Huschte hat geschrieben:
@josef
Vielen Dank für die nette Begrüßung!
@ an alle
Mal eine Frage, die zwar nicht unbedingt hierher passt, aber ich gern mal los werden muß. Leider konnte ich bisher keine eindeutige Antwort auf das Problem des Rechts-/Linksverkehrs in Österreich im Internet ausfindig machen und es gibt zu viele unterschiedliche Aussagen. :qualmer
Wie ist das nun konkret, wo wird noch in Österreich auf den Gleisen links gefahren. Die Pläne aus dem Link (s.o.) deuten ja alle auf Linksverkehr hin. Nun mag es sein, daß die große Umstellungswelle erst nach dem Ende der 1980er Jahr stattgefunden. :gruebel Aber vielleicht kennt jemand hier verläßlichere Angaben.
Ich danke schon mal im Voraus für Eure Antworten!
Es gab in Österreich nie eine verbindlich, d.h. gesetzlich oder durch Verordnung des zuständigen Ministeriums festgelegte Fahrordnung.
Bis zum Aufkommen des Fahrens im Raumabstand (verbindlich vorgeschrieben ab etwa 1900, vorher fuhren die Züge auf zweigleisigen Strecken meist im Zeitabstand) und elektromechanischer Streckenblockeinrichtungen (1877 Wien Staatsbahnhof (= Wien Südbahnhof Bstg. 1-9) - (Wien) Stadlau; 1883 Wien Westbahnhof - (Unter) Purkersdorf, 1884 Wien Südbahnhof - (Bad) Vöslau) war eine Änderung der Fahrordnung nur eine Frage einer Weisung der zuständigen Bahndirektion an die Beamten der entsprechenden Betriebstellen. Auf manchen Streckenabschnitten wechselte die Fahrordnung sogar mehrmals. Mit dem Streckenblock war's dann aus mit der freien Seitenwahl.
Etwa um diese Zeit ordnete das zuständige Ministerium an, dass Linksfahren die Regel sein sollte, wahrscheinlich weil's auf der Straße auch so war. Daher wurden etwa die Westbahn, die Nordbahn, die Südbahn und die Franz-Josefs-Bahn, die vor 1900 wichtigsten Bahnen mit längeren zweigleisigen Abschnitten, beim Verlegen des zweiten Gleises für Linksfahren ausgerüstet. Ausnahmen aus betrieblichen Rücksichten waren aber schon mal immer wieder möglich.
1909 wurde diese Norm vom Eisenbahnministerium widerrufen und das Rechtsfahren zum Regelfall erhoben. Kurz davor oder später zweigleisig ausgebaute Strecken, wie z.B. St. Michael - St.Veit an der Glan, Salzburg - Wörgl oder Wien Ostbahnhof - Bruck an der Leitha, wurden von Anfang an für Rechtsfahren eingerichtet.
Diese Entscheidung war logisch, da auf Dampflokomotiven die Lokführerseite mit den Bedienungshebeln (Regler, Steuerung, Führerbremsventil) rechts ist, und die Signale immer an der Außenseite einer zweigleisigen Strecke stehen (beim Linksfahren also auf der Heizerseite). Bei den vor 1900 üblichen Lokomotiven lag der Kessel aber meist noch niedriger, und die Sicht des Lokführers war dadurch weniger eingeschränkt. Später sah man in der schlechten Signalsicht des Lokführers immer öfter einen Gefahrenfaktor.
Umstellungen von Links- auf Rechtsfahren fanden trotzdem nur selten statt. Die Umstellung der Westbahn begann 1920 (Salzburg Hbf - Vöcklabruck, 1931 bis Attnang-Puchheim ausgedehnt) nur in der Reichsbahnzeit wurde das forciert, aber auch da kam man über Amstetten nicht hinaus. 1991 wurde dann auch zwischen Wien Westbahnhof und Amstetten auf regelmäßiges Rechtsfahren umgestellt, nachdem der Abschnitt komplett für Gleiswechselbetrieb ausgebaut worden war (was bedeutet, das, streng genommen, keine zwei- oder mehrgleisige sondern ein Bündel von eingleisigen Strecken besteht). Den umgekehrten Weg ging man auf der Nordwestbahn, die 1905/06 als eine der ersten Strecken anlässlich des zweigleisigen Ausbaus Wien Nordwestbahnhof - Stockerau für Rechtsfahren eingerichtet worden war: 1984 wurde auf Linksfahren umgestellt.