Inschriften, BDA, weitere Brauereikeller
In dem von Harald genannten Artikel sagt der Bürgermeister von Schwechat, man pflege in Schwechat "eine sehr aktive Erinnerungskultur" an die Gräuel der NS-Zeit. Ich möchte dazu ein paar Anmerkungen machen - es waren übrigens "wir", ein paar Kollegen (stoffi, geist) und ich, die die Inschriften in den Brauereikellern gefunden und deshalb das Denkmalamt verständigt haben.
1) Das Stadtmuseum Schwechat, wo man über die Brauereigeschichte und die NS-Zeit informieren hätte können, wurde von der Stadtgemeinde eliminiert und die Museumsobjekte in ein auch für Forscher unzugängliches Depot eingelagert. Bei unseren Forschungen war es uns nicht möglich, die brauereibezogenen Objekte im Depot zumindest sichten zu dürfen.
2) Auf der offiziellen Webseite der Stadt Schwechat
http://www.schwechat.gv.at/de/geschichte
folgt (Stichwort "sehr aktive Erinnerungskultur") auf das Jahr 1938 direkt übergangslos das Jahr 1954. Die Rüstungsbetriebe in Schwechat, das KZ-Außenlager und die Zwangsarbeiter in den Heinkel-Werken, usw. werden nicht erwähnt. Argumentiert wird originellerweise so, dass Schwechat ja in der NS-Zeit nicht existiert habe, weil es an Wien angegliedert wurde. Somit "gab es in Schwechat sozusagen keine NS-Zeit, weil es Schwechat nicht gab".
3) Als wir hörten, dass weder die Gemeinde (Stadtarchiv), noch die Brauerei die industriegeschichtlich bedeutenden Brauereireste inklusive Kelleranlagen vor der Zerstörung photographisch dokumentiert hatten, und und wir deshalb zunächst anboten, alles kostenlos zu dokumentieren, war das Interesse auf allen Seiten (Gemeinde, Brauerei) endenwollend. Erst nach unserem Anruf beim Denkmalamt bezüglich der Inschriften kam dann etwas Bewegung in die Sache. Aber auch die kurze BDA-Begehung fand erst mit sehr langer Verzögerung statt, und wesentliche alte Kellerbereiche wurden damals, aus welchem Grund auch immer, nicht betreten. Wir urgieren derzeit, dass dies nachgeholt wird, da ein sehr kleiner, aber sehr alter Kellerbereich noch bis 2013 existieren dürfte.
4) Es stimmt zwar, dass - wie geist sagt - die Keller "praktisch weg sind" (auch die mit den Inschriften), aber dies bezieht sich auf den riesigen Bereich der Keller zwischen dem "Alten Brauhaus" (Bienenhof Mandl) und der "modernen" Brauerei (Dosenabfüllanlage). Die alte Brauerei Schwechat besaß außer dieser riesigen Anlage noch zwei weitere Kelleranlagen, die in der NS-Zeit ebenfalls von Rüstungsbetrieben in Anspruch genommen wurden, und diese gibt es noch in Resten. Sie sind von der jetzigen Zerstörung nicht betroffen, werden aber schon seit Jahren (was halt noch davon übrig ist) in verschiedener Weise "genutzt", sodass sie weniger original erhalten sind. Der Schwechater Historiker A. Ezsöl hat hervorragende Forschungen über die Zeit der NS-Diktatur in Schwechat durchgeführt und teilweise publiziert.
5) Was die Keller mit den Inschriften betrifft, so wurden sie im Spätwinter 2012 im Auftrag des BDA fotografiert. Nach Konsultation mit Fachleuten wurde - zu meiner Verwunderung - entschieden, dass sie nicht erhaltenswürdig seien und weggebaggert werden können.