Kloster Heiligen (Klaster Svetce) in CZ

Bunker Ratte

Well-Known Member
#1
Der Legende nach stand hier in längst vergangenen Zeiten ein Felsbrocken mit Schalenvertiefungen, ein Nachlass von einstigen heidnischen Ritualen, bei denen 14 kleine Lichter erschienen. Die älteste erhalten gebliebene Geschichte des Ortes führt uns jedoch ins Mittelalter, wahrscheinlich in die 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts, zu dieser Zeit wurde die Kirche der Vierzehn Heiligen Nothelfern unter Patronat der Kreuzherren mit rotem Stern erbaut, welche in Bezug auf Tachau im Jahre 1329 der böhmische König Johann von Luxemburg erwähnte.

Zu Zeiten von Husmann….
Am 25. Februar 1639 veranlasste der damalige Erwerber der Tachauer Herrschaft Oberst der kaiserlichen Armee Jan Filip Husmann eine Stiftung zur Entstehung des Klosterordens der Paulaner in Heiligen (Svetce) an der Stelle der berühmten Wallfahrtskapelle der 14 heiligen Nothelfer. Der Bau wurde aber aufgrund des dreißigjährigen Krieges nicht eingeleitet. Der Aufbau des Paulaner Klosterareals in Heiligen (Svetce) begann erst im Jahre 1656.

Zu Zeiten des Grafen Losy von Losinthal….
Nach dem Tod des Husmanns und seiner Gattin erhielt die Tachauer Herrschaft der Losy von Losinthal, dem eine weitere Finanzierung des Klosteraufbaus nicht sehr zusagte. Trotzdem wurde die Kirche im Jahre 1674 fertiggestellt.

Zu Zeiten der Windisch-Grätzen….
Nach dem Grafen Losy überging die Tachauer Herrschaft mit dem Kloster im 18. Jahrhundert an Josef Niklas zu Windisch-Grätz, zu seinen Lebzeiten kam es im Rahmen der Josephinischen Reformen zur Auflösung der Paulaner Kloster im Böhmen. Josef Niklas gestaltete in kurzer Zeit den Konvent zu seinem Sitz um.

Der zweite, aus der Familie zu Windisch-Grätz, Alfred I., riss er die Kirche größtenteils ab und baute es auf eine monumentale romanische Schlossresidenz um, die zu seinen Lebzeiten aber nicht beendet wurde. In der Nachbarschaft des Schlosses ließ er eine einzigartige Reitschule erbauen. Nach seinem Tod im Jahre 1862 verfiel das romanische Schloss allmählich. Die heutige Gestalt des Klosters stammt aus den 50iger Jahren des 20. Jahrhunderts, zu dieser Zeit wurde es zu einer Berufsschule umgebaut. Zurzeit findet man hier die Technische Fachschule Svetce. Obwohl die Ruinen des Schlosses ursprünglich zum Abriss bestimmt waren, rettete das unvorhersehbare Schicksal die romanische Ruine auch für weitere Generationen.
Quelle: Bildtafel Bild 611

611.jpg

612.jpg

613.jpg

615.jpg

617.jpg

618.jpg

619.jpg

620.jpg

622.jpg

625.jpg
 

HF130C

Well-Known Member
#6
Vielen Dank für die interessanten Eindrücke!

Ich finde es immer wieder interessant, dass bei unserem nördlichen Nachbarn die Mentalität bezüglich Eigenverantwortung eine ganz andere ist als bei uns oder in Deutschland: Die Ruine ist mehr als baufällig, aber dennoch scheint es keine Verbotsschilder oder Absperrungen zu geben, dafür aber eine Hinweistafel zur Geschichte!
Ähnliches habe ich in Cz auch bei technischen Veranstaltungen erlebt, etwa hier: ŽAMBERK STEAM ENGINE FESTIVAL - GANZTÄGIGE AUSSTELLUNG VON DAMPFMASCHINEN UND ANDEREN HISTORISCHEN GERÄTEN (starestroje.eu)
Jede Menge Maschinen in Betrieb, offene Getriebe, Riemenantriebe, bewegte Fahrzeuge und drum herum hunderte Leute, auch Familien mit Kindern. Und es gibt keine einzige Absperrung und .... es passiert niemandem etwas! Bei uns wäre eine solche Veranstaltung undenkbar und würde niemals genehmigt werden!
Auch aus Frankreich kenne ich diese Mentalität: Kaum Absperrungen bei LP, offene alte Bergwerksstollen zu Hunderten, und keiner regt sich auf wenn man dort seine Fotos schießt ..
Irgendwie schade, dass hierzulande die Selbstverantwortung durch Verbote, Vorschriften und Rechtsprechung immer mehr in den Hintergrund tritt. Andere Länder zeigen, dass es auch anders geht.
 
#7
......Irgendwie schade, dass hierzulande die Selbstverantwortung durch Verbote, Vorschriften und Rechtsprechung immer mehr in den Hintergrund tritt. Andere Länder zeigen, dass es auch anders geht.
Meiner Meinung nach ist die Mehrheit der Bevölkerung in CZ noch mit dem Aufbau der eigenen finanziellen Existenz beschäftigt, so wie in Österreich bis in die 90er Jahre. Da kümmerst man sich nicht um solche Dinge, weil man mit sich selbst beschäftigt ist. Und natürlich werden die ehemaligen Sudendeutschen und Veranstaltungen/Aktivitäten über diese Zeit besonders behandelt, will man sich ja positiv präsentieren.

Eigentlich in vielen östlichen Ländern ungefähr das gleiche erlebt, wie in PL, CZ, SK, H, RO.
RO ist das "freieste" Land, da kannst du Lagerfeuer direkt neben der Straße oder beim Stausee in der Natur machen und dein Haus bauen, wie du willst (aber "erdbebenfest" muss es sein). Allerdings hast du gravierende Probleme im Sozialbereich.

Ich kenne auch Länder mit weitaus schlechteren Angewohnheiten betreffen o.a.
Die nordischen, wie N, S, DK oder Finnland. Habe dort z.B. eine Kiste Wein über die Waldgrenze von S nach N mit dem Auto "geschmuggelt". Geschmuggelt war gut, es war eine Grenze mitten im Wald, aber keiner da.
Na, da glaubst nicht, wie sich die norwegischen Arbeitskollegen darüber empört haben, ist ja illegal ohne Zoll zu zahlen.
Über die Tatsache, dass ich beim Autobahntunnel in Oslo mangels Erfahrung keine Maut entrichtet habe und durch die Vignette Spur passierte, habe ich dann lieber für mich behalten.
Also diese Länder sind um einiges stärker reguliert als hier in A. Anderseits waren dort die amtlichen Einkommen deiner Nachbarn im Internet veröffentlicht. Da konntest du mit der Maus am Computer über die Grundstücke der Gegend ziehen und sehen, wieviel sie verdienen. Bin aber nicht sicher, ob es dies noch gibt - waren ziemlich viele Proteste damals.

Oder z.B. in den USA - da kann es dir sogar passieren, vom Nachbar erschossen zu werden, weil du seinen Maiskolben vom Feld pflückst.
Tatsache! Ich wurde gefragt, ob meine Tochter eh nicht stiehlt - weil der Nachbar hat ein Gewehr und schiesst öfters in sein Feld wegen der Diebe.
Gar nicht zu reden von den vielen abgezäunten Gebieten (Privatgrund, Durchgang verboten). Da ist A geradezu ein Paradies dagegen (z.B. freier Waldzugang).

Allerdings bemerke ich in A, die permanente Verlagerung der Eigenverantwortung von der privaten Person auf den Staat.
 
Oben