern oder staatlichen Schenkungen abhängig. Dennoch wurde dieses Kunststück vom Kurator der Meteoritensammlung, Ludovic Ferrière, in den vergangenen Jahren immer wieder zustandegebracht.

Sammlungszuwächse in Wien
Auf diese Weise fanden zuletzt Stücke des Meteoriten Almahata Sitta ihren Weg in die Sammlung des NHM. Bei diesem Meteoriten handelt es sich um die Überreste des Asteroiden 2008 TC3, also des ersten Asteroiden, der vor seinem Impakt auf der Erde beobachtet werden konnte. Almahata Sitta ist ein primitiver Achondrit der ebenfalls recht raren Klasse der Ureilite und wird aufgrund seiner außergewöhnlichen Geschichte verhältnismäßig hochpreisig gehandelt. Die Exemplare wurden dem NHM von den Sammlern Vincent und Siegfried Haberer zur Verfügung gestellt. Ebenfalls um einen Ureiliten handelt es sich bei dem Meteoriten Northwest Africa 6344, von dem ein 846 Gramm schwerer Brocken in der Sammlung zu sehen ist. Dass seit dem Fall dieses Meteoriten schon eine geraume Zeit vergangen ist, zeigt sich an seiner deutlichen Wüstenpatina. Das faustgroße Stück konnte dank einer finanziellen Spende der Gönnerin Helga Scherer angekauft werden.


Drei Exemplare von Almahata Sitta sind nun in der Sammlung des NHM zu sehen.
Foto: NHM Wien / Ludovic Ferrière


Der Ureilit Northwest Africa 6344 trägt eine Wüstenpatina.
Foto: Michael Vosatka

Und erst vor etwas mehr als einer Woche konnte Ferrière der Schausammlung ein fast 145 Gramm schweres Stück des Mondmeteoriten Northwest Africa 13859 hinzufügen. Das Geschenk von Thea Carlsson ist nun das zweitgrößte Exemplar eines Mondmeteoriten im NHM.

Mit Laâyoune 002 aufgrund einer privaten Schenkung und Gadamis 005 durch eine Geldspende von Bernhard Wandl sind kürzlich noch zwei weitere Exemplare von Mondmeteoriten in die Schausammlung aufgenommen worden. Als er vor zwölf Jahren mit seiner Tätigkeit im Meteoritensaal des Museums begann, gab es lediglich ein einziges Exemplar eines Mondmeteoriten in den Beständen, erzählt Ferrière. Mittlerweile ist ein gutes Dutzend unterschiedlichster Meteorite vom Mond ausgestellt. Auch die noch selteneren Meteorite vom Mars erhielten jüngst Zuwachs: Northwest Africa 6963 und Northwest Africa 8657 gehören beide zu der Marsmeteoritengruppe der Shergottite und kamen wie auch der Achondrit Al Bir Lahlou 001 als Geschenk von Hideyuki Wada aus Japan ins NHM.


Im Bereich der Mond- und Marsmeteoriten in der systematischen Sammlung im Meteoritensaal wird es mittlerweile eng, doch noch vor wenigen Jahren gab es lediglich einen einzigen Mondmeteoriten im NHM. Der neue Mondmeteorit Northwest Africa 13859 ist im Zentrum des Bildes zu sehen, Gadamis 005 liegt darüber, Laâyoune 002 liegt rechts oben. Unterhalb von NWA 13859 liegt der neue Marsmeteorit Northwest Africa 6963.
Foto: NHM Wien / Ludovic Ferrière

Manchmal kommen neue Stücke aber auch aufgrund des persönlichen Einsatzes des Kurators im Feld ins NHM. Nach dem Meteoritenfall von Kindberg im Jahr 2020 sorgte Ferrière mit einer Sensibilisierung der lokalen Bevölkerung dafür, dass einige Monate nach dem Fall tatsächlich ein Fragment gefunden werden konnte. Und im Fall des Meteoriten Saint-Pierre-le-Viger – ein weiterer Meteorit, dessen ursprünglicher Himmelskörper von Sárneczky kurz vor dem Impakt im Februar 2023 entdeckt wurde – konnte Ferrière ein von ihm höchstpersönlich in der Normandie gefundenes Exemplar der Museumskollektion hinzufügen. Zur Suche ins Havelland schafft es der Wiener Impaktforscher zu seinem Bedauern jedoch nicht.
(Michael Vosatka, 27.1.2024)


Das Exemplar von Saint-Pierre-le-Viger in der Meteoritensammlung des NHM wurde vom Kurator höchstpersönlich gefunden.
Foto: Michael Vosatka

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josef

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08.03.2024 - Video zeigt Meteoriten am Nachthimmel über Oberösterreich
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Ein seltenes Naturschauspiel hat sich am vergangenen Wochenende am Nachthimmel abgespielt. Ein Meteorit, der in die Erdatmosphäre eingetreten ist, wurde von einem „OÖ heute“-Zuseher gefilmt. Aufgenommen wurde das Video mit einer Dashcam, also von einer in einem Fahrzeug angebrachten Kamera.
Online seit heute, 11.58 Uhr
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In der Nacht von Freitag auf Samstag kurz nach 22.00 Uhr war der Meteorit für wenige Augenblicke am Nachthimmel zu sehen. Der „OÖ heute“-Seher hat ihn zufällig gefilmt. Zu sehen ist zunächst ein kleiner heller Punkt am Nachthimmel, der schnell zu einem breiten Lichtschein wird und wieder verschwindet.

Experten bestätigen Sichtung
Experten der Kepler-Sternwarte in Linz haben sich das Video angesehen und bestätigt, dass es sich um einen Meteoriten handelt. Der Lichtschein war sogar von England bis Griechenland zu sehen.

Mehr als 200 Beobachtungen
Bei den offiziellen Stellen sind laut Sternwarte 230 Meldungen von Beobachtungen eingegangen. Jetzt wird berechnet, ob der Gesteinsbrocken aus dem Weltraum vielleicht sogar bis auf die Erde herabgefallen sein könnte und wo sich Brocken befinden könnten.
11.03.2024, red, ooe.ORF.at

Link:
Kepler-Sternenwarte Linz
Video zeigt Meteoriten am Nachthimmel

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...und weiter:
Spektakulär! Foto zeigt Meteorit am Himmel über OÖ
Ein Meteorit sorgte am Wochenende bei Hobby-Astronomen für Aufregung. Die Feuerkugel querte Oberösterreich und kam in Deutschland herunter.

Es war am Freitag um 22.47 Uhr, als das Naturschauspiel am Himmel über Oberösterreich zu sehen war. Zunächst leuchtete die Feuerkugel als ein kleiner heller Punkt in der Atmosphäre auf. Dann entwickelte er sich zu einem breiten Lichtschein, bis er wieder verschwand. Von England bist Griechenland soll das Phänomen gesichtet worden sein. Ein Experte der Johannes Kepler-Sternwarte hat sich Film- und Fotoaufnahmen angesehen. Gegenüber "Heute" bestätigten sie, dass es tatsächlich ein Meteorit war.

Ein Oberösterreicher fotografierte den Meteorit mit seiner Kamera. Ihm gelang um exakt 22.47 Uhr in Fornach bei Zipf eine spektakuläre Aufnahme:

Ein Oberösterreicher fotografierte in Fornach bei Zipf den Kometen.
Hermann Koberger

Wo genau die Feuerkugel dann zu Boden kam ist unklar, Experten gehen vom Gebiet zwischen Würzburg und Frankfurt in Deutschland aus.
Wer sich auf die Suche nach Überresten der Kugel machen will, der sollte das Material mit Gummihandschuhen berühren, keine Metalldetektoren verwenden. Diese können nämlich das Magnetfeld zerstören.

Von Oberösterreich Heute 11.03.2024, 17:07
Spektakulär! Foto zeigt Meteorit am Himmel über OÖ
 
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